Ein Zirkusverbot für Weißenburg?

18.11.2016, 06:00 Uhr
Ein Zirkusverbot für Weißenburg?

© Jan Stephan

Der Beschluss sollte für alle Zirkusbetriebe gelten, die lebende „Alliga­toren, Krokodile, Antilopen, antilopenartige Tiere, Amphibien, Delfine, Tümmler, Flamingos, Raubtiere, Beuteltiere, Robben, Strauße, Flusspferde, Giraffen, Greifvögel, Affen, Nashörner, Pinguine, Riesenschlangen, Elefanten, Wildformen von Wiederkäuern und pferdeartigen Tieren“ mit sich führen.

„Im reisenden Gewerbe gibt es keine Alternativen, die geeignet sind, die festgestellten erhebliche Schmerzen, Leiden oder Schäden der Tiere bei der Haltung und beim Transport wirksam zu beheben“, schreibt Dinar in seiner Begründung. Die Tiere müssten zu viel Zeit auf Lastwagen, an Ketten und in Käfigen verbringen. Die Dressur sei „in der Regel von Gewalt geprägt“. Die Tiere würden „leiden und erkranken“.

Fatale Folgen

Die Folgen seien „für die Tiere fatal“. Dinar nennt „massive Gesundheitsschäden, schwere Verhaltensstörungen und erhöhte Sterblichkeit“. Er zitiert Angaben des Tierschutzbundes, wonach in den vergangenen zehn Jahren „nahezu ein Viertel des gesamten Bestandes an Elefanten im Zirkus vorzeitig verstorben“ ist.

Die Erfahrung zeige, dass „selbst die kontrollierenden Veterinärbehörden an dem Leid der Tiere wenig ändern können“. Nach Meinung des Linken liegt dies daran, „dass die Beschlagnahmung eines Wildtieres aus schlechter Zirkushaltung so gut wie nicht möglich ist, da geeignete Auffangstationen fehlen“. Außerdem wechselten Zirkusse „häufig – auch unangemeldet – ihren Standort, was mit einem Wechsel in den behördli­chen Zuständigkeiten verbunden“ sei.

Dinar: „Ein effektiver Vollzug ist so erheblich erschwert.“ Die Haltungsvorgaben für Zirkus­tiere seien zudem „erschreckend gering“. Veterinärbehörden könnten da­her auch „keine strengeren Anforderungen vorschreiben“. Dinar ist überzeugt, dass auf kommunaler Ebene gehandelt werden muss, „solange nicht zumindest die Beschlüsse des Bundesrates von 2011 und 2016 umgesetzt werden, die die Haltung von Affen, Elefanten, Bären, Nashörnern, Flusspferden und Giraffen im Zirkus untersagen“.

Viele bayerische Kommunen hätten „schon im Sinne der Tiere gehandelt und auch vor Gericht recht bekommen“. Außerdem zitiert der Linken-Politiker eine Umfrage, derzufolge fast zwei Drittel der Deutschen „die Haltung exotischer Tiere im Zirkus moralisch nicht in Ordnung“ findet.
Bei dem Thema müsse sich jeder seine eigene Meinung bilden, meinte Oberbürgermeister Jürgen Schröppel. Er selbst sehe die „sehr lange Tra­dition“ von Zirkussen, „zu der auch Tiere gehören“. Die Betriebe würden „von Veterinären aufs Korn genommen“.

Solange es von deren Seite keine Hinweise auf Missstände gebe, sehe er „keinen Anlass, dass wir vorpreschen“, Andre Bengel verwies ebenfalls auf die Zirkustradition. Er wolle auch mit seinen Enkeln noch in den Zirkus gehen können. Es gebe außerdem Regeln, an die sich die Betriebe halten müssten. Der SPD-Fraktionsvorsitzende: „Wir haben in der privaten Tierhaltung wesentlich mehr Probleme.“ Er könne einem Platzverbot nicht zustimmen.

Grünen-Stadtrat für Verbot

Wolfgang Hauber hielt Dinar vor, in seinem Antrag mit „unwahren Behauptungen“ zu arbeiten. Die Veterinärbehörden überprüften genau. Wenn sie Verstöße – angefangen von der Ordnungswidrigkeit bis hin zur Straftat – feststellten, würde entsprechend bestraft. Es gebe schwarze Schafe in der Branche, doch der Linke verallgemeinere „in nicht zulässiger Weise“. Die Tiere seien „das Kapital der Zirkusse“. Der Freie Wähler: „Sie gehen daher auch gut damit um.“. Auch für Bernhard Amend (CSU) geht es nicht, „einfach in die Welt zu setzen, alle Zirkusveranstalter würden gegen den Tierschutz verstoßen“.

Anders sehen die Sache Harald Dösel (SPD) und Maximilian Hetzner. Die Tierhaltungsbedingungen in Zirkussen seien nicht immer einwand-
frei, meinte der Grüne. „Nach langem Hin und Her“ habe er sich entscheiden, Dinars Antrag zu befürworten. Dösel sieht das Thema Tierhaltung bei Zirkussen als „schwieriges Thema“ an.

Letztlich lehnte der vorberatende  Hauptausschuss mehrheitlich den Antrag Dinars ab, künftig keine kommunalen Flächen mehr an Zirkusbetriebe mit Wildtieren zu vermieten. Der gesamte Stadtrat muss das Thema noch in seiner Sitzung am 24. November abschließend behandeln.

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