Einer spielt zu viert

26.11.2015, 16:18 Uhr
Einer spielt zu viert

© Fotos: dpa/OTH Regensburg

Gespielt wird auf einem Bildschirmbrett, und die Spieler sind – ein Roboter. Er stellt die Gebäude auf, baut sie zu Siedlungen aus , optimiert Straßenzüge und versetzt die Spielfiguren – und das für vier Spieler gleichzeitig. Oder anders: Das hinter dem Roboter steckende Programm spielt zu viert.

Entwickelt haben das Programm Markus Webert und Markus Reichl von der Ostbayerischen Technischen Hochschule (OTH) Regensburg. Der eine ist Technischer Informatiker, der andere spezialisiert auf Software Engineering, und zusammen haben sie dem Catan-Universum eine neue Dimension gegeben.

Nach dem ursprünglichen Brettspiel kamen zunächst elektronische Spielvarianten auf Diskette (1997) und diversen Spielekonsolen auf den Markt. Es folgten Versionen für Tablets und Mobiltelefone.

Markus Webert hat nur ein PC-Programm für die Online-Plattform „Brettspielwelt“ spezielle für „Die Siedler von Catan“ implementiert. Was für den Studenten als Betreuung eines P-Seminars an einem Gymnasium begann, endete in seiner Bachelor-Arbeit „Entwurf und Analyse von Spielstrategien am Beispiel von ‚Die Siedler von Catan‘“ im Fach Technische Informatik.

Markus hat drei künstliche Intelligenzen aufgebaut, die mit seiner Software nicht nur mit verschiedenen Taktiken gegeneinander spielen können. Sie können außerdem so weiterentwickelt werden, dass sie ihre Ergebnisse sammeln, verwerten und beim nächsten Spiel eine noch ausgefeiltere Strategie fahren.

Aufbauend auf dieser Bachelor-Arbeit hat Markus Reichl in seiner Master-Arbeit eine Systemarchitektur für einen handelsüblichen Greif-Roboter entwickelt. Eine Pionierarbeit, denn Markus legte eine Bibliothek all jener Funktionen an, die für die Steuerung des Roboters beim Spielen von „Die Siedler von Catan“ notwendig sind.

Und jetzt können die beiden Jungs zuschauen, wie der einarmige Roboter nach den Spielsteinen greift und diese passgenau versetzt, während vollautomatisiert die Software ihr eigenes Spiel vorantreibt. „Wir könnten damit nach dem Muster von Let’s Play-Videos wahrscheinlich sogar Geld verdienen“, sagt Markus Webert halb im Spaß.

Viel wichtiger als das ist jedoch, dass aus der Arbeit der beiden so etwas wie Grundlagenforschung an einem Roboter geworden ist. Denkbar sind verschiedene Übertragungsmöglichkeiten auf industrielle Anwendungen.

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