Zirndorfer Flüchtlingslager unter heftiger Kritik

4.11.2012, 14:17 Uhr
Notfallzelte für die vielen Asylbewerber in der Zentralen Aufnahmeeinrichtung in Zirndorf.

© Horst Linke Notfallzelte für die vielen Asylbewerber in der Zentralen Aufnahmeeinrichtung in Zirndorf.

Der katholische Wohlfahrtsverband Caritas hat einen humaneren Umgang mit Asylbewerbern angemahnt. Der deutsche Staat solle bei der Versorgung von Flüchtlingen „mehr Respekt und Einfühlungsvermögen walten lassen“, sagte der bayerische Landes-Caritasdirektor Bernhard Piendl am Sonntag in München. Er forderte die Politik auf, mehr Aufnahmeplätze für Flüchtlinge zu schaffen und die Beratungsstellen für Asylsuchende finanziell besser auszustatten. Es sei nicht menschenwürdig, die Flüchtlinge mit Essenspaketen zu versorgen. Sie sollten ein eigenes finanzielles Budget erhalten, um selbst einkaufen gehen zu können. 

Der bayerische Flüchtlingsrat forderte unterdessen ein schnelles Ende der Lagerregelung für Flüchtlinge. „Das bayerische Verfahren ist absurd und menschenunwürdig“, sagte Geschäftsführer Alexander Thal der Nachrichtenagentur dpa. Die Probleme seien „hausgemacht“, fügte er hinzu. In Bayern müssten die Bezirke Gemeinschaftsunterkünfte mit mindestens 50 Plätzen anbieten. Wenn dies nicht gelinge, würden die Landkreise in die Pflicht genommen.

„Diese müssen dann in wenigen Tagen Wohnungen für 20 bis 30 Flüchtlinge organisieren. Das ist aber nahezu unmöglich.“ Als Folge seien die zentralen Aufnahmelager bei München und in Zirndorf vollständig überfüllt, da die Menschen nicht auf andere Einrichtungen verteilt werden könnten.

Willl Bayern die Rückkehr ins Heimatland fördern?

Bayern wolle mit der Regelung die Bereitschaft zur Rückkehr in das Heimatland fördern, behauptete der Flüchtlingsrat. „Das Ergebnis: Schlechte Lebensbedingungen in den Lagern, Wegnahme jeglicher Freiheit, Ausgabe von Lebensmittelpaketen und tiefe Eingriffe in die Intimsphäre der Menschen“, sagte Thal. Er empfahl, wie in Hessen oder Nordrhein-Westfalen grundsätzlich Wohnungen bereitzustellen und auch Geldleistungen zu gewähren.

Caritas-Direktor Piendl brachte die Schaffung einer dritten Erstaufnahmeeinrichtung neben Zirndorf und München ins Spiel. Er forderte zudem eine Versachlichung der Asyldebatte. Der Zustrom von Flüchtlingen nach Bayern sei zwar in den vergangenen beiden Jahren gestiegen – doch seien die Zahlen nicht mit den Höchstständen von vor 20 Jahren vergleichbar. Rufe nach einer Wiedereinführung der Visapflicht für Balkanländer bewertete er als „deutlich überzogen“.

Die Caritas besetzt in Bayern 51 der insgesamt 81 Planstellen, die für die Asylsozialberatung zur Verfügung stehen. Nach Piendls Worten hatte der Freistaat 2004 sein finanzielles Engagement in diesem Bereich drastisch gekürzt. Erst 2012 habe das Land seine Zuschüsse wieder erhöht. Dennoch müsse sich die Staatsregierung hier noch stärker finanziell beteiligen. „Ansonsten wird ein weiterer Ausbau der Beratung äußerst schwierig“, mahnte der Geistliche. Eine Unterstützung der Flüchtlinge sei aber dringend notwendig.

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