Weißenburger Schüler gestalten Dokumentationszentrum Nürnberg mit

29.6.2016, 14:00 Uhr
Weißenburger Schüler gestalten Dokumentationszentrum Nürnberg mit

© FOS

Die Dauerausstellung im Doku­zentrum kannten so gut wie alle Schüler, gehört sie doch zum Standardrepertoire eines pädagogisch wertvollen Geschichtsunterrichts. Die Begeisterung hielt sich dementsprechend in Grenzen als in der Weißenburger Klasse die Idee der Exkursion vorgestellt wurde. Doch bereits bei der weiteren Vorstellung des Konzeptes wurden die Augen größer, die Ohren länger und die Gehirne offener. „Wir sollen, können, dürfen Vorschläge erarbeiten, wie die Ausstellung schülerspannender wird und was mit dem Gelände zukünftig passieren könnte? Wir sind Teil eines Experimentes? Wir sind dabei!“, lautete die Devise. 

Bald wurde hitzig über die unterschiedlichen Konzepte der Experten diskutiert, die vom teuren Kompletterhalt des Geländes und der derzeitigen Ausstellung, einer steril-unbegehbaren Plastikumhausung der Zeppelintribüne, über eine Umwidmung Richtung Freizeitpark bis zum „Totalabriss“ reichen. Der Bann war gebrochen, die Klasse Feuer und Flamme – nicht nur wegen der Aussicht auf einen schulfreien Tag.

Zu Beginn des Experimenttages besuchte die Klasse pünktlich, interessiert und vollzählig die Ausstellung „Das Gelände“. Der in Stahlträger eingepasste Ausstellungskubus hat keinen klassischen Eingang, fordert schon zu Beginn heraus. Manche Schüler kletterten ins Innere, andere schlüpften unter den Stahlträgern durch, wieder andere zwängten sich zwischen die Exponate ins Innere. Ausstellungsbegleiter Dr. Ingmar Reither war beeindruckt vom Pioniergeist der Schüler, andere Klassen stünden minutenlang unschlüssig vor der Ausstellung und warten auf das Signal  der Lehrkräfte.

Lernfelder bis Rennstrecke

Anschließend warfen die Schüler einen Blick in die Ausstellungsbesprechungen an den Feedbackwänden und die Bewertungen im Besucherbuch, um sich ein Bild zu machen, was die Besucher aus allen Teilen der Welt und als Kritik formuliert hatten. Besonders mutig und spannend fand die Klasse, dass das Museum die Parolen und Zeichnungen mit rechtsextremen Inhalten nicht herausgenommen hat, sondern als Gesprächsimpuls hat stehen lassen.

Das Experiment selbst startete im Seminarraum des Dokumentationszentrums, wo die Klasse gemeinsam mit dem Museumsvertreter und ebenso untereinander diskutierte, um dann in Plakatform als auch mit selbstgebastelten Modellen ihre Konzeptvorschläge zu entwickeln.

Die Ideen waren so bunt wie die Schüler es sind, auch wenn die Klasse seltsamerweise an jenem Tag komplett in schwarz in Nürnberg angerückt war: Ein Sport-Parcours mit Geschichtslernfeldern, ob zum Walken oder auf Inlineskates, ein Themenhotel zur Geschichte Nürnbergs und zum Dritten Reich, eine Open-Air-Anlage mit Musik-, Kino- und Theaterbühne, eine Rennstrecke mit historischem Background …

Nach einer Präsentation dieser Vorschläge und einer intensiven Nachbesprechung fanden die Ideen Einzug ins Projektportfolio der Museen der Stadt Nürnberg, die später den Verantwortlichen vorgestellt wird.

Die Beteiligung der Schüler dürfte damit ganz im Sinne des Nürnberger Oberbürgermeisters Ulrich Maly sein. „Nürnberg hat nicht die Option, sich mit der Frage zu beschäftigen, ob man sich mit dem Gelände auseinandersetzt. Nürnberg hat nur die Option, sich der Frage zu stellen, wie man sich mit dem Gelände auseinandersetzt.“

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