Sparkasse in Mittelfranken-Süd ist bald ohne Chef

5.11.2010, 20:44 Uhr
Sparkasse in Mittelfranken-Süd ist bald ohne Chef

Das führende Geldinstitut im Weißenburger Raum bleibt eigenständig und sucht nun einen neuen Chef. „Es gibt derzeit keine Fusionsplä­ne“, stellte Mattias Nester auf Anfrage des Weißenburger Tagblatts klar. Der 49-Jährige wechselt auf eigenen Wunsch zum 1. Mai zur Sparkasse nach Koblenz. Diese ist mit 4,2 Milliarden Euro Bilanzsumme etwas größer als die hiesige mit 3,2 Milliarden Euro. Nester: „Ein solcher Einschnitt ist natürlich auch immer ein Anlass für die Bank, die eigene Position zu bestimmen und sich Gedanken über die Zukunft zu machen.“

Der 24-köpfige Verwaltungsrat, an dessen Spitze Roths Landrat Herbert Eckstein steht, habe sich deshalb Gedanken gemacht, wer als potenzieller Partner in Frage käme, und hatte dabei besonders die Nürnberger Sparkasse im Blick. Das deutlich größere Haus (9,0 Mil­liarden Bilanzsumme) zeigte offenbar auch Interesse, dennoch wurden sich beide Seiten nicht einig. In Bankenkreisen heißt es, die Nürnberger wollten das südliche Mittelfranken mehr oder minder einfach schlucken, zumal die hiesige Sparkasse ohnehin eine zu dünne Eigenkapitaldecke habe und ei­nen Partner bräuchte.

Nester bestreitet diese Darstellung: „Ich habe das eher als werbend empfunden.“ Immerhin wäre die Sparkasse Mittelfranken-Süd „nicht nur Beute, sondern auch ein Gewinn“. Wenngleich aus rein betriebswirtschaftlichen Gründen ein Zusammenschluss durchaus Sinn mache, würden bei der Sparkasse eben auch andere Punkte wie die regionale Verankerung sehr hoch gewichtet. Nester: „Die Sparkasse ist mit den Menschen in der Region verhaftet.“ Eben deswegen müssten mögliche Gewinnausschüttungsinteressen manchmal auch etwas zurückstehen.

Gespräche gestoppt

Als klar war, dass die Sparkasse Mittelfranken-Süd auch ohne Partner die verschärften Eigenkapitalkriterien von Basel III (das neue Regelwerk für Finanzinstitute, das als Folge der Finanzkrise die Vorgaben für Banken deutlich verschärfen wird) erfüllt, stoppte der Verwaltungsrat die Fusionsgespräche und sucht stattdessen nun nach einem neuen Vorstandsvorsitzenden, um das Führungstrio wieder zu komplettieren. Zu zweit sei ein Haus dieser Größe (immerhin beschäftigt die Sparkasse allein rund 1 000 Mitarbeiter) kaum zu führen, so Nester. Dass der Verwaltungsrat nicht nach einem einfachen Vorstandsmitglied sucht und Rita Smischek oder Jürgen Rohmer auf den Posten des Vorstandsvorsitzenden hebt, findet der 49-Jährige nicht ungewöhnlich.

Die Besetzung der Spitzenposition durch jemanden von außen könne „frisches Blut“ ins Haus bringen. Außerdem stehe es beiden frei, sich auf die Vorsitzendenstelle zu bewerben. Sollte dies geschehen und einer von beiden würde sich dann gegen sämtliche Bewerber durchsetzen können, habe das auch intern ein größeres Gewicht, ist Nester überzeugt, der selbst seit Mai 2002 zunächst Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Roth-Schwabach war und seit der Fusion mit Weißenburg 2003 an der Spitze der Sparkasse Mittelfranken-Süd steht.

Die Entscheidung über die Besetzung des Chefpostens liegt beim Verwaltungsrat. Nester hat aber den Auftrag, das Gremium bei der Suche nach seinem Nachfolger zu beraten. „Ich habe natürlich den Ehrgeiz, bei ,meiner‘ Sparkasse, bei der ich schon gelernt habe, jemanden auszuwählen, der für die weitere Zukunft des Hauses steht.“ Voraussichtlich im Februar 2011 soll die Entscheidung fallen.

„Attraktives Umfeld"

Der Sparkassenchef geht davon aus, dass mit dem Einsendeschluss am 22. November zwischen 50 und 100 Bewerbungen auf seinem Schreibtisch liegen werden. Schließlich sei die hiesige Bank ein interessantes Haus in einer „attraktiven Region“ und mit ei­nem „attraktiven Marktumfeld“. Von den 73 bayerischen Sparkassen rangiert sie unter den ersten 15 und von den bundesweit 443 Häusern sei sie bei den entscheidenden Kennzahlen unter den „Top 100“ zu finden, wirbt Matthias Nester.

Warum verlässt der 49-Jährige dann die Sparkasse, bei der er vor fast drei Jahrzehnten seine Lehre begonnen hat? Die Gründe hierfür lägen vor allem im persönlichen Bereich, erklärte der Banker im Gespräch mit dem Weißenburger Tagblatt. „Ich hatte Angst, mich in Routine zu erschöpfen.“ Es falle ihm zwar schwer, wegzu­gehen, doch wenn er noch einmal et­was Neues anfangen möchte, sei jetzt dafür die richtige Zeit. Der Verwaltungsrat hatte zwar erst zu Jahresanfang seinen Vertrag erneut um die bei Vorständen üblichen fünf Jahre bis 2016 verlängert.

Mit dann 55 würde er einen Wechsel aber wohl kaum noch durchziehen, vermutet Matthias Nester. Auch dass sich seine Frau von ihm getrennt hat, spielte eine wichtige Rolle in seinen Überlegungen. Und dass seine neue Partnerin aus der Pfalz stammt, ließ die Ausschreibung der Sparkasse Koblenz natürlich in ein besonders helles Licht rücken. Warum der Wechsel, der Anfang Juli bekannt wurde, erst zum 1. Mai erfolgt, liegt daran, dass Nester beim Jahresabschluss 2010 noch dabei sein will. Kurz nachdem er mit seinen Vorstandskollegen Rita Smischek und Jürgen Rohmer Verwaltungsrat und Öffentlichkeit die Zahlen vorgestellt hat, steht im April 2011 bereits die ­offizielle Verabschiedung in seinem Wohnort Schwabach an.