Hier schuf sich der Markgraf ein Denkmal

9.8.2017, 14:29 Uhr
euzeit: Rund um den Schlossgarten ist das Zentrum Erlangens von Universitätsbauten geprägt.

© Uniklinik Erlangen euzeit: Rund um den Schlossgarten ist das Zentrum Erlangens von Universitätsbauten geprägt.

Nach welchen Gesichtspunkten heutzutage eine neue Uni beschlossen wird, ist nicht so recht transparent. Zu Zeiten des Markgrafen Friedrich III. von Brandenburg-Bayreuth (1711 bis 1763) ließen sich die Kriterien klar benennen: "Wenn man von einer Universitätsstadt gesunde Lage, höfliche Einwohner, gute Wohnungen, hinreichende Nahrungsmittel und die Nähe einer Handelsstadt verlange, so finde sich das alles bei Erlangen zusammen", notierte einer der markgräflichen Gutachter.

Der Landesherr – und vor allem seine Gattin Wilhelmine – wollten nämlich eine Universität gründen. Ein erster Versuch 1742 in der Residenzstadt Bayreuth scheiterte kläglich. Studenten und Bürgertum vertrugen sich nicht, ständig gab es Ärger. Friedrich und Wilhelmine siedelten ihre Uni kurzerhand in die Nebenresidenzstadt Erlangen um.

1743

Am 4. November – dem seither alljährlich begangenen "dies academicus" – wird die neue Universität in der ehemaligen Erlanger Ritterakademie feierlich eröffnet. Sie ist nach den Universitäten Altdorf und Würzburg die dritte Uni in Franken. 64 Studenten haben sich immatrikuliert – und der Ärger ist zunächst der gleiche wie in Bayreuth. Diesmal kennt der Markgraf kein Pardon: Die Uni bleibt.

1769

Neuer Markgraf ist inzwischen Karl Alexander (1736 bis 1806), der außer "seinem" Fürstentum Brandenburg-Ansbach auch Brandenburg-Bayreuth übernommen hat. Er rettet die Uni Erlangen vor dem drohenden finanziellen Aus. Zugleich verfügt er, dass sie fortan Friedrich-Alexander-Universität, abgekürzt FAU, zu heißen habe. Zu dieser Zeit gibt es die vier traditionellen Fakultäten: Theologie, Jura, Medizin und Philosophie. Die Zahl der Studierenden pendelt sich damals bei etwa 200 ein.

1810

Die Uni Erlangen gehört jetzt zum Königreich Bayern, nachdem sie in den Jahren zuvor mehrfach den Besitzer gewechselt hatte. Ab 1792 war das Königreich Preußen zuständig gewesen, ab 1860 der französische Kaiser. Die Zahl der Studierenden etwa 400.

1818

Nachdem die in der Erlanger Nebenresidenz lebende Markgräfinwitwe Sophie Caroline, die zweite Gemahlin des Uni-Gründers Friedrich, verstorben ist, entscheidet der bayerische König Maximilian I. Joseph: Schloss, Schlossgarten, Orangerie und weitere ehemals markgräfliche Gebäude gehören künftig der Universität. Die gesamte Bibliothek der 1809 vom König aufgelösten Universität in Altdorf wird nach Erlangen überführt. Dabei hatte die Uni Erlangen kurz zuvor noch selbst zur Disposition gestanden. Der bayerische Minister Maximilian Joseph von Montgelas wollte nämlich alle bayerische Universitäten in Landshut zentralisieren. Da die Uni Erlangen jedoch die einzige protestantische Fakultät in Bayern hatte, durfte sie bestehen bleiben.

 

1824

Ein Krankenhauses östlich des Schlossgartens ist die erste große Neubaumaßnahme für die FAU. Und es kommen viele weitere Gebäude für die sich immer weiter differenzierenden medizinischen und naturwissenschaftliche Disziplinen dazu. Entlang der Universitätsstraße entstehen Kollegienhaus (eröffnet 1889), Anatomisches (1897) und Pathologisches Institut (1906) und Bibliothek (1913).

1890

Erstmals sind über 1000 Studierende an der FAU immatrikuliert. 1897 werden die ersten Frauen zum Studium zugelassen, 1904 bekommt die erste Frau den Doktortitel.

1914

Bereits am ersten Tag der Mobilmachung für den Ersten Weltkrieg werden etliche Uni-Gebäude zu Lazaretten umgewandelt. Etwa drei Viertel der Studierenden werden eingezogen oder melden sich freiwillig an die Front.

1919

Nach dem Krieg sind die meisten Studierenden sehr arm. Hilfe gibt es vom "Allgemeinen Studentenausschuss", dem Selbsthilfeorgan der Studentenschaft. 1922 kommt der Verein "Studentenhilfe" dazu, der heute Studentenwerk heißt und 1930 das Studentenhaus am Langemarckplatz bezieht.

1928

Seit Mitte des 19. Jahrhunderts haben die naturwissenschaftlichen Fächer stark an Bedeutung gewonnen. Als Konsequenz werden sie aus der Philosophischen Fakultät ausgegliedert und in einer eigenen Naturwissenschaftlichen Fakultät zusammengefasst.

1933

In der NS-Zeit ist die Uni Erlangen überwiegend "braun". Regimekritische Professoren werden entlassen und Bücher verbrannt. Der Rektor wird nicht mehr aus dem Kreis der Professoren gewählt, sondern vom Reichswissenschaftsminister ernannt.

1945

Außer Heidelberg ist Erlangen nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges die einzige fast unzerstörte Universitätsstadt in Deutschland. Entsprechend groß ist der Andrang von Studierenden, als zum Wintersemester 1945/46 der Lehrbetrieb wieder beginnt. 1947 sind 5000 Studierende eingeschrieben.

1953

Anderswo wachsen die Universitäten außerhalb der jeweiligen Stadtzentren, in Erlangen entscheidet man sich bewusst für einen Expansion im Stadtkern. Auf einem ehemaligen Kasernenareal an der Bismarckstraße werden die "Philosophen-Türme" für die Juristen, Theologen und Geisteswissenschaftler eingeweiht. Es folgen weitere neue Gebäude in der Innenstadt, insbesondere für die Medizinische Fakultät.

1961

Die 1919 von der Stadt Nürnberg gegründete Hochschule für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften verliert ihre Eigenständigkeit. Sie wird der Erlanger Universität als sechste Fakultät angegliedert. Seitdem trägt die FAU den Doppelstandort "Erlangen-Nürnberg" in ihrem Namen.

1966

Als siebte Fakultät der FAU wird die Technischen Fakultät eröffnet. Ihre Besonderheit: Die Ingenieurwissenschaften werden dem klassischen Fächerkanon einer bestehenden Universität hinzugefügt. Für die notwendigen Gebäude ist 1964 der Grundstein für einen neuen Campus, das Südgelände, gelegt worden.

Die Vorgeschichte: Bereits 1903 war erstmals der Ruf nach einer technischen Abteilung an der FAU laut geworden. In den 1950er Jahren forderten Mitglieder der Naturwissenschaftlichen Fakultät eine Fakultät für Elektrotechnik und Maschinenbau. 1957 wurde diese Forderung zum Senatsbeschluss der FAU.

Im Jahr 1962 beschloss dann der Bayerische Landtag die Errichtung einer Technischen Fakultät in Erlangen. Damit setzte sich die Erlanger Universität gegen die Stadt Nürnberg durch, die ebenfalls schon seit Jahrzehnten eine Technische Universität gefordert hatte.

1972

Auch die 1956 zunächst als Institut für Lehrerbildung gegründete und 1958 aufgewertete Pädagogische Hochschule in Nürnberg verliert ihre Eigenständigkeit. Sie wird als Erziehungswissenschaftliche Fakultät in die FAU eingegliedert.

1975

Aus acht Fakultäten werden elf: Die Philosophische Fakultät wird in zwei und die Naturwissenschaftliche Fakultät in drei eigenständige Fakultäten aufgeteilt.

2000

Zur Innenstadt und dem Südgelände kommt ein dritter Uni-Campus in Erlangen. Der Abzug der US-Armee eröffnet die Möglichkeit, einen Teil der früheren Artilleriekaserne zum Röthelheim-Campus zu transformieren.

2004

Die Uni mit dem Doppelstandort im Namen besetzt auch das dritte Eck des Städtedreiecks. Auf dem früheren Grundig-Gelände in Fürth wird ein Zentralinstitut für Neue Materialien und Prozesstechnik gegründet.

2007

Eine Strukturreform reduziert die Zahl der Fakultäten von elf auf fünf. Jede Fakultät wird außerdem in Departements unterteilt.

2016

Die Zahl der Studierenden knackt erstmals die 40 000er-Marke. Der vorherige Meilenstein waren 30 000 Studierende im Herbst 2011. Die 20 000er-Marke war erstmals bereits 1981 erreicht worden. Nach einigen Jahren weiteren Wachstums, erheblichen Rückgangs und erneuten Wachstums war der Wert erst 2001 wieder erreicht worden.

2017

Die FAU hat 308 Lehrstühle und 270 weitere Professuren, 3464 wissenschaftliche sowie 2290 nichtwissenschaftliche Mitarbeiter. Angeboten werden derzeit 263 Studiengänge, davon 80 Bachelor-Studiengänge, 91 Master-Studiengänge und 92 Staatsexamens-Studiengänge (Lehramt, Jura, Medizin).

 

Verwandte Themen


Keine Kommentare