20 Knirpse und jede Menge Aufgaben

11.11.2016, 16:23 Uhr
20 Knirpse und jede Menge Aufgaben

© privat

Wenn ich die ersten Monate hier in Arequipa mit wenigen Worten zusammenfassen wollte, würde ich sagen: An Herausforderungen wächst man, an großen wie an kleinen.

Ich lebe und arbeite hier in der Pfarrei "El Buen Pastor" der Comboni-Missionare. Alles Gewohnte hinter mir zu lassen, war sehr aufregend und hat mir auch etwas Angst gemacht. Doch die war unbegründet, denn ich habe mich zu keiner Zeit fremd oder allein gefühlt. Die Missionare und die Menschen der Gemeinde haben mich gleich aufgenommen.

Ich wohne in der Comboni-Gemeinschaft, wir essen zusammen, ich kann an Gebeten teilnehmen. Aber ich habe mein eigenes Zimmer als Rückzugsort.

Ein kleiner Schock

Von Anfang an wurde ich in den Alltag und die Arbeit eingebunden. Bei Gottesdiensten und in der Jugendarbeit habe ich schnell neue Leute kennengelernt und Freundschaften geschlossen. Da der Glaube hier eine große Rolle spielt, komme ich als MaZ leicht mit den Menschen in Kontakt.

20 Knirpse und jede Menge Aufgaben

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Und ich wurde gleich ins kalte Wasser geschmissen: An einem meiner ersten Tage sollte ich mich spontan einer Gruppe Jugendlicher vorstellen und etwa zehn Minuten über meine Beweggründe für dieses Jahr als Freiwillige sprechen. Natürlich auf Spanisch. Das war erst mal ein kleiner Schock.

Doch als ich zu reden begann, kam ich leicht mit den Jugendlichen ins Gespräch. Seit diesem Tag habe ich keine Angst mehr, Spanisch zu sprechen. Herausforderung gemeistert!

Meine Hauptaufgabe ist es, montags bis freitags im Kindergarten "San Daniel Comboni" mitzuarbeiten. Dieser liegt in Villa Ecológica, einem sehr armen Teil Arequipas. Etwa 140 Kindern zwischen zwei und fünf Jahren gehen in die Einrichtung. Anders als in Deutschland lernen sie hier schon lesen, schreiben und die Zahlen. Dazu hat jede Gruppe eine Profesora (eine ausgebildete Lehrerin), die mit Hilfe einer Tafel, Arbeitsblättern und Hausaufgaben unterrichtet. Außerdem gehört immer eine Auxiliar (Assistentin) zur Gruppe, die meist aus Villa Ecológica kommt.

Spielen und spülen

In den ersten Wochen habe ich mir die verschiedenen Gruppen angesehen, die aus jeweils etwa 20 Kindern bestehen. Inzwischen arbeite und spiele ich als Auxiliar mit den Zweijährigen - was mir viel Spaß macht.

Jeden Morgen freue ich mich, wenn die Kleinen mir "Hola señorita Lena!" entgegenrufen. Da die Kinder bei uns auch frühstücken, gehört Geschirr spülen, Tische abwischen und putzen ebenso zu meinen täglichen Aufgaben.

Auch im Kindergarten ist mir so manche Herausforderung begegnet. Da reicht es schon, wenn 20 Zweijährige ruhig auf ihren Stühlen sitzen sollen... Außerdem gebe ich neuerdings den ältesten Kindern Englischunterricht. Wir lernen gemeinsam die Körperteile, Tiere, Begrüßungsworte und so weiter.

Auch das begann ungeplant. Eines Tages bat mich die Lehrerin einer Gruppe: "Ich muss etwas erledigen. Könntest du den Kinder bitte in der nächsten Stunde die Farben auf Englisch beibringen?2 Da stand ich nun vor 25 Kindern, von denen mich die meisten erwartungsvoll anblickten. Ein paar aber machten Lärm und warfen mit Stiften. Also begann ich einfach mit ein paar englischen Worten. Spätestens als wir zusammen ein Arbeitsblatt ausfüllten, waren alle Kinder eifrig bei der Sache.

Noch ein Beispiel für eine Herausforderung? Eines Tages trafen sich alle Auxiliares, um ein kleines Theaterstück vorzubereiten. Da dies noch am Anfang meines Aufenthaltes war, verstand ich nicht alles genau. Als sie mich fragten, ob ich die Rolle von Padre Luis Tezza übernehmen würde, sagte ich nichtsahnend zu. Schnell stellte sich heraus, dass dies die Hauptrolle war! Wir probten genau zwei Mal, bevor die Aufführung anstand. Doch mit sehr viel Improvisation wurde es ein ganz schönes Stück.

Berichte im Blog

Schon jetzt nach drei Monaten kann ich sagen, dass ich offener für Neues geworden bin und die Herausforderungen, die mir gestellt werden, gerne annehme. Mal schauen, welche Abenteuer mich in den nächsten Monaten erwarten! Über diese berichte ich - wie alle anderen Freiwilligen der Comboni-Missionare - auf einem Blog: www.cosamaz.org

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Extra-Info:

Die Comboni-Missionare sind eine internationale Ordensgemeinschaft, die in über 40 Ländern der Welt aktiv ist und sich dort in sozialen und pastoralen Projekten engagiert. Im Zentrum der Arbeit stehen benachteiligte und von der Gesellschaft ausgegrenzte Menschen.

Der Freiwilligendienst "MissionarIn auf Zeit" (MaZ) richtet sich an junge Erwachsene zwischen 18 und 27 Jahren. Sie können für ein Jahr in einem Projekt in Peru, Kenia, Uganda, Tansania, Rumänien, Israel, Indien oder den Philippinen mithelfen.

Wer Interesse daran hat: Die Comboni-Missionare und die Salvatorianer veranstalten vom 2. bis 4. Dezember ein unverbindliches Orientierungswochenende in Nürnberg. Darin wird der Freiwilligendienst vorgestellt, und es werden Fragen geklärt. Das Ganze kostet 40 Euro (inklusive Unterkunft und Verpflegung), Anmeldung bei Brigitte Rolfes: brigitte.rolfes(at)comboni.de

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