Extra-Talent: Im Geschwindigkeitsrausch

17.2.2016, 10:00 Uhr
Extra-Talent: Im Geschwindigkeitsrausch

© Fotos: privat

Die Wunschzettel vieler Kinder sind lang. Wenn die Temperaturen sinken und Weihnachten allmählich naht, stehen Spiele, Klamotten oder Gutscheine hoch im Kurs. Was Yanik Spachmüller an das Christkind geschrieben hat, ist nicht überliefert – es war jedenfalls ein gänzlich ungewohntes Geschenk für einen Sechsjährigen, das da unter dem Baum stand.

Als „kleines Motorrad“ charakterisiert der heute 18-Jährige das Präsent, das den Auftakt bilden sollte für eine steile Karriere. Während andere Jungs auf den Bolzplatz gingen, kurvte Yanik plötzlich im Grundschulalter auf Wiesen umher, „um ein Gefühl für die Maschine zu bekommen“. Später wechselte er ins Gelände, fuhr auf buckeligen Pisten, durch Sand und über Steine. Yanik hatte Spaß an einem Hobby gefunden, „vom dem ich früher schon immer etwas mitbekommen habe, weil mein Vater selbst Rennen gefahren ist.“

Gänzlich frei war die Entscheidung für den Motorsport also nicht, doch wenn der Schwabacher davon erzählt, kann die unterschwellige Aufforderung des Vaters so falsch nicht gewesen sein. Denn: Erfolgreich ist Yanik zweifellos. Im vergangenen Jahr kürte ihn der ADAC zu Nordbayerns Junior-Motorsportler, er gewann den deutschen Enduro-Jugend-Cup – bereits zum zweiten Mal. Enduro ist ein Geländemotorrad mit Straßenzulassung, mit dem Yanik europaweit auf den Rennstrecken unterwegs ist. Zwischen 50 und 80 Kilometern sind die Runden lang, meist geht es zwei- oder dreimal auf die Strecke. So kommen schnell 200 Kilometer oder mehr zusammen. An einem Tag wohlgemerkt.

Extra-Talent: Im Geschwindigkeitsrausch

Zudem gibt es verschiedene Sonderprüfungen, „zum Beispiel durch den Wald, durch Sand, das muss man alles fehlerfrei und ohne Stürze abfahren“. Am Ende gewinnt, wer am schnellsten war.

Das war zuletzt meist Yanik. Seit er auf der Fachoberschule in Weißenburg auf sein Abitur hinarbeitet, kann er sich auch problemlos für die Reisen befreien lassen. Das war nicht immer so, erzählt der Motorsportler, „da musste man auch mal einen Tag krank sein“. Denn der Zeitplan ist voll. Bis zu 1500 Kilometer fahren, vor Ort die Strecke ablaufen, deren Verlauf einprägen: Da gehen gerne einmal ein paar Tage drauf.

Und vor allem auch Geld: Inzwischen hat Yanik einige Sponsoren, den Großteil steuern aber immer noch die Eltern bei. Für eine Etappe können da schnell mal 1000 Euro und mehr anfallen.

Was ihn daran reizt? Für Yanik sind es viele kleine Teile, die das große Ganze ausmachen: „Zuerst ist es natürlich cool, Leute aus anderen Ländern kennenzulernen und gegen sie zu fahren.“ Die Strecken seien außerdem „immer abwechslungsreich, nie gleich, man muss sich die Kraft einteilen – und die Geschwindigkeit macht auch Spaß“.

Apropos Kraft. Ohne spezifisches Training kommt keiner der Fahrer aus. Auch Yanik nicht. Nach Leistungstests für das „Junior Team“ des Deutschen Motorrad-Sport-Bunds (DMSB) bekam er einen speziellen Trainingsplan, um Kraft aufzubauen.

Zusätzlich geht er mehrmals wöchentlich laufen und versucht, zweimal am Wochenende auf seiner Enduro zu fahren. Wo? „Bei Kammerstein gibt es eine kleine Strecke“, sagt er, zufrieden ist er mit der aber nicht wirklich.

Und doch wird er in Zukunft wieder mit ihr vorlieb nehmen und weiter hart an sich arbeiten. Wenn Yanik in diesem durchgeplanten Leben etwas Zeit für sich findet, notiert er sich seine Ziele auf einen gedanklichen Wunschzettel. Still und heimlich, als Aufgabe, nicht ans Christkind adressiert.

Er schreibt: „Jetzt, wo ich bei der Deutschen Meisterschaft zu den Erwachsenen aufsteige, will ich dort unter die besten fünf fahren.

Außerdem will ich mich bei der Europameisterschaft weiter verbessern und irgendwann mal bei einer kompletten Weltmeisterschaft dabei sein und alle Rennen mitfahren.“

Kennt ihr auch jemanden wie Yanik, der etwas besonders gut kann oder ein außergewöhnliches Hobby hat? Dann meldet euch bei uns per E-Mail oder Telefon. Wir freuen uns über Vorschläge!

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