Immer schön strecken!

23.5.2016, 10:00 Uhr
Immer schön strecken!

© Foto: Philipp Adams

Es ist erstaunlich, was man in 40 Sekunden alles mit einem Ball machen kann. Mal wird er den Arm hinuntergerollt, mal den Rücken. Mal wird er geprellt, mal bei einem Spagatsprung hoch in die Luft geworfen. Und immer gilt: sicher fangen, sicher halten, nur nicht davonrollen lassen.

Etwa 20 Fünft- und Sechstklässlerinnen wiederholen die Übungen ein zweites, ein drittes Mal. Daneben stehen die Mentorinnen Mia und Charlotte, die beide in die 9. Klasse gehen, und rufen Anweisungen: „Streckt die Füße! Haltet den Kopf oben! Denkt an euren Ausdruck und lächelt!“ Denn bei der Rhythmischen Sportgymnastik kommt es nicht nur auf die Elemente an, die geturnt werden, sondern auch auf ihre Ausführung. Wehe, man greift den Ball! Nein, er muss auf der Handfläche wie in einer Schale liegen.

Victoria hat den Dreh schon gut raus. Beim Bayerischen Schulsportwettbewerb im April zeigte die Zwölfjährige die beste Übung mit dem Ball. Sie und ihre Mitschülerinnen wurden im Team in der Altersklasse bis zwölf Bayerische Meister. Auch die nächstältere Gruppe ergatterte den Meistertitel; die 14- bis 17-Jährigen landeten immerhin auf Platz 2.

Seit Victoria acht ist, trainiert sie Rhythmische Sportgymnastik – die hier alle nur RSG nennen – im Verein. Trotzdem schätzt sie das Training an der Schule: „Die Mentorinnen helfen uns zu verstehen, was die Sportart ausmacht. Sie zeigen uns die Choreographien in kleinen Stücken und wir ahmen sie nach.“

Das klingt einfacher, als es ist. Denn bevor es überhaupt an die Choreographien geht, muss eine gehörige Portion Beweglichkeit und Geschicklichkeit her. Spagat und Rad gehören hier zu den Grundübungen, wackelfreies Stehen auf Zehenspitzen ebenso.

Kleine blicken zu Großen auf

Immer schön strecken!

© Philipp Adams

„Am Anfang, wenn die Kleinen neu beginnen, geht es erstmal um Muskelaufbau. Man muss eine Grundspannung im Körper bekommen“, sagt Elftklässlerin Yasemin. Seit sechs Jahren trainiert sie RSG, seit drei Jahren ist sie als Mentorin tätig – und fiebert mit den Kleinen mit: „Wenn eine hart trainiert hat und dann im Wettkampf eine gute Leistung abliefert, ist das auch für mich ein tolles Gefühl!“

Dieser Zusammenhalt, dieses Weitergeben von Groß zu Klein ist das Erfolgsgeheimnis in Stein, glaubt Silvia Maiberger. Die Mathe- und Sportlehrerin hat früher selbst RSG als Leistungssport betrieben und die Disziplin an die Schule geholt. Inzwischen ist der Sport ein Markenzeichen des Gymnasiums; einige Schülerinnen kommen extra deshalb nach Stein.

„Im Training ist es für die Jüngeren schon ein Ansporn, dass sie später selbst Mentorinnen werden können“, hat Silvia Maiberger beobachtet. „Die Mentorinnen wiederum wachsen an ihren Aufgaben, weil sie Verantwortung übernehmen.“

In diesem Schuljahr leiten elf Schülerinnen ab der 9. Klasse die jüngeren an – und kriegen dabei auch ein paar pädagogische Grundlagen mit: „Es ist nicht einfach, das richtige Maß zwischen Disziplin und Spaß am Tanzen zu finden“, sagt etwa Neele. Die 18-Jährige hat als Fünftklässlerin an der Schule mit RSG begonnen, war bis zu ihrem Abi Mentorin – und bereitet sich jetzt im Verein auf die Deutschen Meisterschaften vor.

Vor einiger Zeit nämlich gründete Silvia Maiberger eine eigene Abteilung für RSG im Turn- und Sportverein Stein 1875. Viele ihrer Schülerinnen trainieren nun zweigleisig. Kathrin zum Beispiel ist im Verein gestartet; jetzt hat die 13-Jährige in Schule und Verein fünf Trainings pro Woche. „Aber das wird mir nicht zu viel – RSG macht einfach irre Spaß!“

Von den fünf Handgeräten, mit denen man in der RSG turnt, ist Kathrin das Band am liebsten. „Es fliegt so schön und man kann damit sowohl zu schneller als auch zu langsamer Musik tanzen.“ Ihre Klassenkameradin Victoria wiederum liebt die Abwechslung: „Dank der fünf Handgeräte kann man immer wieder Neues ausprobieren und sich steigern. In RSG lernt man eigentlich nie aus.“

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