„Es gilt, den Titel zu verteidigen“

21.7.2016, 10:00 Uhr
„Es gilt, den Titel zu verteidigen“

© privat

Wenn Svenja nicht in die 11. Klasse am Sigmund-Schuckert-Gymnasium in Nürnberg-Eibach geht, ist sie bei ihrem Hobby anzutreffen: Die Sportart Faustball hat es der 16-Jährigen angetan, seit vergangenem Jahr spielt sie sogar für den deutschen Nationalkader – und mit dem darf sie in diesen Tagen bei der Heim-WM um den Titel kämpfen.

Aber was ist Faustball eigentlich? Man kann den Sport ein wenig mit Volleyball vergleichen: „Allerdings wird der Ball, wie der Name schon verrät, mit der Faust anstatt mit der flachen Hand geschlagen“ erklärt Svenja. „Und es stehen nur fünf Spieler am Platz, es gibt eine Leine statt eines Netzes, und der Ball darf im Feld springen.“

Klingt spannend! Trotzdem ist Faustball eine Randsportart, die nur wenige kennen. Auch Svenja kam eher durch Zufall dazu: „Früher habe ich in unserem Verein geturnt. Dann wollte ich aber gerne eine Ballsportart spielen, weil mir das immer viel Spaß gemacht hat.“ Deshalb hat sie sich im Verein nach passenden Angeboten umgeschaut. „So bin ich dann auf Faustball gestoßen.“

Gerade auch die Unbekanntheit der Sportart macht für Svenja den Reiz aus, „es ist mal was anderes!“ Besonders das Spielen im Team gefällt ihr, die Gemeinschaft, die dabei entsteht. Aber auch die Verantwortung, die man sich selbst und den anderen gegenüber trägt.

Seit sieben Jahren spielt die 16-Jährige nun schon für den TV Eibach – mit großem Erfolg: Sechsmal wurde sie mit ihrer Mannschaft bereits deutsche Meisterin. Vor vier Jahren wurde Svenja dann auf der deutschen Meisterschaft von den Trainern des Nationalteams entdeckt. Voriges Jahr konnte sie mit diesem in Schleswig-Holstein sogar den Vize-Jugendeuropameister-Titel gewinnen.

Doch von nichts kommt nichts. Dreimal die Woche trainiert die Schülerin mit ihren Teamkameradinnen aus Eibach, an den anderen Tagen geht sie joggen oder macht Stabilisations- und Sprungtraining. Zusätzlich stehen an den Wochenenden regelmäßig Spieltage auf dem Programm. Dafür nehmen die jungen Spielerinnen oft weite Wege auf sich. Denn die Spielorte liegen in ganz Süddeutschland verteilt.

Da kann es schon mal vorkommen, dass die Mädels vier Stunden Anreise haben. Doch bleibt neben dem ganzen Sport überhaupt noch Zeit für die Schule? „Manchmal ist es schon sehr stressig. Aber ich versuche, meist an den Wochenenden zu lernen“, sagt Svenja. Auch andere Hobbys bleiben nicht völlig auf der Strecke. In ihrer Freizeit spielt die 16-Jährige neben dem Faustball auch Klarinette und ist Mitglied im Schulorchester.

Als Svenja dieses Jahr für den WM-Kader nominiert wurde, ging ein großer Traum in Erfüllung – auch wenn das noch zusätzliche Trainingseinheiten mit der Nationalmannschaft bedeutet. „Dafür opfert man gerne seine Freizeit.“ Schon seit feststeht, dass Eibach die WM ausrichtet, freut sich Svenja darauf. Auch wenn sie anfangs gar nicht wusste, ob sie wieder für die Nationalmannschaft nominiert ist.

„Dass ich jetzt selbst als Spielerin dabei bin, ist natürlich eine riesige Ehre und etwas ganz Besonderes.“ Und ihre Ziele sind groß: „Wir wollen natürlich Weltmeister werden“, sagt sie und lacht. „Es gilt, einen Titel zu verteidigen.“ Denn bereits 2014 konnte die weibliche Jugendmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Brasilien Gold holen. Die Chancen auf einen erneuten Erfolg stehen gut, meint Svenja: „Wir sind ein tolles Team, haben einen tollen Teamgeist und sind auf jeden Fall bereit, alles zu geben.“

Auf diversen Lehrgängen konnte sich die Mannschaft schon gut aufeinander einspielen. Diese Lehrgänge, die meist drei bis vier Tage dauern und immer an unterschiedlichen Orten stattfinden, sind auch die einzige Möglichkeit, in der das Nationalteam zusammen trainieren kann. „Da die Spielerinnen aus allen Teilen des Landes kommen, gibt es gar keine andere Möglichkeit. Außerdem haben wir ein gemeinsames Turnier als Mannschaft gespielt, zur Vorbereitung auf die WM.“

Svenja und ihre Vereinskameradin Auguste sind die einzigen beiden Spielerinnen aus Bayern. Der Rest der Mannschaft kommt zum Beispiel aus Stuttgart, Hannover oder Leverkusen. Inzwischen sind die Mädels viel mehr als nur Mannschaftskameradinnen auf dem Spielfeld. Sie sind zusammengewachsen und Freundinnen geworden.

Svenjas größte WM-Hoffnung neben dem Titelgewinn ist vor allem, dass der Sport Faustball viele neue Fans gewinnt. „Wir hoffen, dass viele Zuschauer kommen, auch solche, die Faustball noch nicht kennen. Denn die Atmosphäre ist bei einem so großen Ereignis natürlich etwas ganz Besonderes.“

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