Alte Granate sorgte für Aufregung

20.7.2012, 08:03 Uhr
Alte Granate sorgte für Aufregung

© Renner

Bei Erdbauarbeiten hatte ein Baggerfahrer plötzlich einen harten, metallischen Gegenstand in etwa einem halben Meter Tiefe unter einer Asphaltschicht entdeckt. Vier Wohnblöcke, inklusive einer Tiefgarage, sollen dort entstehen. Der Bagger war schon auf den letzten Metern der Aushubfläche angelangt, als die Schaufel gegen das verrostete Metallteil stieß.  Der Arbeiter verständigte seinen Chef, der den Gegenstand auf einen Holzstoß legte. Dann wurde den Männern klar, welch brisanten Fund sie gemacht hatten. Sie verständigten die Polizei.

Eine Streife nahm den Sprengkörper in Augenschein, fotografierte ihn und schickte die Bilder per Mail an das Sprengkommando Nürnberg. Die Experten der in Feucht ansässigen Firma, die vom Freistaat Bayern mit der Beseitigung von Kampfmitteln beauftragt ist, waren sich anhand der Aufnahmen schon sicher, dass eine Sprengung vor Ort nicht nötig war. „Das sagt mir die Erfahrung, dass das Teil transportfähig ist“, sagte einer der beiden Fachleute rund eine Stunde später am Fundort und verstaute es in einer Holzkiste im Heck seines Transporters.

Baggerschaufel als Sonnenschutz

Die Polizei hatte die Baustelle abgesperrt und veranlasst, dass der Baggerfahrer, der zwischenzeitlich schon in den wohlverdienten Feierabend gegangen war, nochmals zurückkam. Mit der Schaufel seines Arbeitsgeräts musste er die Granate abdecken. Das hatte das Sprengkommando schon am Telefon empfohlen, denn bei starker Sonneneinstrahlung erhitzt sich der Sprengstoff und wird noch empfindlicher, erläuterte einer der Experten.

Für ihn und seinen Kollegen stand rasch fest, dass es sich um eine Granate aus dem Ersten Weltkrieg handelte, ihr Zünder fehlte. Wie sie an den Fundort kam, ist unklar. Dass das gut 30 Zentimeter lange Rohr schon lange im Boden lag, war aber eindeutig zu erkennen. Es handelte sich nicht um einen Blindgänger, denn die Granate war, so viel konnten die Kampfmittelfachleute sagen, nicht abgeschossen worden. Nicht einordnen konnten die beiden, ob es sich um eine Sprenggranate oder um ein mit Metallkugeln gefülltes Schrapnell handelt.

Hätte die Baggerschaufel die Granate unglücklich erwischt, hätte sie sehr wohl explodieren können. Während ein Schrapnell vor allem Menschen schwer verwundet hätte, hätte eine Sprenggranate zudem erheblichen Sachschaden angerichtet. Die Fassaden der Wohnblöcke auf der gegenüberliegenden Straßenseite wären auf jeden Fall beschädigt worden. Sämtliche Fensterscheiben der umliegenden Häuser wären zersplittert, war sich das Sprengkommando sicher.

Nichts Außergewöhnliches

Für die beiden war der Fund aber nichts Außergewöhnliches. Vom Standort Feucht aus wird von ihrer Firma der gesamte nordbayerische Raum betreut. Granaten aus dem Ers­ten und vor allem aus dem Zweiten Weltkrieg werden häufig gefunden. Der Einsatz in Weißenburg war für die beiden Feuerwerker an diesem Tag bereits der fünfte. Zuvor waren sie unter anderem in Marktbergel und Fürth beschäftigt.
Rund 800-mal im Jahr werden die Sprengstoffexperten des Unternehmens bayernweit zu Hilfe gerufen. Im Auftrag des Innenministeriums entschärfen oder sprengen die Männer ros­tige Blindgänger, bergen brüchige Brandbomben und vernichten Weltkriegsmunition. Die Kosten für die Entschärfung und Entsorgung von etwa 700000 Euro pro Jahr trägt der Freistaat.

Auch fast 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges schlummern in Bayerns Böden noch immer Tausende Tonnen Munition. Allein im Jahr 2009 wurden nach Angaben des Bayerischen Innenministeriums rund 35 Tonnen gefunden.
Die Granate aus Weißenburg nahm das Sprengkommando erst einmal mit nach Feucht, wo sie in einem Bunker gelagert wird. Beim nächsten Sprengstofftransport in die zentrale Sammelstelle des Unternehmens im Raum Ingolstadt wird sie mitgenommen und irgendwann zusammen mit anderen Granaten fachgerecht entsorgt.

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