Haflinger-Turnier: Stute Evi scheut keine Hindernisse

6.6.2018, 10:36 Uhr
Haflinger-Turnier: Stute Evi scheut keine Hindernisse

© Foto: Annika Peißker

Alessia hält Evis Zügel fest in der Hand. Gemeinsam schreiten sie auf zwei mannshohe Ständer zu, die mit Flatterbändern umwickelt sind. Da soll es jetzt durchgehen. Die vierjährige Haflingerstute stellt aufmerksam die Ohren auf und folgt Alessia dann brav. Gemeistert!

Nervöser wird das Pferd schon, als Alessia es auf eine Plane am Boden zuführt. Evi schaut nach unten und weitet die Augen — sie ist unsicher. Doch auch hier lässt sie sich von Alessia motivieren mitzukommen. Erst als die Stute auf einen Regenschirm zulaufen soll, wird es ihr zu viel. Sie drängt ihre Führerin ab.

Trotzdem ist Alessia stolz auf das Pferd. "Evi macht diese Übungen zum ersten Mal. Dafür lief es richtig gut", sagt die 14-Jährige.

Auch beim Turnier am Wochenende soll Evi diese Aufgaben vermutlich meistern – und zwar bei der sogenannten "Geführten Gelassenheitsprüfung" (GHP). Das ist ein Wettbewerb, der verschiedene Situationen simuliert, die im Alltag passieren können. Zum Beispiel, dass das Tier durch eine enge Gasse gehen muss oder Menschen mit Regenschirmen begegnet. Dann gilt es zu beweisen, wie gut der Führer mit seinem Pferd umgehen kann – und wie sehr das Pferd dem Menschen vertraut.

Zehn Aufgaben sind bei der GHP zu bewältigen. Da kann es auch vorkommen, dass das Pferd mit Wasser bespritzt wird, ihm Bälle vor die Hufe rollen oder es von lautem Dosengeklapper überrascht wird. Die Prüfer beobachten genau, wie es dann reagiert. Gespitzte Ohren etwa signalisieren Aufmerksamkeit, angelegte Ohren Angst. "Das Pferd darf auch nicht zu gelassen durchmarschieren", sagt Prüfer Kurt Vicedom. "Es soll Reaktionen zeigen, aber die Aufgaben nervlich verdauen und seinem Führer vertrauen."

Alessia, die heute Evi trainiert, ist mit ihrem eigenen Pony schon bei einer GHP gestartet. "Es war damals noch sehr jung und hatte immer Angst vor der Plane", erinnert sich die 14-Jährige. In diesem Jahr wird sie beim Turnier als Helferin dabei sein und hoffentlich Parcoursdienst bei den Springprüfungen schieben. "Das ist immer am spannendsten."

Handysuche im Wassertümpel

Mehr als 300 Pferde kommen am Wochenende nach Gunzenhausen. Über 60 Wettbewerbe stehen auf dem Programm; die Teilnehmer reisen aus allen Teilen Deutschlands, aus Österreich, der Schweiz oder Belgien an.

Haflinger-Turnier: Stute Evi scheut keine Hindernisse

© Archivfoto: Stefan Hippel

Für Jana ist das ein Highlight im Jahr. Wenn möglich, wird die 18-Jährige wieder bei den Geländeprüfungen mithelfen. Dabei hat sie schon Kurioses erlebt: Immer wieder fallen Reiter in den Wassergraben. "Einmal bin ich danach zwei Stunden durch den Tümpel gewatet, um Handy, Brille und Gerte einer gestürzten Reiterin zu suchen. Brille und Gerte fand ich – das Handy aber war in ihrem Putzkasten."

Etwa die Hälfte der Teilnehmer des Haflingerturniers sind Kinder und Jugendliche. Zu den jüngsten zählt Charlotte, sechs Jahre. Auf Stute Paula wird sie an einer Führzügelprüfung teilnehmen. Dabei reitet sie die Stute durch ähnliche Aufgaben wie bei der Gelassenheitsprüfung; zur Sicherheit läuft Anna (15) nebenher. Aufgeregt ist Charlotte noch nicht, denn: "Wenn Paula brav ist, wird das schon."

Das Internationale Haflingerchampionat findet vom 8. bis 10. Juni beim Reiterhof Altmühlsee, Mooskorb 21, in Gunzenhausen statt. Informationen auf www.haflinger-meisterschaft.de

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