Ab ins Ausland: Florida

9.4.2015, 20:18 Uhr
Ab ins Ausland: Florida

© Fotos: privat

Der Autor Daniel Bäcker (22) stammt aus Eckental, hat Pharmazie in Erlangen studiert und verbringt derzeit noch die erste Hälfte des anschließenden praktischen Jahres in den USA.
 

First things first – die Vorbereitungen

Eigentlich wollte ich schon während meines Grundstudiums für ein vierwöchiges Pflichtpraktikum ins Ausland gehen, aber das hat leider nicht geklappt. Deshalb habe ich mich dann seit Beginn des Hauptstudiums um einen Auslandsaufenthalt bemüht. Schließlich entschied ich mich für die University of Florida, weil ich unbedingt in ein englischsprachiges Land gehen wollte. Für die Bewerbung um den Praktikumsplatz wollte der Professor in den USA einen Lebenslauf, ein Empfehlungsschreiben und einen Nachweis über die Finanzierung. Das ganze Verfahren verlief sehr unkompliziert, und so bekam ich schon 18 Monate vor Beginn die Zusage für meinen USA-Aufenthalt. Bis es so weit war, hatte ich noch bis zum 8. Semester zu studieren, fünf Staatsexamen zu bestehen sowie mich um ein Visum, eine geeignete Krankenversicherung, eine Wohnung und den Flug zu kümmern. Das war alles nicht so einfach – aber dafür winkte ja das schöne Florida.

 

Welcome to Gainesville! – die Ankunft

Gainesville hat etwa 125 000 Einwohner und ist ungefähr so groß wie Erlangen. Aber sie haben einen eigenen - wenn auch winzigen – Flughafen dort. In Erlangen dagegen kann man höchstens im Riesenrad auf der Bergkirchweih dem Himmel ein wenig näher kommen. Übrigens kennen in Florida mittlerweile auch schon viele Kollegen „den Berg“ als Attraktion meiner Heimatstadt.

Ich habe dann mein Zimmer in einer Vierer-WG bezogen. Sie liegt direkt an drei Buslinien und ist etwa zehn Minuten mit dem Fahrrad von meiner Arbeitsstelle entfernt. Die erste Woche war für das allgemeine Zurechtfinden vorgesehen. So wurden mir in ganz kurzer Zeit sehr viele Einrichtungen gezeigt: Geldautomaten, verschiedene Einkaufsmöglichkeiten, Bibliotheken, Mensen – und im Büro für internationale Angelegenheiten wie auch in der Abteilung für Pharmazie war eine Menge Papierkram zu erledigen.

Damit ich bei den Forschungsarbeiten im Labor mitwirken kann, hatte ich erst einmal Einweisungen und anschließend Tests zu absolvieren. Am Anfang dachte ich, die neue Umgebung und die Sprache würden mich völlig überfordern. Aber schon eine Woche nach meiner Ankunft leitete ich selbst solche Einführungsveranstaltungen für andere Praktikanten. Man wächst eben mit seinen Aufgaben.

 

Ab ins Ausland: Florida

Go Gators! – die Universität

Die University of Florida hat etwa 53 000 Studenten (FAU: 39 000) und ist die fünftgrößte Uni der USA. In Gainesville selbst dreht sich fast alles um die Studenten und das Hochschulsportteam „Florida Gators“. An der Uni herrscht eine lässige Stimmung. Auch die Beziehung zu den Professoren ist viel lockerer als in Deutschland. Das Pharmazie-Studium ist hier auch ganz anders. Während es in Deutschland hauptsächlich um Arzneimittel geht, steht hier der kranke Patient im Mittelpunkt.

Mitten im Unigelände liegt das Uniklinikum – das Shands Hospital – mit seiner pharmazeutischen Abteilung. Dort arbeite ich zusammen mit einem niederländischen Master-Studenten, einem japanischen Gast-Doktoranden sowie zwei weiteren deutschen Pharmazie-Praktikantinnen bei den Forschungen der amerikanischen Doktorandin Amelia mit.

In „Amelia’s gang“ fühle ich mich wohl und bin für besondere Aufgaben verantwortlich. Wir untersuchen das Verhalten eines bestimmten Antibiotikums auf Bakterienstämme. Wir machen dabei auch 24-Stunden-Beobachtungen und arbeiten oft in Schichten. Ich übernehme meistens die Frühschicht, die um sechs Uhr losgeht. Wenn ich dann früh mit dem Rad zur Arbeit losfahre – weil da Busse einfach noch nicht unterwegs sind – ist es auch im „sunshine state“ Florida noch stockdunkel.

 

How is it going? – Leben in Florida

Das Wetter ist im Vergleich zu Franken deutlich besser. Hier scheint immer die Sonne, egal wie kalt oder warm es ist. Der Unterschied zwischen Tag und Nacht ist hier krass. Nachts wird es auch im Sommer oft recht kalt. Andererseits konnten wir jedoch am Nikolaustag oder auch an Weihnachten Poolpartys feiern.

In Gainesville kann man viel unternehmen. Ob eine Radtour zu einem der vielen Nationalparks, ein Spaziergang vorbei an Alligatoren oder eine kostenlose Tretboot-/Kanufahrt am Freizeitsee der Universität – langweilig wird es da nie.

Für Studenten sind außerdem etliche Sportveranstaltungen frei zugänglich. Ich war schon beim Basketball, Volleyball, Soccer, Kunstturnen . . . Man muss aber auch sagen, dass die Studenten jedes Semester Studiengebühren von mehr als 3500 Dollar bezahlen. Dafür sollen sie dann auch was geboten bekommen.

Auch außerhalb von Gainesville kann man schöne Dinge unternehmen. Ich war schon in Orlando und St. Augustine und habe eine kleine Kreuzfahrt auf die Bahamas gemacht. Und überall trifft man auf freundliche und sehr offene Menschen – da können sich viele in Franken eine Scheibe abschneiden.

Allerdings können die Amis in Umweltangelegenheiten viel von uns lernen. Man wird hier einfach zur ständigen Müllproduktion gezwungen. Gegenmaßnahmen führen manchmal zu komischen Blicken, wenn ich zum Beispiel beim Einkauf in den riesigen Lebensmittelmärkten meine eigene Baumwolltasche mitbringe und auf die zahlreichen Plastiktüten verzichte, oder wenn ich beim Essen in der Mensa anstatt Plastikbesteck lieber echtes Besteck verwende.

Das Essen ist auch anders. Vor allem der viele Zuckerzusatz macht sich bemerkbar. Alles schmeckt süß. Da vermisse ich manchmal die fränkische Küche. Für eine kulturelle und persönliche Bereicherung bieten sich hier in Gainesville wirklich unbegrenzte Möglichkeiten. Es war also eine sehr gute Entscheidung, das Abenteuer Florida zu wagen.

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