Eine 14-Jährige mit großen Zielen

29.6.2016, 10:00 Uhr
Eine 14-Jährige mit großen Zielen

Eins der besten Gefühle der Welt: Ich stehe mit höchster Konzentration mit dem BMX am Start und warte auf das Signal – „Attention rides random start rides ready watch the gate“ sagt eine Computerstimme, die Startrampe fällt nach unten, es piept dreimal und schon fahre ich los! In dem Moment weiß ich: Das ist meine einzige Chance, das Beste zu geben, um einen guten Platz zu erreichen.

Mein Name ist Carina Endlein, ich bin 14 Jahre alt und fahre seit meinem 7. Lebensjahr BMX. Das ist die Abkürzung für Bicycle Moto Cross. Bei der Sportart spielt das Alter keine Rolle. Jeder, der Fahrrad fahren kann, darf den Sport auch ausüben. Man benötigt vor allem Schnellkraft, Geschicklichkeit und mentale Stärke.

Bei allen Rennen starten wir BMX-Fahrer von einem fünf bis acht Meter hohen Hügel mit einem speziellen Rad, das etwas kleiner ist als ein normales Fahrrad. Von 0 auf 60 Kilometer pro Stunde geht es in nur zwei Sekunden – das ist schneller als bei einem herkömmlichen Auto.

Über eine vorgegebene 400 Meter lange Bahn mit Hindernissen, die im Normalfall vier Geraden und drei Kurven hat, kämpfen bei jedem Wettbewerb acht Fahrer um den Sieg. Bei den Hindernissen gibt es zum Beispiel doubles (wie zwei Wellen), tables (wie Tische) oder tribles (drei Wellen). Die jeweils vier besten Fahrer kommen in die nächste Runde weiter. Dieses Prinzip zieht sich dann über das Sechzehntelfinale bis zum alles entscheidenden Finale durch.

Tolle Unterstützung

Mein größter Erfolg war 2014 das Halbfinale bei der Europameisterschaft in Dänemark, und ich bin zweifache deutsche Meistern: im Zeitfahren (Time Trail) und im normalen Rennen (Race). 2015 wurde ich Deutsche Meisterin im Time Trail.

Unterstützt werde ich bei meinem Sport von meinen Trainern, Eltern, und meinem Sponsor Crupi Team Germany. Da ich neben dem BMX-Fahren noch zur Schule gehen muss, habe ich in der 6. Klasse vom Fürther Heinrich-Schliemann-Gymnasium auf die Bertolt-Brecht-Sportschule in Nürnberg gewechselt. Momentan bin ich in der 9. Klasse.

An der Schule trainiere ich dreimal pro Woche in der Früh meine Kraft, meine Ausdauer, meine Stabilität und Sprints auf dem BMX. Am Abend kommen zusätzliche Einheiten in meinem Heimatverein RC 50 Erlangen dazu.

Eine 14-Jährige mit großen Zielen

© Fotos: privat

In den Ferien nutze ich die freie Zeit und fahre mit dem Bayernkader in verschiedene Trainingslager: Länder wie Frankreich oder die Niederlande bieten sich hier besonders gut an, da dort die Trainingsbedingungen am besten sind.

Das Besondere an der Sportschule ist, dass ich das Lernen besser mit dem Sport verbinden kann und für Wettkämpfe im In- und Ausland leichter schulfrei bekomme. In meiner Klasse fährt noch ein anderes Mädchen BMX, die anderen spielen hauptsächlich Fußball beim Club, machen Judo und Taekwondo.

Da mein Sport viel Zeit kostet, habe ich nur wenig Freizeit für andere Dinge wie Freunde treffen oder Unternehmungen mit der Familie. Aber ich finde das nicht schlimm, denn ich treffe bei den Wettkämpfen auf meine BMX-Freunde. Um zu den Turnieren zu kommen, sind oft lange Autofahrten oder Flüge notwendig. Aber das stört mich nicht. Als Top-Fahrer muss man das in Kauf nehmen.

Ich bin in der Nacht vor meinem Praktikum in der Jugendredaktion gerade erst aus Kolumbien von der Weltmeisterschaft zurückgekommen. Dort war vor allem Kondition gefragt – bei Temperaturen über 30 Grad auf über 1600 Metern Höhe. Über die Vorläufe habe ich mich für das Viertelfinale qualifiziert, aufgrund eines Sturzes bin ich aber leider als 5. ausgeschieden.

Start bei der EM in Verona

Gelohnt hat sich die weite Reise trotzdem, da ich viele neue Leute kennengelernt und jede Menge Erfahrungen gesammelt habe. Mein nächster großer internationaler Wettkampf ist am 2. und 3. Juli die Europameisterschaft in Verona in Italien. Meine Ziele sind, dort das Viertel- oder sogar Halbfinale zu erreichen.

Da BMX seit 2008 olympisch ist, ist ein langfristiges Ziel von mir, wie meine Vereinskameradin Nadja Pries bei Olympia dabei zu sein. Nadja hat als erste deutsche Frau die Qualifikation für Rio geschafft. Ich drücke ihr die Daumen.

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