Im Interkulturellen Garten Erlangen arbeiten 16 Nationen mit

15.3.2017, 10:00 Uhr
Im Interkulturellen Garten Erlangen arbeiten 16 Nationen mit

© Foto: Harald Sippel

Es ist Anfang Februar. Vor der Kälte schützen uns nur ein paar Sitzkissen, die wir sorgfältig auf unseren Stühlen drapieren. Verständlich, dass Monika und Dieter normalerweise nicht im Winter hier sind. 

Die beiden setzen sich mit uns auf die überdachte Terrasse in der Mitte des Gartens. An der Wand befinden sich ein Spülbecken und ein Pinnbrett mit vielen bunten Zetteln. "Man hat hier immer ein Gesprächsthema: das Gärtnern!", stellt Monika die Leidenschaft vor, die alle Hobbygärtner hier im Interkulturellen Garten im Stadtteil Büchenbach verbindet.

Er wurde 2013 von der Nachhaltigkeitsbewegung Agenda 21 gegründet. Monika Zacherl (56) ist von Anfang an dabei und fungiert inzwischen als Vereinsvorsitzende. Auch Dieter Schnupp (58) ist ein Mitglied der ersten Stunde.

Mitgärtnern kann jeder, der Lust hat. Auch wer nur wenig Vorkenntnisse mitbringt, erhält tatkräftige Hilfe und lernt immer wieder neue Pflanzen und Arbeitstechniken aus anderen Kulturen kennen. Schließlich arbeiten hier begeisterte Gärtner aus 16 Nationen mit, wie Monika und Dieter nach kurzem Nachzählen selbst erstaunt feststellen.

Ob das auch mal zu Streit führt? Die beiden lachen. "Kleine Streitigkeiten gibt es in jedem Verein. Aber dann muss man sich eben arrangieren." Das gelingt dank einiger grundlegender Gartenregeln — und so sorgt die kulturelle Vielfalt für ein buntes und fröhliches Miteinander. Ein Grund, weshalb Dieter sich im Garten so wohlfühlt.

Neben vielen Deutschen trifft er hier auf Gleichgesinnte aus Vietnam, Peru, Finnland, Indien oder Kuba. Kein Wunder, dass bei gemeinschaftlichen Festen oft exotische Spezialitäten auf den Tellern landen, etwa süße Reismehlfladen.

Monika und Dieter führen uns in den hinteren Teil des Gartens, wo sich zu beiden Seiten des breiten Sandwegs die 58 Beete erstrecken. Manche der 20 bis 25 Quadratmeter großen Parzellen sind von Familien gepachtet, andere von einer Freundesgruppe oder Einzelpersonen. Einzige Bedingung: Man muss in Erlangen wohnen.

Mannshohe Gewächse

Vor einem der Beete hält Dieter die Hände hoch über seinen  Kopf. "So groß werden die vietnamesischen Bittergurken." Wofür man die braucht? "Für alles!", sagt Dieter und lacht. "Suppe, Salat, Gemüse: Die Leute machen einfach alles mit den Dingern!"

Im Interkulturellen Garten Erlangen arbeiten 16 Nationen mit

© Foto: Viktoria Stadler

Bei einem anderen Beet hebt Monika ein paar Blätter an. "Der Rosenkohl schmeckt jetzt super, und auch die rote Bete hat gerade ihre Hochsaison." Mit dem Frühling beginnt wieder die Zeit für das Gärtnern — "die schönste Zeit", wie sie betont.

Damit man später viel Obst und Gemüse ernten kann, ist zunächst mal eines nötig: ganz fleißige Pflege! "Im Frühjahr und im Sommer komme ich fast jeden Tag hierher, um zu gießen", erzählt Monika. Wer hätte gedacht, dass jemand so viel Spaß daran haben kann, gießkannenweise Wasser durch den Garten zu schleppen? Stolperfallen wie Wasserschläuche sind nämlich unerwünscht; das Wasser wird aus einem Brunnen geschöpft. 

Das Einzige, was Monikas Begeisterung am Gärtnern manchmal eindämmt, sind die Schnecken. Trotz sorgfältiger Arbeit und Schneckenschutzzäunen wird man die nie ganz los. "Manchmal habe ich so eine Wut, da könnte ich die Schnecke glatt durchschneiden!" Da spricht Monika nicht nur für sich. 

Doch trotz allem: Die Ernte kann sich sehen lassen. Eineinhalb Zentner wog der größte Kürbis, der im vergangenen Jahr hier geerntet wurde. Das ist fast so viel wie ein erwachsener Mann.

Und was passiert mit dem ganzen erwirtschafteten Obst und Gemüse? Es wird natürlich gegessen – entweder zu Hause oder auf einer der Feiern auf der kleinen Terrasse. Auch wir haben bei unserem Besuch Lust bekommen, die Köstlichkeiten einmal zu probieren. Spontan lädt Monika uns für den Sommer ein. Diese Chance lassen wir uns nicht entgehen! Interkultureller Garten: Wir kommen wieder!

 

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