Die Gummi-Werbung hat Sarah inspiriert

2.12.2017, 10:00 Uhr
Die Gummi-Werbung hat Sarah inspiriert

© JugendFilmTage

Ein rotes Kondom als Raumschiff im Weltall - für galaktisch gute Stündchen! Diese Idee hatte Sarah von der Oskar-Sembach-Realschule Lauf, als es im Kunstunterricht darum ging, ein Postkarten-Motiv für den "mach’s mit"-Wettbewerb zu erfinden.

"Die Durex-Werbung im Fernsehen hat mich dazu inspiriert", sagt die 15-Jährige, die im Bio-Unterricht zwar schon mal ein Kondom in der Hand hatte, um das Abrollen auf einem Holzpenis zu üben. "Aber benutzt habe ich noch keins", meint sie. Sarah hatte noch keinen Sex.

Mit ihrem Motiv holt sich die Jugendliche den 1. Platz im Wettbewerb. "Ich war völlig überrascht", sagt sie. Als Gewinn darf sie mit ihrer Klasse ins Kino gehen, zudem bekommt sie einen Turnbeutel mit ihrem Motiv drauf.

"Sarahs Karte ist schön gestaltet, hat eine gute Botschaft und regt an, ein Kondom zu benutzen", erklärt Simone Zimmermann, Sozialpädagogin bei Donum Vitae e.V. Sie organisiert die JugendFilmTage Nürnberg gemeinsam mit Kooperationspartnern und Unterstützung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.

Info und Film

An den drei Tagen sind 2700 Schüler ab der 7. Klasse ins Cinecittà gekommen, um sich über Liebe, Sexualität, Freundschaft und Geschlechtskrankheiten zu informieren – und um einen Film dazu anzugucken.

Die Gummi-Werbung hat Sarah inspiriert

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"Wir sind das ganze Jahr damit beschäftigt, Filmtipps zu lesen, um für die jungen Leute passende Filme rauszusuchen", berichtet Simone Zimmermann. Diesmal schauen sich die Jugendlichen "About a girl", "Doktorspiele", "#Zeitgeist" und "Die Mitte der Welt" an. In den Filmen geht es ums Erwachsenwerden, um übergroße Penisse und Doktorspielchen, Pornoseiten im Netz oder einen Jungen, der merkt, dass er auf Männer steht.

Darüber hinaus können die Schüler ihr Wissen bei verschiedenen Mitmach-Aktionen auffrischen: Filzlaus, Syphilis, Tripper und Co. saßen zum Beispiel im Bauchladen von den Mitarbeiterinnen der Fachstelle für sexuelle Gesundheit der Stadt Nürnberg – in Form von niedlichen Plüschtieren. "Erst finden sie die meisten Jugendlichen süß, wenn sie aber hören, dass es sich um eine Geschlechtskrankheit handelt, werfen sie das Tier schnell weg", erzählt eine Mitarbeiterin, die anschließend erklärt, wie die Krankheit übertragen wird und welche Symptome sie hervorruft.

Die Gummi-Werbung hat Sarah inspiriert

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Beliebt ist auch der Kondomführerschein von Donum Vitae e.V. und Pro Familia e.V. Hier dürfen die jungen Leute testen, ob sie richtig mit Kondomen umgehen können. Beate Frenzel erklärt vorab, worauf man achten sollte: "Ist das Kondom noch haltbar? Ist noch genügend Luft in der Verpackung? Beim Aufreißen an der gezackten Seite schiebt man das Kondom beiseite, um es nicht zu verletzen." Beim Überziehen sei wichtig, das Reservoir oben festzuhalten, und das Kondom in die richtige Richtung abzurollen. Sonst rutscht es wieder hoch. "Wenn man es erst falschherum auf den Penis aufsetzt und es sich nicht abrollen lässt, darf man es nicht einfach umdrehen. Es muss dann ein frisches verwendet werden!"

Mika (14) wagt den Versuch, das Kondom über den Plastikpenis zu ziehen, ohne diesen zu sehen – beim Sex ist es ja auch oft dunkel. "Ich habe so was noch nie gemacht, aber es war nicht schwierig", meint er, als ihm sein Kondomführerschein ausgehändigt wird.

Übertreibung im Porno

Um das Thema Pornografie dreht sich alles beim Stand der Schwangerenberatung der Stadtmission. "Die Jugendlichen sollen Gegenstände ertasten, die sie ihren Mitschülern über Mimik, Gestik und Geräusche beschreiben. Es geht darum, wie sich der Gegenstand anfühlt, zum Beispiel klebrig, schleimig oder stachelig", erklärt Sexualpädagogin Kira Preußing. "Dabei kommt es uns vor allem auf übertriebenes Schauspielern an. Denn hier schlagen wir den Bogen zu den Pornos, die von Übertreibung leben und mit dem echten Leben nichts zu tun haben."

Die Gummi-Werbung hat Sarah inspiriert

© Foto: Goebel

Auf einem Flyer wurden die Tricks der Pornoregisseure zusammengefasst. Ein paar Beispiele:
- Extreme Stellungen wie beim Analverkehr sind nicht so weit verbreitet. Viele finden es eklig. Die Pornodarsteller bereiten sich mit Dehnübungen und Spülungen darauf vor. Diese Szenen werden natürlich im Film nicht gezeigt.
- Extrem viele Stellungen: In Pornovideos ändern die Sex-Partner ständig ihre Stellungen. Aber die meisten Paare machen das nicht so häufig.
- Extrem große Geschlechtsteile: Für Pornos werden Männer mit großen Penissen und Frauen mit straffen, großen Brüsten extra gecastet. Gewöhnlich ist ein Penis im Durchschnitt 15 Zentimeter lang, nicht mehr als 20.
- Extrem hübsche Körper: Penis und Scheide werden für Pornos extra geschminkt, Pickel und blaue Äderchen mit Abdeckstift vertuscht.
- Extrem lange Dauer: In den Videos haben Paare oft stundenlang Sex. Es wirkt alles länger, weil das Material geschnitten ist. Zwischen zwei Einstellungen gehen die Darsteller auch mal Kaffee trinken. Bei erwachsenen Paaren dauert der Sex oft nicht länger als 15 bis 20 Minuten.

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