Einmal über die Alpen

29.8.2016, 09:50 Uhr
Einmal über die Alpen

© privat

Das P-Seminar  „Planung und Durchführung einer Fernwanderung“ lockte am Emmy-Noether-Gymnasium 16 Oberstufenschüler in die Berge. Am Albert-Schweitzer-Gymnasium konnte das P-Seminar „Alpencross“ gleich 20 Schüler begeistern, mit schweren Wanderrucksäcken die anstrengende Tour auf sich zu nehmen. Das Interesse an der Schule war sogar so groß, dass die Lehrer die Gruppe aus sportlichen, psychologisch-pädagogischen und sozialen Aspekten zusammengestellt haben.

Allen Seminarteilnehmern ist nicht nur das Ziel Meran gemeinsam, sondern auch die Erfahrungen, die sie auf dem Fernwanderweg machten – und die Erkenntnis, dass eine gute Vorbereitung schon die halbe Miete ist. Denn vier bis neun Stunden wandern pro Tag kann anstrengend sein!

Zwischen Felsspalten und bunten Blumenwiesen

Hier berichten die Schüler des Noether-Gymnasiums von ihren Erlebnissen: Raus aus dem Schulalltag - rein ins Abenteuer: 140 Kilometer zu Fuß in sechs Etappen über die Alpen. 16 Schüler und drei Lehrer kamen dabei nicht nur einmal an ihre Grenzen. Doch dazu später mehr. Um die Strecke zu meistern, war eine ausführliche Vorbereitung nötig. Wir planten die Route, suchten Sponsoren, stellten eine passende Ausrüstung zusammen und sammelten weitere Informationen, zum Beispiel über die Wetterbedingungen.

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„Das war wichtig, da wir steile Wege, Eisfelder und Geröllfelder bezwingen mussten. Durch zu viel Regen hätten diese Wege rutschig und gefährlich werden können“, erinnert sich Schülerin Paula (17). „Auch vor Gewitter kann man sich in solchen Höhen nur schwer schützen. Und wir wollten unter keinen Umständen die Wanderung verschieben, da wir viel Planung und Organisation in unser Projekt gesteckt hatten.“

 Zudem  mussten wir uns körperlich trainieren, um diese Herausforderung meistern zu können.Wir trafen uns zum gemeinsamen Wandern, und jeder Schüler sollte dreimal alleine gewandert sein. Dann konnte es losgehen: Wir ließen die Allgäuer, die Lechtaler und die Ötztaler Alpen hinter uns, durchwanderten dabei etliche Täler wie das Lechtal, das Madau- und Paseiertal sowie das Inn- und Pitztal.

Wir passierten bunte Blumenwiesen, Bergwälder und kamen mehrfach über die Baumgrenze in sehr steiles Fels- und Geröllgelände. Dort konnten wir verschiedene Relikte aus der letzten Eiszeit wie zum Beispiel Bergseen und von Gletschern geformte Berg- und Talformationen bestaunen. Zudem überwanderten wir Gletscherränder und Schneefelder, aber auch die längste Hängebrücke Österreichs bei Holzgau im Lechtal. Sie ist etwa 200 Meter lang und liegt in einer Höhe von 110 Metern.

Neben der abwechslungsreichen Landschaft mit tiefen Schluchten, kräftigen Wasserfällen und Bergseen konnten wir auch einige Tiere erblicken. So liefen uns Kühe, Schafe, Steinböcke und sogar ein paar Murmeltiere entgegen, die ihr Leben in den Bergen eindeutig genießen.  

Untergebracht waren wir in Almhütten, wo wir schöne Abende gemeinsam in der Gruppe verbrachten. Es war sehr entspannend, mal weg vom Schulstress und dem Smartphone (kein Empfang!) zu kommen und abends bis zum Sonnenuntergang die einmalige Aussicht von der Hütte auf die Berge auf sich wirken zu lassen.

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An der Braunschweiger Hütte waren wir konfrontiert von Interessenkonflikten zwischen geschäftstüchtigem Tourismus und dem Natur- und Umweltschutz: Die Bergbahnenbetreiber der beiden Gletscherskigebiete von Sölden und dem Pitztal planen nämlich den Bau einer Bergbahn, um beide Gebiete miteinander zu verbinden.

Diese Bahn würde genau an unserem Wanderweg entlang gebaut. Wir konnten bereits den Ausbau einer Skipiste zwischen den beiden Gebieten beobachten. Diese war als Wanderweg deswegen auch nicht begehbar. Gegner dieser Planungen sind der Deutsche Alpenverein und verschiedene Umwelt- und Naturschutzverbände.

Unsere Lehrerin Ursula Schneider hat das P-Seminar „Planung und Durchführung einer Fernwanderung“ zum ersten Mal am Emmy-Noether-Gymnasium angeboten – und es verlief durchaus erfolgreich: Lediglich vier Schülerinnen brachen die Wanderung aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig ab.

„Eine Mitschülerin litt an Knieschmerzen, die anderen waren schon bei der Abfahrt etwas krank, wollten aber trotzdem schauen, wie weit sie es schaffen. Das finde ich sehr lobenswert“, sagt Paula. Alle anderen erreichten mit nur leichten Blessuren und einigen Blasen nach sechs Etappen unseren Zielort Meran, wo wir als Belohnung noch einen wunderschönen Tag verbrachten.

Zurückblickend hatten wir eine super Zeit in einer beeindruckenden und mächtigen Landschaft, welche man leider viel zu selten zu Gesicht bekommt. Außerdem wird man durch solch ein Erlebnis auch geerdet, weil man der Natur sehr nahe kommt und sich dessen bewusst wird, wie klein der Mensch doch eigentlich ist.

„Wir sind stolz, das Projekt gemeistert zu haben. Aber das Wichtigste war für mich, an meine eigenen Grenzen zu kommen und diese sogar zu überwinden“, sagt Paula. „Ehrgeiz zu entwickeln, nicht aufzugeben, obwohl man körperlich und auch psychisch am Ende war, war ein beeindruckendes Erlebnis!“

 

Auf dem Blog www.fernwanderung-eng.blogspot.de bekommt ihr noch mehr Eindrücke von der Alpenüberquerung des Seminars.

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