Weißenburg braucht wohl keine Kredite

6.8.2018, 08:26 Uhr
Weißenburg braucht wohl keine Kredite

© limes-luftbild.de

„Die Tendenz ist sehr erfreulich“, stellte Kämmerer Konrad Bender im Stadtrat fest. Nun muss man wissen, dass Kämmerer im Allgemeinen und Konrad Bender im Besonderen berufsbedingt eher nicht zum Überschwang neigen. Weißenburgs Oberbürgermeis­ter Jürgen Schröppel (SPD) wusste die Freude seines Finanzchefs denn auch richtig einzuschätzen. „Wenn Herr Bender sich zu so einer Aussage versteigt, dann ist das nicht weiter zu kommentieren.“ Dafür erntete der OB Schmunzler und gute Laune.

Die war nachvollziehbar, denn die Zahlen, die Bender zum Stichtag 15. Juli präsentierte , lesen sich aus Stadtsicht angenehm. Bei der wichtigsten Einnahmequelle der Stadt, der Gewerbesteuer, ist mit rund vier Millionen Euro mehr zu rechnen als im Haushalt kalkuliert. Die angesetzten 9,7 Millionen Euro hatte man schon Mitte des Jahres zu drei Vierteln drin. Inzwischen geht Konrad Bender von 13,6 Millionen Euro aus, die die Unternehmen insgesamt an die Stadt überweisen werden. Davon müsste man ein knappe Million über die Gewerbesteuerumlage nach oben weiterreichen. Hierfür lagen zur Halbzeit des Jahres auch die Einnahmen aus der Einkommenssteuerbeteiligung und vor allem aus der Grunderwerbssteuer ebenfalls deutlich über den Ansätzen.

Am Ende des Jahres scheint bei gutem Verlauf jedenfalls eine schwar­ze Null in Sichtweite. Die gute Hälfte der ursprünglich angenommenen Neuverschuldung von sieben Millionen könnte durch Mehreinnahmen gedeckt werden. Die andere knappe Hälfte könnte sich dadurch ergeben, dass sich verschiedene Projekte verschieben und erst im kommenden Jahr kassenwirksam werden. Dazu zählen unter anderem der Neubau der Vierfachturnhalle oder die Erschließung des neuen Baugebiets in Hattenhof.

Die fetten Jahre

Sollte die Rechnung so aufgehen, wäre diese Null eine sehr schwarze, weil die Stadt pro Jahr einen stolzen Betrag in die Schuldentilgung inves­tiert. 2018 wird man rund 1,1 Millionen der aktuell 12,6 Millionen Euro an Schulden abzahlen. Zwar kommen in den nächsten Jahren für den Turnhalleneubau oder den zweiten Abschnitt der Westtangente noch einige Millio­nenausgaben auf die Stadt zu, aber die extrem kostspielige Sanierung der Mittelschule ist weitestgehend abfinanziert. Die ursprüngliche Prognose einer Verschuldung der Stadt Weißenburg von bis zu 30 Millionen Euro sieht Bender inzwischen als überholt an.

Der Grund sind die ausnehmend fetten Jahre, die die Stadtkasse hinter sich hat. 2018 könnten rund neun Millionen Euro aus dem Verwaltungshaushalt (laufendes Geschäft) in den Vermögenshaushalt (Investitionen) gepumpt werden. „Das waren schon mal nur 800000 Euro und das ist noch gar nicht so lange her“, stellte Bender fest.

Gründe für den andauernden Boom seien vor allem die gute Wirtschaftslage, aber auch der Zuzug, der Weißenburg neue Bürger beschert habe. Ein Ende des Booms sei im Moment auch nicht abzusehen, „obwohl nach dem allgemeinen Zyklus längst mal wieder ein Abschwung kommen müss­te“, so Bender. Aber es gebe keinerlei Anzeichen in diese Richtung.

Allerdings könnten sich schwierige internationale Entwicklungen schnell auf den Stadtsäckel auswirken, weil die Weißenburger Industrie export­orientiert sei. Zudem betonte Bender – ganz der umsichtige Kämmerer –, dass die Prognose zur Jahresmitte zahlreiche Unsicherheiten berge. Ungeachtet dessen ist die allgemeine Stimmung allerdings auch beim obers­ten Finanzmann der Stadt heiter bis sonnig.

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