Flüchtlinge brauchen Nachhilfe - Helfer gesucht!

7.2.2017, 10:00 Uhr
Mona (links) und Judith organisieren die Nachhilfe für Geflüchtete in Erlangen.

© privat Mona (links) und Judith organisieren die Nachhilfe für Geflüchtete in Erlangen.

Klar, gerade deutsche Sätze sollte man sprechen können. Sowie die vier Grundrechenarten beherrschen. Und ein bisschen Allgemeinbildung schadet auch nichts.

Ansonsten, meinen Judith und Mona, brauche man keine Fachkenntnisse, wenn man mitmachen möchte - bei der Hausaufgabenhilfe für Geflüchtete in Erlangen. Viel mehr gefordert sind Offenheit, spielerische Neugier und die Bereitschaft, freundlich auf fremde Menschen zuzugehen.

Judith (25) ist im letzten Master-Semester im Fach Molecular Science, Mona (22) studiert Physik im 3. Semester. Beide zusammen leiten den Arbeitskreis (Ak) Hausaufgabenbetreuung, eine gemeinsame Initiative der katholischen Hochschulgemeinde (KHG) und des Vereins Ehrenamtliche Flüchlingshilfe Erlangen (efie).

Gegründet wurde der Ak 2013 von Studentinnen, die in einer Erlanger Flüchtlingsunterkunft als ehrenamtliche Helfer aktiv waren. Und dabei erkannten: Vor allem die schulpflichtigen Kinder brauchen dringend Unterstützung. Seit dem großen Flüchtlingszulauf 2015 ist das Problem dringlicher denn je.

Deutsch und Mathe

"Selbst in den speziellen Übergangsklassen sind viele überfordert", erklärt Judith, "es gibt zu wenige Lehrkräfte, und die vorhandenen können auch nicht auf jeden Einzelnen Rücksicht nehmen." Also ist Nachhilfe nötig - vor allem in Deutsch und Mathe. Denn in der Regel können die Flüchtlingskinder anfangs kein Wort Deutsch, "und mit Mathe", meint Mona, "hat wohl jedes Kind auf der Welt seine Probleme".

Mehr als 100 freiwillige Helfer haben Judith und Mona auf ihrer Liste. Die meisten davon geben einmal pro Woche einem Kind oder Jugendlichen ein bis zwei Stunden lang Nachhilfe. Die findet fast ausschließlich in den jeweiligen Unterkünften der Geflüchteten statt. "Das klappt erstaunlich gut", sagt Mona, "es könnte zwar mehr Lernräume geben, aber eine etwas ruhigere Ecke, in der man in Ruhe gelassen wird, lässt sich immer finden."

Vorausgesetzt, der Nachhilfeschüler erscheint überhaupt zum vereinbarten Zeitpunkt. "Ich habe auch schon erlebt, dass ein kleiner Junge einfach nicht mehr gekommen ist. Keine Ahnung, wo der sich versteckt hatte", erzählt Judith. "Aber dann bricht man das Ganze halt ab."

Andere Gründe dazu gibt es kaum. Annährungsversuche oder gar Übergriffe haben Judith und Mona noch nicht erlebt, im Gegenteil: "Die Leute sind ganz herzlich und sehr gastfreundlich mit dem Wenigen, was sie haben", berichten Mona und Judith. Wenn die Nachhilfe vorbei ist, stehen die wenigsten Helfer auf und gehen. "Meistens wird man zum Tee oder gar zum Essen eingeladen", sagt Mona, "dann kommt man automatisch ins Gespräch, und es baut sich in kurzer Zeit viel Vertrauen auf."

Das Erzählen selbst ist jedoch eine Einbahnstraße. Die Geflüchteten sind in der Regel nicht bereit, irgendetwas über die Gründe oder Umstände ihrer Flucht preiszugeben. "Das merkt man sehr schnell, und dann fragt man nicht weiter nach", sagt Mona.

"Die Leute blicken stattdessen sehr positiv in ihre neue Zukunft und wollen alles wissen über unsere Gesellschaft, in die sie hineinwachsen möchten", ergänzt Judith. Vor allem beobachten die beiden Studentinnen einen gewissen Einfluss auf junge Frauen. "Wenn die mit uns reden, bekommen sie zum ersten Mal die Idee, dass sie selbst auch studieren könnten. Das hatten die vorher überhaupt nicht auf dem Schirm."

Wenn ihr euch dafür interessiert mitzumachen, schreibt eine Mail an die Adresse efie.nachhilfe@t-online.de

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