Fernsehen für Hässliche?

9.9.2015, 08:00 Uhr
Fernsehen für Hässliche?

© www.colourbox.de

„Hast du auf Aufnahme gedrückt?“ Das hören meine Kollegen von der Technik jedes Mal, bevor die Sendung aufgezeichnet wird und die Moderation einsteigt. Dieses Mal übernehme ich diesen Job mit meinem Co-Moderator Niklas. Wir sind beim Jugendradiomagazin Funkenflug.

Jeden Freitag um 15.30 Uhr treffen wir uns im Medienzentrum Parabol. Wir nennen uns die „Funkenflieger“ oder „Funkies“. Willkommen ist bei uns jeder, der zwischen zwölf und 26 Jahren alt ist.

Viermal pro Woche

Vor ungefähr zweieinhalb Jahren bin ich durch ein Ferienprogramm zum Medienzentrum gekommen. Dort habe ich mit anderen Jugendlichen ein Hörspiel produziert. Nach dem Programm wurde ich auf das Jugendradiomagazin aufmerksam, das viermal pro Woche auf afkMax gesendet wird.

Die Redaktionssitzungen finden im Parabol statt. Dabei wird einmal im Monat der Preis für den „Beitrag des Monats“ vergeben. Dieser Preis ist eine Urkunde und Geld für einen Döner. Bei uns ist das Döner-Essen nach der Aufnahme der Sendung ein Brauch. Das hat sich so „eingebürgert“. Außerdem besprechen wir in der Sitzung, wer welchen Job übernimmt. Dabei haben wir die Auswahl zwischen Moderation, Musikredaktion, Technik und Homepage. Der Rest der Gruppe ist für eigene Projekte zuständig wie zum Beispiel Beiträge oder Jingleproduktion.

Um einen Beitrag zu produzieren, überlegt sich ein Funkenflieger zunächst, worüber der Beitrag gehen soll. Ob aktuell oder nicht, ist einem selbst überlassen. Dazu sucht er sich dann Informationen, macht eine Umfrage oder interviewt jemanden vom Fach.

Danach kann der Funkie anfangen, den Text zu schreiben, den er schließlich ins Mikrofon einspricht. Zum Schluss schneidet er die Versprecher raus, legt bei Bedarf Musik drunter, damit nicht die Stimme allein zu hören ist, und fügt die Extras wie zum Beispiel Soundeffekte ein.

Das Technikteam, dieses Mal Jonas und Felix, sorgt für die passenden „Jingles“, also kleine Einspieler zwischen zwei Songs. Ein Jingle kann zum Beispiel ein eingesprochener Slogan sein. Bei uns im Funkenflug ist das unter anderem: „Funkenflug – Leider Gut“ oder „Du willst ins Fernsehen, siehst aber scheiße aus? – Dann mach doch Radio!“ Abgesehen davon muss unsere „Technik“ dafür sorgen, dass die Moderation auch aufgenommen wird. Denn sonst muss eine ganze Stunde Funkenflug nochmal neu gemacht werden. Ja, auch das war schon mal der Fall. Nachdem die Moderatoren eine Stunde lang geredet haben und die Musik und die Jingles abgespielt wurden, sagte auf einmal der Funkenflieger, der an der Technik gesessen hat: „Ähmm... Ja, tut mir leid. Ich hab irgendwie nicht auf Aufnahme gedrückt.“

Schnelle und langsame Songs

Bei dem Technikteam unterscheiden wir zwischen Technik 1 und Technik 2 — Felix ist diesmal für die Jingles verantwortlich und Jonas für das Abspielen der Musik.

Joschi, unser Musikredakteur für diese Sendung, hat die Aufgabe, die Sendung mit abwechslungsreichen Liedern zu versorgen. Zwei langsame Songs hintereinander bremsen die Sendung und sie wird ganz schnell langweilig. Deswegen muss er zwischen schneller, mittelschneller und langsamer Musik abwechseln.

Fernsehen für Hässliche?

© Claudia Dechant

Natürlich darf er die Sendung nicht nur mit Heavy Metal Bands füllen oder Songs spielen, die in den Charts sind. Die hat man doch eh schon zu oft gehört! „Die Mischung macht‘s!“ – lautet die Devise.

Niklas und ich, die Moderatoren, begleiten die Hörer durch die Sendung. Wir sagen die Musik und die Beiträge an, stellen neue Bands vor oder geben Veranstaltungstipps. Der Funkenflieger Marc entwirft zeitgleich die Homepage www.funkenflug-online.de – so heißt die Adresse. Dort fasst er kurz und knapp zusammen, was in der Sendung der Woche für Themen vorgestellt werden und welche Musik gespielt wird.

Die Themen wählen wir so aus, dass sie genau die Hörer ansprechen, die in derselben Altersklasse sind wie wir Funkies selbst. Außerdem stehen auf der Homepage alle Jobs und welcher Funkenflieger dafür in dieser Sendung verantwortlich war.

Bei allen Jobs und Aufgaben unterstützen uns drei bis sechs Teamer. Sie helfen uns bei allen möglichen Problemen, bringen immer wieder neue Ideen für Beiträge mit und helfen uns, Interviews mit Stars wie Matthias Schweighöfer oder MC Fitti zu organisieren.

Mittlerweile ist der Funkenflug wie eine zweite Familie für mich geworden. Auch wenn nicht alle in exakt meinem Alter sind, verstehen wir uns alle sehr gut und helfen und beraten uns gegenseitig in schwierigen Situationen. Die Teamer sind für uns wie ältere Brüder und Schwestern, die immer ein offenes Ohr haben – sogar bei privaten Problemen oder Schulstress.

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