„Einfach ein cooles Gefühl“

30.4.2016, 10:00 Uhr
„Einfach ein cooles Gefühl“

© Foto: I-vista/pixelio.de

Opa Helmut ist schuld. Allein ihm zuliebe hatte sich Madeleine überhaupt angemeldet. Denn Opa Helmut hatte ihr im vergangenen Jahr den Zeitungsartikel über den Redner-Wettbewerb für junge Juristen gezeigt. Und er hatte gemeint, es würde ihn stolz machen, wenn seine Enkelin dort einmal gewänne und ein Bild von ihr in die Zeitung käme.

Also tritt Madeleine dieses Jahr an und stellt sich der Jury. „Vor dem Auftritt war mir noch ganz schlecht“, gibt sie hinterher zu, die Nacht zuvor habe sie kaum geschlafen. Kein Wunder, denn die Studentin im 8. Semester hatte bereits als Zuhörerin einmal erlebt, wie geschliffen die Vortragenden ihre auf maximal zwölf Minuten begrenzten Plädoyers halten.

Das hatte ihr damals schon Respekt eingeflößt. Doch gleich beim Lesen der diesjährigen Themen kamen ihr erste gute Ideen. Sie wählte „Big brother is watching you – Die Überwachung des öffentlichen Raums: Schutz oder Schnüffelei?“. Und sie begann gleich, an ihrem Vortrag zu basteln.

Als Schauspielerin aktiv

Zugute kamen ihr die Erfahrungen als aktive Schauspielerin und Stückeschreiberin, die sie in verschiedenen Theatergruppen sammelte. Nach und nach formte sich ihre Rede. „Es hat mich überrascht, dass mir immer wieder Gedanken kamen, mit denen ich gar nicht gerechnet hatte.“

Zum Beispiel die Sache mit dem Teddybären. Amerikanische Familien überwachten ihre Hausangestellten mittels Kameras, die in den dunklen Kulleraugen solcher harmlos wirkenden Kuscheltiere versteckt wurden.

Ein idealer Einstieg für einen Vortrag. „Das Außergewöhnliche bleibt den Zuhörern im Gedächtnis,“ sagt Madeleine. Den fertigen Vortrag mussten sich zunächst zu Hause alle Verwandten anhören — ob sie wollten oder nicht.

„Einfach ein cooles Gefühl“

© Foto: Firsching

Auch in ihrer Theatergruppe, der „Lux Jungen Kirche Nürnberg“, wo sie einmal wöchentlich probt, übte sie für den großen Tag. „Das hat mir unwahrscheinlich geholfen.“ Genau wie die Erfahrung, dass sie ihre Eltern als Kind bereits Gedichte vor Publikum aufsagen ließen.

Beim Wettbewerb konnten die Eltern allerdings nicht dabei sein, weil sie arbeiten mussten. Madeleine wird die erste Juristin in der Familie sein, „ansonsten haben wir schon fast alle Berufe“, erklärt sie lachend.

Das Studium mache ihr viel Spaß, sagt sie, aber es strenge auch an. So ein Redner-Wettbewerb ist da eine erfreuliche Abwechslung – aber auch eine zusätzliche Aufgabe neben dem Lernen.

Freizeit? Gibt’s trotzdem noch, meint Madeleine. Jede Woche besucht sie zusammen mit der Mutter einen Zumba- und mit der Tante einen Pilates-Kurs. Besonders engagiert ist sie auch in den Kirchengemeinden Melanchthon in Ziegelstein und St. Egidien. „Das gibt mir sehr viel.“

Hilfe von Kater Mambo

Vielleicht ist genau das ihr Geheimnis beim Vortrag: Sie wirkt ausgeglichen, gar nicht aufgeregt. Da färbt wohl das sanfte Gemüt ihres Katers Mambo ab. Der hatte auf ihrem Schoß geschnurrt, während sie ihre Rede schrieb und war der Erste, dem sie den fertigen Vortrag präsentierte. „Dass Mambo an den richtigen Stellen die Ohren spitzte und den Kopf hob, hat mir gezeigt, dass ich richtig artikuliere.“

Ausgerichtet wird der Wettbewerb regelmäßig vom „a*jfe“, dem Verein der Alumni der Juristischen Fakultät Erlangen; Organisatorin ist Rechtsanwältin Susanne Koller. Die Jury – bestehend aus Hasso Nerlich, Generalstaatsanwalt in Nürnberg, Prof. Jürgen Stamm, Inhaber des Erlanger Lehrstuhls für Bürgerliches Recht, Zivilprozessrecht und Insolvenzrecht, Christoph Strötz, Präsident des Oberlandesgerichts Nürnberg, und Uwe Wirsching, Vizepräsident der Rechts-anwaltskammer – vergibt diesmal zwei 2. Plätze: Tim Barz und Katharina Rößler freuen sich jeweils über 400 Euro.

Ihr Preisgeld von 600 Euro will Madeleine zum Teil für „Brot für die Welt“ und für ein rumänisches Schulkind spenden. Vom Rest werden Fachbücher gekauft. Ihren Mitstreitern beim Wettbewerb zollt sie hohen Respekt. Alle hätten sich gut geschlagen, sie selbst habe nicht damit gerechnet, dass sie den 1. Platz belegen würde. Doch gleich nach der Bekanntgabe ihres Erfolges findet sie: „Das ist einfach ein cooles Gefühl!“

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