Sind die Bauern Schuld an der Algenplage im Seenland?

2.8.2014, 14:28 Uhr
Sind die Bauern Schuld an der Algenplage im Seenland?

© Limes Luftbild

„Die Algenplage am Altmühlsee kann in den nächsten Jahren wirksam bekämpft werden“, schreibt das Jülicher Institut in einer Pressemitteilung. Eine kühne Ansage, denn die Wissenschaftler haben herausgefunden, was viele vermuteten. Der überwiegende Anteil des Phosphats im Wasser des Altmühlsees kommt aus der Landwirtschaft. Am Altmühlsee haben die Wissenschaftler eine Quote von rund 60 Prozent errechnet.

Das Hauptproblem ist die Erosion. Phosphor aus Gülle und Mineraldünger wird bei starken Regenfällen mit dem Ackerboden in die Seen geschwemmt, stellt Agrosphärenforscher Dr. Björn Tetzlaff fest. Das Wasserwirtschaftsamt Ansbach hatte 2012 das Institut mit einer Studie beauftragt. Es untersuchte Geologie und Bodenverhältnisse in einem festgelegten Gebiet um den See und fütterte ein Simulationsprogramm mit den Daten. Das Ergebnis liefere räumlich präzise Aussagen, aus welchen Quellen und in welchen Mengen der Mineralstoff in den See gelangt, schreibt das Forschungszentrum in einer Pressemitteilung.

Rottenberger ist sauer

„Da rollt’s mir die Zehennägel auf, wenn ich das höre“, ärgert sich BBV-Kreisobmann Fritz Rottenberger. „Da füttert man irgendein Programm mit diffusen Daten und stützt dann derart schwerwiegende Aussagen darauf.“ Der Altmühlsee habe ein riesiges Einzugsgebiet; wenn man da nur ein we­nig an den Parametern schraube, kä­men völlig andere Resultate heraus, glaubt Rottenberger. Bemerkenswert ist das Ergebnis der Jülicher Forscher deshalb, weil es die Landwirtschaft als Hauptverursacher der Algenplage ausgemacht hat. Die Studie bezieht sich zwar nur auf den Altmühlsee, die Situation an den anderen Gewässern des Seenlands dürfte aber ähnlich sein.

Mit rund 26 Tonnen Phosphateintrag in den Altmühlsee sei die Landwirtschaft für 60 Prozent der „Düngung“ des Gewässers verantwortlich. Weitere 25 Prozent gingen auf das Konto von unzureichend reinigenden Kläranlagen an Altmühlsee und Altmühl selbst.

Rottenberger mag an diese Lastenverteilung nicht glauben. „Es ist klar, dass die Landwirtschaft ihren Anteil hat, aber wir lassen uns nicht alleine den Schwarzen Peter zuschieben.“ Es müssten verschiedene Faktoren zusammenkommen, um eine Algenblüte auszulösen. Unter anderem spielt das Wetter eine entscheidende Rolle.

Der Bauernvertreter verwies auf die Bemühungen der Landwirte. In den vergangenen Jahren sei die Düngemittelverordnung mehrfach verschärft worden. „Wir dürfen nicht einfach rauskippen, was wir wollen“, stellt Rottenberger fest. Landwirtschaftliche Betriebe müssten inzwischen Güllebilanzen vorlegen, von denen das Volumen des erlaubten Düngerzukaufs abhängt. Die erlaubte Menge an Dünger werde seit Jahren reduziert, und die Landwirte seien verpflichtet, mit regelmäßigen Bodenuntersuchungen nachzuweisen, dass ihre Äcker nicht zu viel Nährstoffe enthalten. Speziell im Seenland habe man zudem viel ge­gen die Erosion unternommen. So würden mehr Zwischenfrüchte angebaut, die den Boden festhalten, und das Mulchsaatverfahren angewendet.

Das Forschungszentrum leitet aus seinen Ergebnissen einfache Handlungsanweisungen ab. Es rät zu sparsamem Düngen oder der Umwandlung von Acker- in Grünflächen. Das eine tue man bereits, das andere habe seine Grenzen erreicht, sagen die Bauern. Viele Flächen an Altmühl und rund um den Altmühlsee seien bereits Wiesen, die kaum oder gar nicht gedüngt werden, so Rottenberger. Dem stößt ohnehin sauer auf, dass zurzeit „jeder in die Landwirtschaft quasselt, ober er eine Ahnung hat oder nicht“.

Algenplage feiert Zehnjähriges

Die Forscher schlagen außerdem die Anpflanzung von Uferstreifen vor, um das Einschwemmen des Ackerbodens in die Seen zu vermeiden. Allerdings sind sowohl rund um den Altmühlsee als auch an den Brombachseen die Ufer bereits üppig begrünt.

Immerhin an anderer Stelle zeichnet sich eine Verbesserung ab. Die Phosphatbelastung aus den Kläranlagen wird mittelfristig abnehmen, sind sich die Forscher sicher. Dank verbesserter Fördergelder durch den Freistaat ha­ben zahlreiche Gemeinden im Einzugsgebiet des Altmühlsees ihre Anlagen technisch aufgerüstet. Bereits 2015 werden 17 Anlagen fertig und dann erheblich weniger Phosphate in den See einbringen. Mittelfristig werde sich der Eintrag von rund elf auf sechs Tonnen pro Jahr reduzieren, glaubt das Institut für Bio- und Geowissenschaften.

Seit knapp zehn Jahren sind die Blaualgen im Seenland ein Problem. In fast jeder Saison färbten sich Altmühlsee, Igelsbachsee oder der Kleine Brombachsee zwischenzeitlich grün – mal mehr, mal weniger schlimm. Die Algen, die eigentlich Bakterien sind, sehen nicht nur unangenehm aus, sie können auch zu Übelkeit und Haut­reizungen führen. In der Folge musste das Gesundheitsamt immer wieder Badewarnungen erlassen. Für die
Urlaubsregion Fränkisches Seenland ein schwerer Imageschaden.

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