Beim Ehrenamt entstehen Freundschaften

4.7.2016, 10:00 Uhr
Beim Ehrenamt entstehen Freundschaften

© Foto: Aileen Gonda

Michael schlüpft in seine Kleidung: Erst die wetterfeste Hose und Jacke, auf der ein Klettverschluss mit dem Aufdruck „Weber“ ist. Danach kommen die Haix-Schuhe – Sicherheits-stiefel mit Stahlkappen an den Zehen – und schließlich Helm und Handschuhe. Michael trägt noch die Jugendkleidung, die ist leichter als die der älteren Ehrenamtlichen.

Der 15-Jährige ist seit fünf Jahren beim Technischen Hilfswerk (THW) in Pegnitz. Der Ortsbeauftragte sprach damals Michaels Vater an, ob der zehnjährige Sohn Lust hätte, beim THW vorbeizuschauen. Hatte er, und er blieb dabei hängen.

Michael ist jeden zweiten Samstag auf dem THW-Gelände in Pegnitz und verbringt Zeit mit Freunden, während er sich ehrenamtlich engagiert. „Ich mache das, weil ich einfach Spaß daran habe und Menschen helfen kann. Hier habe ich viele Freunde gefunden und lerne coole, hilfreiche Sachen, die ich später bei Einsätzen anwenden kann.“

Jeden zweiten Samstag von 8 bis 15.30 Uhr hat Michael Theorieunterricht, aber immer mit etwas Praxis gemischt. „Stiche, Bunde und Knoten“ liegen ihm am meisten. Auch die gemeinsamen Übungen mit der Feuerwehr machen Michael Spaß. „Bei einer Übung gemeinsam mit der Feuerwehr haben wir letztens ein Auto mit Schere und Spreizer zerlegt“, erzählt der junge THWler.

Auch gemeinsame Wettkämpfe mit der Feuerwehr finden immer mal wieder statt, wie der Leistungsmarsch. „Gemeinschaft ist wichtig, denn wir sind keine Konkurrenten, sondern müssen bei Einsätzen zusammenhalten“, erzählt Oliver Deinlein (22), der Jugendbetreuer in Pegnitz.

Beim THW gibt es Leistungsabzeichen in Bronze, Silber und Gold. Um eines zu bekommen, muss man eine theoretische und praktische Prüfung ablegen, die von Abzeichen zu Abzeichen schwieriger wird. Michael hat schon das bronzene Abzeichen. Das silberne möchte er dieses Jahr noch machen, wobei die Prüfung im Theorieteil 150 Fragen umfasst.

Bei Einsätzen darf Michael noch nicht dabei sein. Erst wenn er 18 Jahre alt ist und die Grundausbildung abgelegt hat. Seit diesem Jahr gibt es aber beim THW bundesweit eine Möglichkeit für Jugendliche, im Hintergrund bei Einsätzen dabei zu sein und beispielsweise den Funk zu leiten: „Junghelfer plus“ heißt das.

Allerdings müssen die Eltern und der Jugendbetreuer zustimmen sowie der Zugführer, der oberste Chef bei einem Einsatz. „,Junghelfer plus‘ ist mein nächstes Ziel, allerdings muss ich noch warten, bis ich 16 Jahre alt bin“, meint Michael.

Betreuer Oliver Deinlein fährt mittlerweile zu keinen Einsätzen mehr. Er legte den Jugendbetreuerlehrgang ab und ist nun hauptsächlich für die Jugendlichen zuständig. Dennoch war er schon bei schlimmen Einsätzen dabei: „Selbstmörder auf den Gleisen oder der Absturz des amerikanischen Kampfjets vom Typ F-16 bei Creußen im August vorigen Jahres gehen mir nicht mehr aus dem Kopf“, erzählt Oliver. „Vor Ort macht man nur seinen Job, aber zu Hause bemerkt man dann, was wirklich passiert ist.“

Für Jugendliche gibt es keine Voraussetzung, um beim THW mitzumachen. Jeder, der Lust hat, kann vorbeikommen. Allerdings sollte man nicht nur bei Ausflügen anwesend sein, sondern auch, wenn etwas zu tun ist. Das Einstiegsalter spielt in Pegnitz auch keine Rolle, nur zehn Jahre sollten Interessierte schon sein.

Voraussetzung für die „Größeren“ beim THW ist die Grundausbildung mit 18 Jahren, dazu kommen 90 Stunden Ehrenamt im Jahr. So lang wird Michael auf jeden Fall dabei sein, da er es kaum erwarten kann, mit auf Einsätze zu fahren und anderen zu helfen.

Habt ihr Lust, euch ehrenamtlich zu engagieren? Dann meldet euch beim THW in eurer Region. Mehr Infos auf www.thw.de

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