Clevere Antworten auf dämliche Sprüche

21.11.2017, 15:01 Uhr

"Geld für die Oma statt für Sinti und Roma" steht auf einem Zettel, den Joela Schmidt in den Händen hält. "Was könnte wohl damit gemeint sein", fragt Georg Fleischmann in die Runde. Joela Schmidt und etwa 50 andere Schüler sollen über provokante Äußerungen diskutieren. "Der Spruch auf dem Plakat soll emotionalisieren und Hass auf Ausländer schüren", sagt die 15-Jährige. Alle anderen nicken zustimmend, auch Georg Fleischmann.

Fleischmann arbeitet in der Schulberatung Mittelfranken. Er hält Vorträge und schult Lehrer, vor allem aber Schüler, wie sie mit Anfeindungen unter der Gürtellinie umgehen. Und wie sie rechtes Gedankengut, das auf den ersten Blick gut versteckt ist, entlarven. Dazu zeigt Fleischmann vermeintlich harmlose Fotos.

Auf einem ist ein junger Mann zu sehen. Er trägt ein schwarzes Sweat-shirt mit der Nummer 18. "Die 18 kann für Adolf Hitler stehen", erklärt Fleischmann. "Der Buchstabe A befindet sich an erster Stelle im Alphabet, H an achter." In einem solchen Kleidungsstück muss natürlich nicht immer eine rechtsradikale Person stecken. "Aber es kann durchaus sein, und man sollte wachsam sein", rät Fleischmann.

"NSU" missverstanden

Dass ein Symbol oder eine Zahlen- oder Buchstabenkombination auch missverstanden wird, weiß Ferdinand Eberlein. Der 18-jährige Realschüler aus Neustadt/Aisch schraubt an alten Motorrädern. Spezialisiert hat er sich auf die Marke NSU. Weil er die Motorräder nicht nur herrichtet, sondern auch fährt, trägt er dazu gern eine Jacke mit dem Abzeichen der Firma. Kürzlich wurde er deswegen angefeindet. Er sei fremdenfeindlich und ein Nazi, haben ihm Mitschüler an den Kopf geworfen, als sie das Firmenlogo erspähten. "Die wussten nicht, dass die Marke NSU heißt", sagt Ferdinand Eberlein.

Die drei Buchstaben stehen nämlich auch für den Nationalsozialistischen Untergrund. Die rechte Vereinigung ist für mehrere Morde an Migranten verantwortlich, auch in Nürnberg. "Wie soll ich mit so einer Anfeindung umgehen", fragt Ferdinand Eberlein. Georg Fleischmann gibt folgenden Tipp. "Erkläre es ruhig und sachlich. Und wenn sie weitere Bemerkungen abfeuern, dann lass sie."

Nicht jeder in dem Workshop ist schon mit fremdenfeindlichem Verhalten oder mit versteckten Botschaften in Berührung gekommen. "Bei uns an der Schule gab es bislang noch keine Vorfälle",sagt Joela Schmidt, Schülerin der Laurentius-Realschule in Neuendettelsau. Sie findet es wichtig, dass man nicht wegschaut, wenn Schüler in der Pause rechte Parolen von sich geben – oder T-Shirts tragen. Aber wie geht man nun damit um?

"Man sollte den Lehrer darauf aufmerksam machen", sagt Fleischmann. Ein Vorschlag wäre, die Hausordnung der Schule zu ändern und explizit darauf hinzuweisen, dass Schüler mit fragwürdiger Kleidung nach Hause geschickt werden dürfen. Noch besser wäre eine Schuluniform.

Das Ergebnis der Bundestagswahl beschäftigt die Jugendlichen ebenfalls. "Wir hatten einen Mitschüler, der herumerzählte, dass die AfD gar nicht so schlecht wäre", sagt Joela Schmidt.

Mit ihm haben sie und andere geredet und ihm aufgezeigt, dass er sich besser informieren solle, bevor er dumme Sprüche bringe.

"Es existiert ein Recht auf Blödheit", sagt Georg Fleischmann. Nicht jeden könne man überzeugen.

Aber es ist wichtig, sich mit dem Thema zu beschäftigen und sich mit pfiffigen Argumenten den dämlichen Sprüchen entgegenzustellen. Damit das funktioniert, ist nicht nur eine gute Bildung nützlich, sondern auch Mut.

Aus dem Buch "Politik wagen, ein Argumentationstraining" haben wir Tipps zusammengestellt. Damit könnt ihr auf dämliche Aussagen cool reagieren. 

- Den Mut haben zu reagieren.

- Zum gemeinsamen Denken einladen, aber: vermeide, besserwisserisch zu belehren.

- Wertschätzende, authentische und empathische Haltung zeigen.

- Missverständnisse bewusst und verständnisvoll klären.

- Durch clevere Fragen Gespräche eröffnen: Wenn sich zum Beispiel jemand aufregt mit "Das ist eine Unverschämtheit von . . . ", dann frage: "Was genau findest du unverschämt?"

- Eröffne neue Perspektiven, indem du zum Beispiel sagst: "Was wäre denn die Konsequenz, wenn . . . "

- "Stopp" sagen. Menschenverachtende Aussagen sind nicht okay.

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