Windsbacher Knabenchor begeisterte in Weißenburg

3.3.2015, 13:00 Uhr
Windsbacher Knabenchor begeisterte in Weißenburg

© Uwe Mühling

Gleich zu Beginn des kirchenmusikalischen Programms 2015 in Weißenburg war der Auftritt des Chores unter seinem Leiter Martin Lehmann ein echtes kulturelles Highlight. Auch wenn es in der Andreaskirche jahreszeitlich bedingt recht kühl war, so wussten die jungen Chormitglieder mit ihren glasklaren Stimmen und ei­ner enormen Homogenität doch die Herzen der Zuhörer zu erwärmen.

Ab dem ersten Werk zogen die Windsbacher das Publikum in ihren Bann: „Warum ist das Licht gegeben dem Mühseligen?“, hieß diese Motette für vier- bis sechsstimmigen Chor von Johannes Brahms. Allein die Intonationen des kleinen Wörtchens „Wa­rum“ konnten einen fesseln und faszinieren. Und damit kündigte sich zugleich an, was in dem knapp eineinhalbstündigen Programm folgen sollte: Chormusik auf allerhöchstem Niveau, gesungen mit großer Hingabe und Leidenschaft.

Und das ist alles andere als selbstverständlich. Immerhin handelt es sich um Kinder, Jugendliche und junge Männer der 5. bis 12. Klasse. In ihrer Freizeit gehen sie ganz normalen In­teressen wie Sport, Handy, Lesen oder Computer nach. In der Chorarbeit allerdings widmen sie sich mit einer eindrucksvollen Ernsthaftigkeit christlichen Botschaften und  – ehrlich gesagt – mitunter auch recht bedrü­ckenden und schweren Texten. Bemerkenswert: Manche der Chorknaben singen das komplette Konzert ohne Text- oder Notenblatt.

Kopf des rund 70 Sänger umfassenden Konzert- und Reisechores ist Martin Lehmann. Der Dirigent und Leiter ist seit Februar 2012 im Amt. Das erste Konzert unter seiner Regie fand vor drei Jahren in der Pappenheimer Stadtkirche statt. Ihm ist es gelungen, die hochgeschätzte Arbeit des langjährigen Chorleiters Karl-Friedrich Beringer fortzuführen, weiterzuentwi­ckeln und das Weltklasseniveau zu halten.

In Weißenburg zeigte sich Martin Lehmann als sympathischer, höchst engagierter Dirigent, der seine jungen Sänger mit klaren Gesten und großer Sicherheit durch die anspruchsvollen, bis zu achtstimmigen Werke führte. Neben Brahms gehörten Christoph Willibald Gluck, Felix Mendelssohn Bartholdy, Benjamin Britten, Anton Bruckner, Knut Nystedt, Emanuel Vogt, Rudolf Mauersberger, Max Baumann und Gottfried August Homilius zu den aufgeführten Komponisten. Von vertonten Psalmen bis hin zu ei­nem berührenden „Pater Noster“ reichte das Spektrum.

Tränen in den Augen

„Ich bin wie immer ganz begeis­tert“, schwärmte Dr. Andreas Palme stellvertretend für viele Konzertbesucher. Der Vorsitzende der Volkshochschule Weißenburg freute sich beson­ders über die „wunderbare Fortsetzung der beringerschen Tradition durch Martin Lehmann“  und bewunderte vor allem die „Intonationsreinheit“ der Sängerknaben. Palme: „Bei den Windsbachern hat man immer zwei, drei Momente, in denen man Tränen in den Augen hat.“

Ebenfalls „sehr beeindruckt“ zeigte sich Peter Schiebsdat. Er ist bei der Sparkasse Mittelfranken-Süd der Leiter der Weißenburger Hauptgeschäftsstelle. Sein Geldinstitut hatte als Sponsor die moderaten Eintrittspreise für das Konzert in St. Andreas möglich gemacht. Für Schiebsdat war es der erste Besuch eines Konzerts der Windsbacher. Dabei zeigte er sich sehr angetan von der hohen Qualität. „Das hat was“, sagte er und freute sich mit Blick auf die gut besetzte Kirche: „Es ist toll, wenn die Leute ein solches Angebot so gut annehmen.“

Ebenfalls sehr zufrieden mit der Resonanz war Organisator und Kantor Michael Haag. Auch er zeigte sich begeistert vom Auftritt der Windsbacher: „Da gibt es nichts zu meckern oder zu kritisieren.“ Aus seiner Sicht erfüllt der Knabenchor sämtliche muskalische Parameter wie Lebendigkeit, Intonation, Dynamik, Aufmerksamkeit und einiges mehr in geradezu perfekter Weise. Haag hob auch die Klarheit der Stimmen und die Sprachkultur hervor. Egal ob auf Deutsch, Englisch oder Lateinisch – die Windsbacher sorgen durch dieses Element für eine sehr hohe Textverständlichkeit.

Im großen und lang anhaltenden Schlussapplaus, dem noch eine Zu-gabe folgte, war auch Michael Haag eingeschlossen. Er hatte an der Orgel mit der Brahms-Komposition „Praeludium und Fuge g-Moll“ das Konzert eingeleitet und im weiteren Verlauf mit Werken von Sigfrid Karg-Elert („Ave Maria“) und Johann Sebastian Bach („An Wasserflüssen Babylon“) die nötigen Verschnauf- und Sitzpausen für den Chor gekonnt gestaltet. Alle drei Orgelstücke fügten sich dabei bestens in den Kontext der Windsbacher Motetten ein.

Nicht umsonst sprach Haag am Ende davon, dass das Konzert des Knabenchores bei den Zuhörern wohl „noch länger nachklingen wird“. Die Sänger selbst ließen es auf andere Weise ausklingen: Sie bekamen im Gemeindehaus St. Andreas ein leckeres Abendessen mit Schaschlik, Schnitzel und Co., das sie sich redlich verdient hatten.

Chorleiter Lehmann und der Direktor des Studienheims, Thomas Miederer, informierten derweil inte­ressierte Eltern und Kinder über die Windsbacher Einrichtung. Für Mie­derer, der bekanntlich längere Zeit als Pfarrer in Weißenburg tätig war, war die Rückkehr wie immer auch mit ein bisschen Wehmut verbunden, wie er selbst sagte.  

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