Barfuß durchs Stadion

1.8.2016, 10:00 Uhr
Barfuß durchs Stadion

© Fotos: privat

Alle vier Jahre finden in Nemea, einem kleinen griechischen Ort nahe Korinth, Wettkämpfe ähnlich wie die Olympischen Spiele statt. Dieses Jahr durften wir Zehntklässler, die im kommenden Schuljahr am Emmy-Noether-Gymnasium in Erlangen das P-Seminar „Sport in der Antike“ belegen, daran teilnehmen und das Land besser kennenlernen.

Unser Seminar ist eine außergewöhnliche Mischung aus Sport und Kultur, sowohl der Antike und der Gegenwart. Genauso war auch der Besuch in Athen aufgebaut: Unser Seminarleiter Eckhart Schweizer führte uns erst zu antiken Sehenswürdigkeiten wie zum Beispiel nach Mykene, um einen besseren Einblick in die Geschichte Griechenlands zu bekommen.

Freundliche Menschen

Dann erlebten wir auch das griechische Leben heute. Die freundlichen Begegnungen mit den Menschen dort waren eine gute Erfahrung angesichts der aktuellen Diskussionen in der europäischen Politik.

Nun aber zu den „Nemean Games“: Die ersten Nemeischen Spiele fanden vor 2300 Jahren statt. Es gab die Disziplinen Stadionlauf (180 Meter), Boxen, Bogenschießen, Ringen, Diskuswerfen, Speerwerfen und Wagenrennen. Die modernen Nemeischen Spiele, die heute stattfinden, beschränken sich jedoch auf den 180-Meter-Sprint und den 7,5-Kilometer-Dauerlauf.

Die Wettkämpfe wurden im Jahr 1996 nach der Ausgrabung auf Wunsch des Chefarchäologen wiederbelebt. Früher durften nur Männer an den Spielen teilnehmen, heute kann es jeder. Allerdings sind die Teilnehmer nach Alter und Geschlecht in verschiedene Gruppen, die aus jeweils zwölf Personen bestehen, eingeteilt.

Barfuß durchs Stadion

Der älteste Teilnehmer war diesmal stolze 89 Jahre alt, die jüngsten fünf. Insgesamt haben Sportler aus 18 verschiedenen Nationen mitgemacht. Aber egal, welches Alter oder welche Nation er hatte, jeder rannte in traditionellem Chiton barfuß beim Sprint mit.

Der Chiton ist ein traditionelles altgriechisches Gewand, das aus dünnen weißen Leinen besteht und mit einem Gürtel um die Hüfte festgebunden wird. Beim Anziehen halfen uns sogenannte Sklaven, die genauso wie die Schiedsrichter altgriechisch gekleidet waren. Das heißt, sie trugen ebenfalls einen Chiton, der allerdings je nach Aufgabe und Funktion die entsprechende Farbe hatte.

Bevor es dann zur Startlinie ging musste jeder den Schwur „orkisomai“ sprechen. Dieser bezieht sich auf die Einhaltung der Regeln und heißt auf Deutsch: „Ich schwöre“. Darauf liefen alle nacheinander durch einen antiken Tunnel – wobei uns ein unglaubliches Gefühl überkam. Vor dem Betreten der Startbahn musste jeder noch einen Buchstaben ziehen; denn die Verteilung der Startbahnen wurde dem Zufall überlassen.

An der Startlinie stellten wir uns dann korrekt auf: Die Zehen sollten in der antiken Startlinie einrasten. Der Start selbst wurde mit der antiken Startvorrichtung durchgeführt. Diese hat einen komplizierten Mechanismus, bei dem durch Seile eine Spannung erzeugt wird. Diese fallen durch einen Ruck des Starters gleichzeitig zu Boden.

Und dann rannten wir so schnell wie möglich barfuß über den teilweise rutschigen Lehmboden des Stadions. Der Sieger aus jeder Gruppe bekam nach alten Sitten einen Palmwedel und einen Kranz aus Sellerieblättern. Von unserer Gruppe gewannen zwei Leute, worauf wir alle sehr stolz waren.

Auch beim „Fußstapfen des Herakles “, so heißt der Lauf über 7,5 Kilometer mit dem Ziel im Stadion von Nemea, hatten wir zwei Top-Ten-Läufer, die wieder altgriechische Gewänder trugen und am Ende barfuß liefen.

Sie wurden in der finalen Runde mit Glücksgefühlen und Stolz durchströmt, vor allem weil ihnen viele Menschen zujubelten und sie dabei die Anstrengung und Hitze vergessen konnten.

Veranstaltung planen

Wichtig für uns waren bei der Teilnahme vor allem der Spaß und das Erreichen des Ziels. Aber wir wollten auch einen eigenständigen Blick auf Griechenland und die Menschen dort werfen. Die Idee für diese Fahrt stammte übrigens von unserem Lehrer Eckhart Schweizer, der ebenfalls schon bei den Spielen mitrannte. Mit uns zukünftigen P-Seminar-Schülern möchte er eine ähnliche Veranstaltung für die Sechstklässler an unserer Schule organisieren.

Für diese sind unsere neu gewonnenen Kenntnisse wichtig, um möglichst ähnliche Spiele planen können. Ein Punkt, den wir definitiv mit einfließen lassen, ist das Tragen von traditionellen Gewändern. Sie sind zwar ungewohnt, stickig und haben im Gegensatz zu unserer Sportkleidung keine sehr gute Passform. Aber es sieht besonders schön aus, wenn alle das Gleiche tragen.

In vier Jahren finden die nächsten Spiele in Nemea statt und es lohnt sich, daran teilzunehmen. Und auch wenn die Chance auf einen Sieg eher gering ist, sind Stimmung, Atmosphäre und das Miteinander unglaublich.

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