Extra-Senf: Abi, ich komme . . . vielleicht

25.4.2017, 10:19 Uhr
Extra-Senf: Abi, ich komme . . . vielleicht

© Illustration: MarinaBH/iStockphoto.com

"Abiturvorbereitung" nennt man das auch, die "Endphase vor einer der wichtigsten Prüfungen meines Lebens". Na ja, eigentlich möchte ich es in Zukunft noch ein bisschen weiterbringen als nur bis zur allgemeinen Hochschulreife.

Wie ich diese bedeutende Zeit aber dennoch am besten nutze, hat der Stark-Verlag anhand einer großen Lehrerumfrage herausgefunden. Demnach meint fast die Hälfte der Befragten, dass wir mit der Vorbereitung spätestens im Februar beginnen sollten. Blöderweise fällt in diese Zeit aber die Klausurenphase des letzten Halbjahres. Wenn mit Vorbereitung also das gleichzeitige Lernen für zehn Fächer gemeint ist, dann hab ich da alles richtig gemacht.

Ein weiterer Hinweis der versammelten Lehrerschaft: Ein Lernplan soll unweigerlich zum Erfolg führen. Allerdings habe ich mir nie die Mühe gemacht, einen zu erstellen. Zu groß ist meine Angst davor, ihn nicht einzuhalten und dann schwarz auf weiß zu lesen, wie undiszipliniert ich doch bin. Wenn ich aber gar keinen Plan habe, kann er auch nicht scheitern und ich habe mir nichts vorzuwerfen. Zumindest theoretisch.

Vielleicht sollte ich es deshalb doch mit regelmäßigen Treffen in Lerngruppen versuchen: Als besonders effektiv empfehlen die Lehrer-Experten hierfür eine Größe von bis zu vier Personen. Wenn ich ehrlich bin, sind Lerngruppen nicht so mein Ding — ich konzentriere mich lieber allein auf den Stoff.

Andererseits soll diese Methode ja die Gemeinschaft und den Zusammenhalt stärken. Warum also nicht gleich die Anzahl der Gruppenmitglieder auf die Größe meiner Jahrgangsstufe ausdehnen? Wir könnten uns jeden Samstag bei mir treffen, Lernerfolge austauschen und unseren Fortschritt gebührend feiern. Auch für das Aufräumen nach der Party wäre bereits gesorgt: Der überwiegende Teil der Befragten ist nämlich der Meinung, dass Eltern ihre Kinder während der finalen Phase von allen häuslichen Pflichten befreien sollten. Perfekt!

Generell raten uns die Lehrer, während der Abiturvorbereitung Ruhe zu bewahren. Gleichzeitig warnen sie: "Mut zur Lücke" lohne sich nicht. Grundsätzlich stimme ich dem natürlich zu. Die Realität aber ist eine ganz andere . . .

Und wer glaubt, dass er die riesige Menge an Stoff nie und nimmer allein bewältigen kann, dem rät ein Viertel der Lehrer zu Intensivkursen in den Ferien. Wenn ihr mich fragt, klingt das nach dem verzweifelten Hilferuf einiger Kursleiter, die die Hoffnung in ihre Schüler bereits vor Beginn der Prüfungen aufgegeben haben.

Ich hingegen bleibe zuversichtlich — und stürze mich jetzt wirklich kopfüber ins Lernen. Was kann ich dafür aus den Tipps der Lehrer mitnehmen? In erster Linie weiß ich jetzt, dass ich in der heißen Phase so ziemlich alles falsch mache. Es wäre also kein Wunder, wenn ich mein Abi nicht bestehen sollte.

Ich könnte ja mal meine Lehrer fragen, ob sie es nicht für mich schreiben wollen. Laut Umfrage wissen sie ja bestens darüber Bescheid, wie die optimale Vorbereitung aussieht. Und die Mahngebühren für die Bib stelle ich meiner Schule auch gleich noch in Rechnung. Das fällt bestimmt unter individuelle Förderung.

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