Extra-Talent: Erfolgreiche Denkerin

26.3.2016, 15:10 Uhr
Extra-Talent: Erfolgreiche Denkerin

© Fotos: privat

"Es gibt Blitzschach, Schnellschach, aber auch beim klassischen Spiel Variationsmöglichkeiten", erzählt Melina gelassen, während mir nur der Kopf schwirrt: Geht der Denksport denn etwa auf Zeit? "Beim Blitzschach hat jeder Spieler insgesamt fünf Minuten, um zu ziehen", erklärt die Schachmeisterin, "verloren hat der, bei dem die Uhr zuerst auf Null steht – wenn er den anderen nicht vorher matt gesetzt hat." Ein Schachspiel beim Turnier hingegen dauert oftmals mehr als vier Stunden.

So eine Schachpartie erfordert natürlich höchste Konzentration, deshalb sind auch Denkpausen wichtig: "Während der Gegner am Zug ist, laufe ich auch mal durch den Raum", sagt Melina. Ein Schiedsrichter passt währenddessen auf, dass niemand mogelt.

Aber mit den Spielregeln kennt sich auch Melina aus: Sie hat viele Titel errungen und wurde 2015 gemeinsam mit dem "Bayern-Team" sogar Deutscher Meister bei der Deutschen Ländermeisterschaft der Schachjugend. Dabei trat Melina gemeinsam mit sieben weiteren Spielern aus dem gesamten Freistaat gegen die Konkurrenz aus den anderen Bundesländern an.

In der gerade zu Ende gegangenen Saison der Jugend-Bayernliga wurde Melina mit der U 20 ihres Klubs "Schwarz-Weiß Nürnberg Süd" Bayerischer Vize-Meister. Aktuell ist sie außerdem Jugendsprecherin der Schachjugend Mittelfranken.

Regeln werden geändert

Seit zehn Jahren trainiert sie inzwischen bei "Schwarz-Weiß". "Davor hab ich mit meinem Papa zu Hause gespielt", erzählt die Schachmeisterin, "als ich alt genug war, hat mich mein großer Bruder mit in den Verein genommen." Jeden Donnerstag um 18 Uhr ist Training im Südstadtforum. Aber wie lernt man, Schach zu spielen?

"Da gibt es mehrere Möglichkeiten", erklärt sie. "Es gibt siegbringende Taktiken, die man sich merken kann." Außerdem sei es wichtig, das Gedächtnis zu trainieren: "Wenn wir im Training gegeneinander spielen, ändern wir dafür die Regeln." So komme man auch mit ungewohnten Situationen leichter zurecht.

Außerdem ist es wichtig, seine eigene Strategie zu entwickeln: "Schon der erste Zug ist entscheidend für den Verlauf des Spiels", betont Melina. "Es gibt Gegner, die sehr offensiv an die Partie herangehen." Zudem gebe es zurückhaltende Charaktere und welche, die eine Mischung aus beidem seien. So verschieden wie die Spieler sind auch die Partien: "Bei jedem Turnier lernt man etwas dazu – das ist auch eine Art von Training."

Melina weiß genau, was ihr beim Schachspielen besonders großen Spaß macht: "Gerade im Training ist es spannend, etwas zu riskieren und auch mal eine Figur zu opfern." Bei Turnieren ist sie aber eher vorsichtig: "Gerade beim Blitzschach ist zudem der Zeitdruck eine große Herausforderung."

Und es gibt noch etwas, das die Schachmeisterin ziemlich nervt: "Manchmal entsteht Streit zwischen den Spielern." Melina wurde einmal vorgeworfen, mithilfe eines Schachcomputers betrogen zu haben: "Das hat mich geärgert, denn Schach sollte ein faires Spiel sein." Aber trotz solcher Zwischenfälle hat sie schon viele Freunde auf Turnieren kennengelernt. "Ich genieße es auch, mal eine ruhigere Zeit zu haben", erzählt Melina, "dann können wir einfach nur zum Spaß spielen."

Ziel: Deutsche Frauenmeisterschaft

Oftmals ist nämlich nur wenig Zeit zum Durchschnaufen: "Es gibt Phasen, da sind mehrere Turniere an aufeinanderfolgenden Wochenenden, dazu kommen oftmals auch noch Mannschaftskämpfe", sagt Melina, "das ist dann schon stressig." Hinzu kommt die Schule: Das Schachtalent steht zurzeit kurz vor dem Fachabitur. Trotzdem hat Melina schon ein nächstes Ziel: "Ich möchte an der deutschen Frauenmeisterschaft teilnehmen."

Vom Schachspielen zu leben, kann sie sich allerdings nicht vorstellen: "So weit kommen höchstens Großmeister." Um diesen Titel erringen zu können, muss man gegen die Allerbesten gewinnen und eine sehr hohe "deutsche Wertungszahl" (DWZ) haben. Das ist ein Wert, der die Stärke eines Schachspielers angibt.

Melinas DWZ liegt zwischen 1900 und 2000. Das ist bemerkenswert, besonders für ein Mädchen: "Überhaupt ist Schach mehr ein Männersport – viele Frauen werden dadurch abgeschreckt." Für die Schachmeisterin ist das aber kein Problem. Sie sieht darin sogar einen Vorteil: "Als Mädchen steche ich aus der Masse heraus."

 

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