Weißenburg: Die Kinderkrippen sind voll

13.11.2018, 13:18 Uhr
Weißenburg: Die Kinderkrippen sind voll

© Robert Renner

Sie legte das Zahlenwerk auf Antrag der CSU-Stadtratsfraktion vor, die ei­ne Prognose zum Bedarf an Plätzen in Kindertagesstätten in den nächsten drei Jahren haben wollte. Neben dem Mangel an Krippenplätzen wurde bei Lihrs Bericht deutlich, dass fast alle Kindergartenplätze ausgelastet sind. Für die Hortplätze gibt es sogar eine kurze Warteliste. Hier ist aber vom Freistaat Bayern ein Sonderinvestitionsprogramm zum Ausbau der Schulkinderbetreuung in Aussicht gestellt, heißt es in den Unterlagen.

Lihr geht davon aus, dass der Bedarf an Krippenplätzen auch in den nächsten Jahren steigen wird, unabhängig von der Entwicklung der Geburtenzahlen. Die waren in Weißenburg in den vergangenen Jahren stetig gestiegen, vom Tiefststand mit 116 im Jahr 2011 auf 193 im Jahr 2017. Parallel dazu wuchs der Bedarf und die Stadt baute ihre Krippenplätze sukzessive aus, von 42 im Jahr 2008 auf 60 in 2011 bis zu 104 in diesem Jahr.

Voraussichtlich 143 Geburten

Bis jetzt war der Bedarf stets auch gedeckt. Doch obwohl die Geburtenzahl nun voraussichtlich erstmals nach fünf Jahren wieder sinken wird, werden mehr Krippenplätze gebraucht. Bis zum 8. Oktober, dem Stichtag für Lihrs Erhebung, erblick­ten in diesem Jahr 119 kleine Weißenburger das Licht der Welt. Hochgerechnet bis zum Jahresende liegt die Geburtenzahl bei 143.

Ein deutlicher Rückgang also im Vergleich zum Vorjahr, gleichzeitig wurde das Angebot an Krippenplätzen aber um 20 ausgebaut, weil die Tagesstätte Römer-Schätze der Lebenshilfe in Steinleinsfurt hinzukam. Im kommenden Jahr wird eine Zusatzgruppe in der Stichvilla mit weiteren sechs Plätzen zur Verfügung stehen. Und trotzdem werden die Krippenplätze wohl nicht ausreichen, was alleine aufgrund der Geburtenzahlen nicht vorhersehbar war.

Auf Nachfrage von SPD-Stadtrat Martin Britz meinte Lihr, dass einer der Gründe das Familiengeld sein könnte, das seit 1. September in Bayern an Familien mit ein- und zweijährigen Kindern ausgezahlt wird. Für das erste und zweite Kind gibt es monatlich je 250 Euro, für das dritte und jedes weitere Kind 300 Euro. Das Familiengeld wird unabhängig vom Einkommen und der Betreuungsart ausgezahlt.

Ein deutliches Plus an Krippenplätzen in Weißenburg wird es ab 2020 geben, wenn die neue Kindertagesstät­te der Diakonie an der Schwärzgasse gebaut ist. Dann steigt die Zahl auf 134 Plätze an. Alles in allem wird es bis 2020 in Weißenburg 832 Kinder­betreuungsplätze geben, also Krippen, Kindergarten- und Hortplätze zusam­mengerechnet. 2008 waren es 621, aktuell sind es 747. Das weitere Plus entsteht im Wesentlichen durch die Einrichtung der Diakonie, die im April 2020 in Betrieb geht.

Die Kinderbetreuung bedarf also steter Anpassungen und Investitionen. Lihr zeigte auf, was allein im laufenden Jahr in diesem Bereich passiert ist. So wurde der Neubau der Diakonie im Frühjahr beschlossen. Die integrative Kindertagesstätte Römer-Schätze wurde im Februar in Betrieb genommen, zwei Monate später startete der städtische Waldkindergarten. Ferner beschloss der Stadtrat die Erweiterung der Kinderkrippe in der Stichvilla um sechs Plätze ab Januar 2019 und den Anbau an die „Römer-Schätze“, der ab September nächsten Jahres nutzbar sein soll.

In den vergangenen zehn Jahren ist aber auch der städtische Kostenanteil für die Kinderbetreuung deutlich gestiegen. 2008 gab Weißenburg dafür knapp 1,08 Millionen Euro aus, 2017 war es mit fast 1,9 Millionen Euro beinahe doppelt so viel.

Wie sich der Bedarf an Krippen-, Kindergarten- und Hortplätzen in Weißenburg in den nächsten Jahren tatsächlich entwickeln wird, ist freilich schwer vorherzusagen, „weil wir ja nicht wissen, wie viele Kinder 2019 zur Welt kommen und dann 2020 auch tatsächlich einen Krippenplatz haben wollen“, machte Oberbürgermeister Jürgen Schröppel (SPD) deutlich. Und der Verwaltung „hellseherische Fähigkeiten abzuverlangen, sei schwierig“, fügte er spaßhaft an.

„Auf einem guten Weg“

Die Stadt versuche so gut es geht auf Entwicklungen zu reagieren. Man müsse sich aber immer auch klar sein, dass vom Beschluss für eine neue Tagesstätte bis zu deren Eröffnung rund zwei Jahre vergehen. Alles in allem sieht das Stadtoberhaupt die Kinderbetreuung aber „auf einem guten Weg“. Das angekündigte Investitionsprogramm für Horte werde die Stadt nutzen. Außerdem wolle Schröppel mit der Diakonie sprechen, ob sie eine weitere Krippengruppe an ihren Neubau anhängen könne.

Nichtsdestotrotz müsse man „an dem Thema dranbleiben“, machte CSU-Fraktionsvorsitzender Klaus Drotziger deutlich. Seiner Ansicht nach ist die Begründung für den Andrang in den Krippen einfach: Die ­Geburtenzahl ist deutlich stärker gestiegen als die Zahl der Betreuungsplätze.

Andre Bengel machte auf die „enormen Schwankungen“ sowohl bei den Geburtenzahlen als auch beim Betreuungsbedarf aufmerksam. Es sei eine einmalige Situation, dass die Stadt im Krippenbereich so vielen Eltern Absagen erteilen müsse. Alles in allem aber sieht der SPD-Fraktionsvorsitzende die Stadt ebenfalls „auf einem guten Weg“. Seiner Ansicht nach „ist das große Problem aber das Personal. Wenn in diesem Beruf nicht besser bezahlt wird, können wir uns hier die Hacken ablaufen und erreichen doch nichts.“

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