Weißenburg bekommt ein Stadtmodell in Bronze

18.1.2019, 08:13 Uhr
Weißenburg bekommt ein Stadtmodell in Bronze

© Wikipedia/Mbdortmund

Die Stadt hat Finanzmittel aus einem Vermächtnis, die für eine solche Anschaffung sinnvoll eingesetzt werden könnten, meinte Oberbürgermeister Jürgen Schröppel, als er seine Idee zu dem Stadtmodell vorstellte. Erstellen soll es Felix Broerken aus dem nordrhein-westfälischen Welver, einer der renommiertesten deutschen Künstler auf diesem Gebiet. Das Modell wird rund 35000 Euro kosten. Ein entsprechender Sockel schlägnochmals mit rund 15000 Euro zu Buche.

Derartige Stadtreliefs sind vielerorts zu finden und dienen auch Blinden und sehbehinderten Menschen als Tastmodelle zur Orientierung. Museumsleiter Dr. Mario Bloier, der das Projekt in der Verwaltung betreut,  nannte als Beispiele Linz und Ingolstadt, aber auch das schottische Edinborough und das kroatische Pula mit seinem römischen Amphitheater. Modelle von Felix Broerken finden sich beispielsweise in Hersbruck, Landsberg am Lech, Nördlingen oder Neumarkt/Oberpfalz. Auf der Referenzliste des Künstlers stehen über 110 Städte.

Anziehungspunkte

Die Modelle bilden in vielen deutschen Städten, aber auch in der Schweiz, Frankreich und den Niederlanden, Anziehungspunkte für Bewohner und Besucher. „Und wenn die blinden Mitbürger auf Fingerkuppen ihre Stadt ertasten, in der sie lange leben, aber die sie nie begreifen konnten, dann ist es jedesmal wieder ein bewegender Moment“, heißt es auf Broerkens Internetseite.

Die Modelle sind maßstäblich stark verkleinerte, detailgetreue dreidimensionale Nachbildungen von kompletten Städten oder Stadtteilen, Sehenswürdigkeiten oder Denkmälern. Entfernungen und Höhenunterschiede, die Anordnung von Gebäuden oder der Verlauf eines Flusses durch eine Stadt lassen sich anhand des Modells mit den Fingerkuppen ablesen. Stadtmodelle werden aber auch von Touristen zur Information und Orientierung gerne genutzt.

Bloier und sein Team haben über 20 Hersteller angeschrieben und sich letztlich nach einem Auswahlverfahren für eine Arbeit des Bildhauers Broerken entschieden. Zeigen soll das Relief nur die Altstadt. Katrin Schramm (Bündnis 90/Die Grünen) lobte die Anschaffung als „sehr gute Idee“, hätte aber gerne die Wülzburg wegen deren geschichtlicher Bedeutung für Weißenburg mit abgebildet gehabt. Andre Bengel (SPD) hingegen plädierte dafür Römerkastell und -therme aufzunehmen.

Bloier erläuterte, dass dies aus Gründen der Maßstäblichkeit nicht möglich sei. Sowohl die Wülzburg als auch die römischen Relikte würden so weit von der Altstadt entfernt liegen, dass das Modell enorm groß gemacht werden müsste oder der Maßstab 1:500 nicht mehr gehalten werden könnte. Und beim Maßstab 1:1000 würden die einzelnen Objekte sehr klein werden. OB Schröppel will das Modell außerdem „eindeutig auf die Reichsstadtthematik reduzieren“. Das Römerthema werde an vielen anderen Stellen in der Stadt gespielt.

Heinz Gruber befürwortet die Anschaffung ebenfalls. Auch für Sehende seien solche Modelle gut zur Orien­tierung. Bei einem Standort in der Nähe des Gotischen Rathauses würde er einen Sandsteinsockel bevorzu­gen.

Für die Ewigkeit

Klaus Drotziger (CSU) brachte als Alternative einen 3D-Druck und damit Kunststoff als Material für das Modell ins Gespräch. Bloier zufolge wurden auch solche Angebote abgefragt. Sie seien aber deutlich teurer als klassisch-handwerklich hergestellte Werke. OB Schröppel befand außerdem: „Bronze ist was für die Ewigkeit.“ Und Rechtsdirektor Stefke wies auf die Haptik hin. Bronze vermittle eine hohe Wertigkeit. Außerdem sei das Material erprobt, wie langlebig moderner Kunststoff sei, wisse man hingegen nicht. Außerdem sei Bronze unempfindlich, auch im Hinblick auf Vandalen, gab Sonja Strunz (CSU) zu bedenken.

Letztlich votierte der Kulturausschuss einstimmig für das Stadtmodell, das in etwa zehn Monaten fertig sein wird. „Ein schönes Vermarktungsdetail“, freute sich OB Schröppel über den Beschluss.

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