"Black Lifes Matter": US-Fotograf stellt in Nürnberg aus

27.3.2018, 12:15 Uhr

© Foto: Reinhard Thye

Diese Bewegung prangert an, dass Schwarze in den USA immer noch diskriminiert und von der Polizei brutal behandelt werden. Eine Erfahrung, die Joshua McFadden am eigenen Leib gemacht hat.Mit seinen Werken hat er schon für einiges Aufsehen gesorgt. So wurde er eines der "aufsteigenden Talente der Welt" genannt und mit dem ersten Platz des International Photography Awards (IPA) ausgezeichnet. Aktuell zeigt das Deutsch-Amerikanische Institut in Nürnberg eine Ausstellung mit einigen von McFaddens Werken. Wir haben Joshua zu seiner Arbeit befragt.

Joshua, du sprichst viel von der "Macht der Fotografie". Was meinst du damit?

Joshua Rashaad McFadden: Ein Foto kann einen Menschen von jetzt auf gleich umstimmen, seine Meinung ändern. Ich habe selbst erlebt, wie Menschen ihre Einstellungen hinterfragt haben, nachdem sie ein bestimmtes Foto gesehen hatten. Das ist nicht unbedingt nach außen hin sichtbar, sondern passiert im Kopf.

 

Hast du ein Beispiel dafür?

Joshua: Ja, das civil rights movement: Diese Protestbewegung der schwarzen US-Amerikaner in den 1960er Jahren hätte ohne Fotografie nicht so gut funktioniert. Über Fotos hat die ganze Welt davon erfahren – auch davon, wie brutal weiße Polizisten mit den friedlichen schwarzen Demonstranten umgingen. Das hat ein neues Licht auf die Rassenkonstellation geworfen. Martin Luther King wusste übrigens genau um die Macht der Bilder und positionierte Fotografen strategisch. So entstand eine Art Archiv der Protestbewegung, das bis heute weltweit beachtet wird.

 

Das zentrale Thema deiner Arbeit – und auch bei den Schülerworkshops — sind soziale Probleme und Ungleichheiten. Wieso stürzt du dich gerade darauf?

Joshua: Eigentlich wollte ich ja Modefotograf werden. Aber einer meiner Professoren trichterte mir dann ein: Du musst mit deinen Bildern eine Geschichte erzählen, eine Botschaft vermitteln. So fing ich erstmals an, etwas über Hautfarben zu machen.

Ab da merkte ich immer mehr, wie sehr die Themen Ungleichheit und Diskriminierung schon immer Teil meines Lebens waren. Mein Vater war sehr engagiert in der Bürgerrechtsbewegung. Ich habe an der Uni eine Organisation namens "Students Against Violence Everywhere" gegründet. Ich hatte einen Job im Martin Luther King Center in Atlanta. Und als ich mit 18 das erste Mal wählen durfte, habe ich mein Kreuz bei Barack Obama gemacht.

Irgendwie hängt all das zusammen und hat mich zu der Kunst geführt, die ich heute mache. Das ist meine Leidenschaft. Es ist ein hartes Thema und definitiv nicht glamourös. Auf die Titelseiten der Magazine bringt es mich nicht. Aber es ist mein Thema.

 

Du arbeitest viel mit Porträtfotos. Warum?

Joshua: Porträts bauen eine Beziehung auf; der Betrachter fühlt sich dem Menschen im Porträt nahe. Das habe ich zum Beispiel bei meinem Fotoprojekt "After Selma" gemerkt, das derzeit in Nürnberg ausgestellt wird. Die Fotostrecke ist 2015 entstanden — bei einem Protestmarsch, der daran erinnern sollte, wie genau 50 Jahre vorher viele Schwarze von Selma nach Montgomery marschiert sind, um für ihr Wahlrecht zu kämpfen. Dabei habe ich viele Porträts angefertigt – von jungen Kindern, von einer weinenden Frau, von einer älteren Dame, die schon bei den ersten Märschen dabei war.

Auf diese Bilder habe ich viele positive Reaktionen aus der ganzen Welt erhalten. Weil man in Gesichter schaut. Sie stellen die Frage: Warum sind wir, wer wir sind? Ich bin mit meinen Fotos immer auf der Suche nach der wahren Identität, der wahren Menschlichkeit in den Personen.

 

Hast du noch einen Tipp für alle, die gern Fotos machen?

Joshua: Bilder sind inzwischen ein großer Teil unseres Lebens; jeder macht ständig Bilder. Nehmt das mal zum Anlass, über die Macht der Bilder nachzudenken. Und darüber, dass man als Fotograf eine Verantwortung für das hat, was man abbildet.

Die Ausstellung "After Selma" ist bis 27. April im Caritas-Pirckheimer-Haus, Königstraße 64 in Nürnberg, und montags bis freitags von 8 bis 20 Uhr geöffnet.

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