Gab es im Mittelalter schon Tomaten?

29.5.2017, 10:00 Uhr
Gab es im Mittelalter schon Tomaten?

© Roland Fengler

Der Hund. Immer wieder der Hund. An dem sind die sieben Schülerinnen aus der 8. und 9. Klasse schier verzweifelt. Das Bellen eines kleinen Kläffers sollten sie aufnehmen. Denn auf dem Grabstein der Kurfürstin Anna von Sachsen, die einmal auf der Cadolzburg residierte, ist ein kleiner Hund verewigt — allem Anschein nach ihr Lieblings(haus)tier.

In der neuen Ausstellung soll es wieder zum Leben erweckt werden — und auch bellen. Aber das hat die Mädels einiges an Nerven gekostet. "Jede von uns war mal draußen unterwegs und hat nach Hunden gesucht", erzählt Theresa (14). Doch das Problem: Die Tiere wollten einfach nicht bellen!

"Man hört auf unseren Aufnahmen zum Beispiel, wie jemand sagt: Gib Laut!", berichtet Elena (15). "Aber danach passiert nichts." Am Ende fand Katharina (14) einen Trick, um die gewünschten Töne einzufangen. Sie zog mit dem Hund von Freunden los. Der lockte und reizte kleinere Hunde — bis endlich einer von ihnen ins Mikro bellte.

Zum Glück waren nicht alle Geräusche so schwer zu beschaffen. Die Radio-AG hatte von der Leitung des neuen Museums eine Liste mit gewünschten Tonaufnahmen bekommen — von einer Fanfare für den Kurfürsten über eine Ohrfeige bis hin zum sogenannten Abtritt, also Toilettengeräuschen. "Wir wollen die Burg hörbar machen", sagt Uta Piereth von der Bayerischen Schlösserverwaltung.

Das Museum will das Leben im Spätmittelalter möglichst hautnah vermitteln. Da geht es zum einen um große Politik — immerhin war die Cadolzburg eine Herrschaftsburg mit einem Hofstaat von bis zu 300 Leuten — aber zum anderen auch um den ganz normalen Alltag: Wie wurde gegessen? Wie wurde geschlafen? Wie wurden die Pferde versorgt?

So nahmen die Schülerinnen Pferdegetrappel auf, das im Tordurchgang der Burg zu hören sein soll. Dafür allerdings verzichteten sie auf die Mithilfe echter Tiere. Stattdessen simulierten sie die Huftritte mit Kokosnuss-Schalen. Und merkten dabei, dass der Fehler oft im Detail steckt.

Wenn beim Pferdegetrappel im Hintergrund ein Auto vorbeifährt, geht das nicht – denn Autos waren damals noch nicht erfunden. "Wir hören die Autos schon gar nicht mehr", sagt Helena. "Aber auf der Aufnahme stört es."

Deshalb war das Projekt auch eine "Reise ins genaue Hinhören", wie Lehrer Marcus Spangehl sagt. Die Schülerinnen wissen jetzt, dass es einen klanglichen Unterschied macht, ob eine Frau oder ein Mann auf einen Stein schlägt. Oder ob Getreide in eine Holzkiste oder einen Tonkrug rieselt.

Knisternder Kohl

Kompliziert wurde es außerdem bei den Küchengeräuschen. "Wir möchten, dass man die alte Burgküche nicht nur anschauen kann, sondern sie auch riecht und hört", erzählt Uta Piereth. Also war für die Gymnasiastinnen Gemüseschnippeln angesagt. Aber welches Gemüse aß man denn im Mittelalter überhaupt?

Kartoffeln und Tomaten etwa waren damals in Franken noch unbekannt. Stattdessen gab es Kohl, Lauch, Karotte und Kohlrabi. Eine gute klangliche Mischung: Kohl knackt und knistert beim Schneiden, eine Karotte gibt ein klares "Klack".

Doch selbst beim Schnippeln lauerte so mancher Fallstrick: "Wir mussten einen Rhythmus reinkriegen, damit es nach was klingt", erzählt Malin (13).

"Außerdem wollten wir mit Geschirr klappern. Dafür haben wir extra Teller und Krüge aus Ton besorgt." Und zum Schnippeln musste ein Holzbrett her — denn Plastik gab es damals ebenfalls noch nicht.

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