Der Basketball schweißt zusammen

12.6.2017, 09:01 Uhr
Der Basketball schweißt zusammen

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Es ist Montagnachmittag um kurz nach zwei in der Turnhalle der Laurentius-Realschule auf dem Löhe-Campus der Diakonie Neuendettelsau. An vier Basketballkörben üben Schüler zwischen neun und 17 Jahren Korbleger. Mal landet der Ball im Korb, mal fällt er daneben. Ganz normales Basketballtraining eben.

Doch so normal ist das nicht, "denn hier trainiert die Sportinklusionsklasse der Realschule", sagt Sportlehrer Harald Spaniol. Das Programm heißt Special Olympics Unified Sports und bringt Menschen mit und ohne Behinderung zusammen. Es ist in der Sportbewegung Special Olympics entstanden, dem Sportverband für Menschen mit geistiger Behinderung.

In diesem Fall heißt das: Realschüler spielen gemeinsam mit Schülern mit geistiger Behinderung aus den Bruckberger Heimen Basketball. Bruckberg liegt etwa zwölf Kilometer von Neuendettelsau entfernt.

Erst Pflicht, jetzt freiwillig

Der Basketball schweißt zusammen

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Seit acht Jahren gibt es dieses Projekt der beiden Einrichtungen. "An der Realschule ist Special Olympics Unified Basketball ein festes Wahlfach. Jedes Jahr kommen neue Schüler dazu", erklärt Lehrer Spaniol. Aber die Älteren dürfen natürlich auch bleiben – wie Justin.

Der 16-Jährige musste sich damals für ein Wahlfach entscheiden. Und "da ich schon Basketball gespielt habe, bin ich zu Unified gegangen. Jetzt muss ich nicht mehr. Aber ich würde die Truppe vermissen, also bin ich dabeigeblieben", erzählt er.

Mit Schülern mit geistiger Behinderung zusammenspielen? Geht das? So denken viele. Justin nicht. "Ich hatte nie Vorurteile." Sein Trainer Felix (24), der früher selbst mal als Schüler in der Gruppe dabei war, dachte, dass er die Sportler mit Behinderung mühelos ausspielen könnte. "Als ich sie dann sah, war ich überrascht, wie fit die alle waren", erinnert sich Felix.

Den 24-Jährigen hat das Thema bis jetzt nicht mehr losgelassen. Nach dem Schulabschluss hat er an der Fachakademie für Sozialpädagogik eine Erzieherausbildung gemacht und betreut nun Jugendliche in einer Wohngruppe der Bruckberger Heime.

Internationale Turniere

Gemeinsames Basketballtraining ist allerdings nicht alles – die Gruppe fährt auch auf Wettbewerbe in Deutschland, Europa und der ganzen Welt. Vor drei Jahren hat das Team bei den Sommerspielen von Special Olympics Europa Silber gewonnen. "Wir nehmen ausgewählte Schüler zu Turnieren mit, die das wollen", sagt Felix. Marcel zum Beispiel. Der 15-jährige Förderschüler aus Bruckberg war schon bei vielen Turnieren dabei. "Stuttgart, Hannover, Nürnberg, Hamburg, Ungarn", zählt er auf. Am meisten Spaß mache ihm das Körbewerfen. Zweimal in der Woche trainiert Marcel Basketball.

"Das Training ist für unsere Schüler etwas Besonderes", erzählt Sozialpädagoge Martin Hötzl, der die Bruckberger Schüler betreut und die Kooperation mit Harald Spaniol von der Realschule mit aufgebaut hat. Seine Schüler haben Lernschwächen unterschiedlicher Art. Viele sind verhaltensauffällig, schnell frustriert und impulsiv.

"Die Kinder kommen aus Familien, in denen die Eltern nicht die Möglichkeiten zur Förderung ihrer Kinder haben. Aufgrund ihrer Diagnosen brauchen sie die aber dringend." In den Wohngruppen lernen die Schüler, dass sie Kinder sein dürfen, und erhalten die entsprechende Förderung.

Das nächste Turnier steht schon im Juli an: "Wir fahren zu den Meisterschaften von Special Olympics Bayern nach Hof", berichtet Justin. Er freut sich schon darauf. Marcel ebenso. Auch das verbindet.

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