Harmonie pur: Finale der Rockbühne

21.11.2016, 09:00 Uhr
Harmonie pur: Finale der Rockbühne

© Christian Deckelmann

High Hedgepig eröffneten den Abend, und das dicht gedrängte Publikum hätte sich keine bessere Band wünschen können, um die Novemberkälte aus Knochen und Seele zu tanzen. Lena am Bass, Matthias und Sebastian an der Gitarre sowie Jakob an den Drums mauerten ein solides musikalisches Fundament für Sängerin Melanie, auf dem sie alle Facetten ihrer faszinierenden Stimme ausspielen konnte.

Harmonie pur: Finale der Rockbühne

© Deckelmann

Die versierte Frontfrau führte die Band mühelos im Galopp durch den Gesamtkatalog der Popmusik; im Vergleich zur Vorrunde deutlich experimenteller mit neuen Einflüssen aus Reggae und Rockabilly. So sauber sie musizieren und so vielschichtig das Songwriting ist – von einer Versammlung guter Einzelmusiker hin zu einem harmonischen Band-Gesamtkonzept ist noch Luft nach oben.

Das Publikum feierte die fünf jungen Nürnberger nichtsdestotrotz frenetisch tanzend, klatschend und mit Sprechgesängen.

Während des zweiten Sets nahmen Manuel, Robin, Christopher und Tobias, besser bekannt als Yellow Thought, ihre kopfnickenden, taktklopfenden Zuhörer mit auf eine größtenteils instrumentale Reise durch die Wüste und den Blues mitten hinein in die 1970er Jahre. Selten eine Band gesehen, die sich mit solch schmerzverliebter Hingabe die Seele an den Gitarrenseiten aufriss. „Wir haben so viel geprobt, wir haben es verdient, einen geilen Abend mit dem Publikum und den anderen Bands zu haben“, postulierte Manuel vor dem Auftritt.

Harmonie pur: Finale der Rockbühne

© Deckelmann

Das viele Proben seit der vergangenen Vorrunde hat die Band definitiv deutlich weitergebracht, jetzt packen sich die Jungs am 2. Dezember im P31 in Nürnberg und am 8. Dezember in Erlangen noch mehr Live-Erfahrung auf die Knochen, bevor es mit neuem Demotape hoffentlich bald über die Grenzen der Metropolregion hinausgeht.

Befreundete Bands

Der kuschelige Vibe, den Yellow Thought zu den anderen Bands aussendeten, blieb ein ungewöhnlicher Grundton des ganzen Abends. Von Wettbewerbscharakter war kaum etwas zu spüren, die vier auch privat befreundeten Bands huldigten sich bei jeder Gelegenheit gegenseitig und tauschten als höchst charmante Überraschung des Abends auch immer wieder untereinander die jeweils benötigten Musiker aus. In dieser entspannten Grundstimmung ließ sich herrlich spekulieren, welche hochklassigen Bands sich ergeben würden, wenn manche Gastmusikerauftritte von Dauer wären.

Die Ohrfeige eines tollwütigen Pavians kam dann im Anschluss von Kris (Gesang, Gitarre), Dominik Back (Schlagzeug), Thomas (Bass) und Max (Gitarre) a.k.a. King Father Baboon. Tight und präzise servierten sie dem dankbaren Publikum eingängige Melodien auf sphärischem Klangteppich an schneidenden Gitarrenriffs und rasenden Drums – garniert mit Nektar, Ambrosia, Weltuntergang und Koffein.

Harmonie pur: Finale der Rockbühne

© Deckelmann

Eine überzeugende Gesamtperformance einer Band, die – tief im eigenen Stil ruhend – sicher eine feste Größe in der Musikszene werden und bleiben wird. Den nächsten Schritt dazu können die vier Nürnberger 2017 auf dem Taubertal-Festival machen – dazu bringen sie dann hoffentlich die bis dahin fertige Single oder sogar schon die geplante EP mit. Sicher aber eine überzeugende, leidenschaftliche Bühnenshow.

Das letzte Set des Abends rockten und röhrten Trip Down Memory Lane. Eva (Gitarre, Tamburin und Gesang), Johnny (Gitarre und Orgel) Javier (Bass) und David (Drums) verwandelten den Hirsch vom ersten Ton an in einen Hexenkessel. Ihre Musik knallt mitten in die 1960er und 1970er, spielt amüsiert mit den Rolling Stones, Deep Purple und Led Zeppelin, ohne jemals in Ehrfurcht zu versteinern oder zum bloßen Zitat zu verkommen.

Verstecken müssen sich Trip Down Memory Lane vor den großen Vorbildern ohnehin nicht, auch mit neuem Basser sind sie ein eingeschworenes Musikerkonglomerat, das die Hashtags #retro #vintage und #blues mit dem bestmöglichen rockigen Leben füllt.

Die Erlanger Musiker haben viel vor für die nächsten Monate: Die neue EP ist fast fertig und wird hoffentlich (und völlig zu Recht) als Geschenk unter diversen Weihnachtsbäumen liegen. Begleitend gibt es eine lange Konzertliste; unter anderem kämpft die Band am kommenden Samstag um den Sieg im Finale des Erlanger Newcomer Festivals und spielt am 9. Dezember im Nürnberger P31.

Traditionellerweise ist nach der NN-Rockbühne immer auch vor der Rockbühne. Bands aus der Metropolregion, deren Durchschnittsalter 23 nicht überschreitet und die ein mindestens 35-minütiges Set aus eigenen Songs im Repertoire haben, können sich bereits für 2017 bei der Musikzentrale Nürnberg mit Demo-Aufnahmen, Bandfoto, Bandinfo, Kontakt- und E-Mail-Adresse bewerben.

Verwandte Themen


Keine Kommentare