Weißenburgs FDP-Stadtrat findet Sozialgräber "unwürdig"

22.9.2014, 08:50 Uhr
Weißenburgs FDP-Stadtrat findet Sozialgräber

© Steiner

Für Alexander Kohler (FDP) steht eines fest: „Die derzeitige Praxis ohne Namen ist pietätlos und unwürdig.“ Zum einen habe der beerdigte Mensch Zeit seines Lebens einen Namen geführt. Zum anderen seien ohne einen Hinweis auf den Verstorbenen für Angehörige und Freunde keine würdige Trauerarbeit oder ein Gedenken möglich.

Längst nicht alle Mitglieder des Hauptauschusses, die den Antrag vorab diskutierten, waren der gleichen Meinung. Oberbürgermeister Jürgen Schröppel (SPD) verwehrte sich beispielsweise entschieden gegen den latenten Vorwurf, dass die Bestattung von Bürgern, die keine Hinterbliebenen mehr haben, in irgendeiner Art und Weise „unwürdig“ sei. Im Übrigen handle es sich, wie offenbar weitläufig angenommen werde, nicht um Menschen, die mittellos seien, sondern lediglich um Menschen, die keine Angehörigen mehr hätten. Namensschilder würden in diesem Bereich des Friedhofs nach Schröppels Meinung dennoch zu einer Stigmatisierung führen.

Bestattung im Baumfeld?

Das Stadtoberhaupt schlug vor, die Verstorbenen, die keine Angehörigen mehr haben, künftig im Baumfeld zu bestatten. Dort könne, wenn das gewünscht werde, dann auch ein Namensschild angebracht werden. Der ausdrückliche Wunsch des Verstorbenen müsse allerdings bekannt sein. Denn rein juristisch gelte ein Schweigen noch lange nicht als Zustimmung.

CSU-Fraktionsvorsitzender Klaus Drotzinger kündigte an, dass seine Fraktion Kohlers Antrag mittragen wolle, weil bislang auf dem Friedhof die Gräber oftmals gar nicht als solche wahrgenommen würden und Friedhofsbesucher ohne Absicht arglos über die Gräber laufen, weil sie diese für Rasenflächen halten.

Gerhard Naß (SPD) stärkte dagegen seinem Parteifreund Schröppel den Rücken: „Der letzte Wille sollte entscheidend sein. Die Einwilligung sollte in irgendeiner Form vorliegen.“ Diese Ansicht vertrat auch Bernhard Amend (CSU), bekanntlich Jurist: „Der Wille des Verstorbenen sollte klar vorliegen.“ Amend betonte zudem, dass aus seiner Sicht das Grab klar erkennbar sein sollte, sodass niemand aus Unkenntnis einfach darüber läuft.

Wolfgang Haubers (FW) Vorschlag, die Friedhofsordnung dahingehend zu ­ändern, dass auto­matisch auf jedem Grab ein Name stehen muss, erntete von allen Seiten Widerspruch. Weil Stadtrat Kohler in der Sitzung des Hauptausschusses nicht anwesend war, wurde noch kein konkreter Be­schluss gefasst und das Thema erst einmal vertagt. Aus Oberbürgermeister Schröppels Sicht ist ohnehin keine Eile geboten: „Bei diesem Thema pressiert es ja nicht.“

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