Campus-Gezwitscher: Verlängerung in Bamberg

21.5.2015, 17:38 Uhr

Manchmal wundere ich mich selbst darüber. Mitten während des Bachelor-Studiums ist unser Hauptfach plötzlich an den neuen Uni-Standort auf der Erba-Insel gezogen. Dadurch wurde es ziemlich schwer, einen sinnvollen Stundenplan zusammenzustellen, der genug Zeit für das Pendeln mit dem Bus ließ.

Doch mein Entschluss, den Master an der gleichen Uni zu machen, hängt mit meiner Leidenschaft für die Stadt Bamberg zusammen. Und mit den tollen Kursen, die ich hier hatte. Einige meiner Lieblingsbücher habe ich erst durch Literatur-Seminare entdeckt. Es gibt mehrere sehr engagierte Dozenten, die ihren Fachbereich mit Leidenschaft an die Frau oder den Mann bringen.

Natürlich ist nicht alles perfekt in Bamberg, auch nicht, was das Studium angeht. Da mein Master-Studiengang relativ neu ist, kann man das Modulhandbuch eher als eine Art Rohfassung betrachten. Will man etwas genauer wissen, muss man erst bei drei Stellen nachfragen.

Meine Zusage für den Studienplatz kam erst, als viele der Kurse, die ich belegen wollte, schon lange voll waren. Und jetzt erzählt mir jede Woche ein anderer Dozent, dass „vier Romane für einen Kurs nicht zu viel verlangt sind“ – blöd nur, wenn vier Dozenten so denken und die Masse an Literatur nicht mal mit Fließbandlesen zu bewältigen ist. Aber realistisch betrachtet: An anderen Unis läuft auch nicht alles rund.

Zugegeben, mein Start in der Weltkulturerbestadt war schon ein bisschen holprig. Ich habe nach zwei Semestern festgestellt, dass Geographie als Nebenfach einen nur dann glücklich macht, wenn man masochistische Züge hat, und deshalb versucht, das Fach loszuwerden. Das hat erst im zweiten Anlauf geklappt, weil ich dafür einen frist- und formgerechten Antrag mit Abi-Zeugnis und allem drum und dran einreichen musste. Ich habe das Studium außerdem mit dem doppelten Abi-Jahrgang begonnen und deshalb nur noch außerhalb Bambergs eine Wohnung gefunden. Ich war also zur Uni immer eine halbe Stunde mit dem Bus unterwegs und nach 20 Uhr ging gar nichts mehr, denn ab da fahren die Nachtbusse nur noch innerhalb der Stadt.

Aber auch das war kein Weltuntergang. Eine Kindheit in einem Hundert-Seelen-Dorf ohne öffentlichen Nahverkehr macht einen dankbar für jede Art von Verkehrsanbindung. Nun wohne ich innerhalb der Stadtgrenze. Das ist auch in Bamberg mittlerweile relativ teuer, wenn man nicht in der letzten Bruchbude leben will. Aber es lohnt sich für mich. In einer halben Stunde kann ich nun zur Uni laufen und unterwegs alle möglichen Sehenswürdigkeiten bestaunen.

Und davon hat Bamberg einige. Ich bleibe auch jetzt, nach fast vier Jahren, immer noch gerne bei den japanischen Reisegruppen stehen und betrachte verzückt lächelnd mit ihnen den Dom. Ich kann mich immer noch über die Haltestellendurchsagen im Bus freuen, die von Kindern gemacht werden.

Und vor allem dann, wenn Freunde aus dem Ausland zu Besuch kommen, merke ich, wie beeindruckend die Stadt für jemanden ist, der sie zum ersten Mal sieht. Rathaus im Fluss? Kein Problem. Stuckdecke im Vorlesungsraum? Gibt’s auch. Schlösser und Burgen? Zahlreich in und um Bamberg herum verteilt. Und sollte ich nach dem Master wider Erwarten keinen Job finden, kann ich immer noch bei der Tourismusbehörde anfragen, ob sie eine Werbebotschafterin für Bamberg brauchen.

 

Illu: Alexander Pfefferle

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