Mit Gitarre und Geige zwischen die Passanten

22.7.2015, 10:00 Uhr
Mit Gitarre und Geige zwischen die Passanten

© Fotos: Astrid Löffler, Colourbox

Tack-tack-tack klacken die bunten Plastikbecher auf den Holzbrettchen. Flink drehen die Jugendlichen die Becher von einer Seite zur anderen und wieder zurück, stellen sie zwischendrin lautstark auf die Brettchen und illustrieren so das eingängige Lied „When I’m gone“ von Anna Kendrick. Klar, eine solche Inszenierung lässt Passanten in der Fußgängerzone stehenbleiben – zumal am Samstagnachmittag.

„Der ,Cup-Song‘ kam unheimlich gut an“, berichtet die Schülerin Franziska. „Price Tag“ von Jessie J und „Viva la vida“ waren weitere Publikumslieblinge. „Wenn den Leuten ein Stück gefällt, bleiben sie viel eher stehen“, erzählt Franziska. Ansonsten liege es natürlich am Wetter, am Wochentag und an der Uhrzeit, ob Passanten bei einer Darbietung hängen bleiben oder nicht.

Auch seien viele der Zuhörer bereit gewesen, Geld für einen guten Zweck zu geben, freut sich Ronja. „Wir sammeln für Kinder in Guatemala, und schon deshalb habe ich eine große Motivation, mitzumachen“, sagt die 17-Jährige.

„Straßenkunst mit sozialem Zweck“ heißt das Praxis-Seminar (P-Seminar), für das sich Ronja und elf weitere Schüler des NGN entschieden haben. Seminarleiter Felix Rosenberger hatte ursprünglich auch mit Jugendlichen gerechnet, die in der Fußgängerzone zum „Poetry Slam“ antreten oder Bilder auf die Pflastersteine malen wollen.

Doch dann seien nur Interessenten gekommen, die Straßenmusik machen wollten. Viele von ihnen sind bereits in der Big Band der Schule oder singen im Chor. Allerdings haben sie im Rahmen des Seminars oft eine andere Rolle übernommen.

„Ich konnte Gitarre spielen und wollte gerne mit anderen musizieren“, erklärt Oliver, warum er sich für dieses P-Seminar entschieden hat. Anfangs sei er etwas unsicher gewesen, ob er das ambitionierte Programm mit bekannten Titeln schaffen würde, berichtet der 16-Jährige. Nach vielen Proben und einem ersten Auftritt vor Mitschülern in der Pause seien die letzten Zweifel aber verflogen. „Das war sozusagen die Feuertaufe“, berichtet Musiklehrer Rosenberger.

Manche Gymnasiasten hätten sich sehr gegen dieses Vorspielen vor Gleichaltrigen gesträubt, meint der Pädagoge. Umso leichter sei es den Jugendlichen später gefallen, in der Fußgängerzone zu musizieren. Lediglich die extrem hohen Temperaturen bei einem der insgesamt vier Auftritte machten den Schülern zu schaffen.

Lange Vorbereitung

Für die Vorbereitung des Programms haben die Jugendlichen ein Jahr gebraucht. Zunächst galt es, sich auf die Stücke zu verständigen. Anschließend übernahm jeder Teilnehmer quasi die Regie für ein Lied, musste sich die Besetzung überlegen und wie sich der Beitrag mit Gesten und Tanz noch aufpeppen lässt.

Um das Duett „Broken Wings“ singen zu können, haben sich die NGNler sogar Unterstützung von einem Schüler des benachbarten Martin-Behaim-Gymnasiums geholt, der die Proben in seiner Freizeit besucht hat. Schließlich mussten beim Liegenschaftsamt der Stadt die nötigen Genehmigungen eingeholt werden (siehe Extra-Info unten).

Der Erlös der Aktion, der im hohen dreistelligen Bereich liegt, geht an den Verein „Zukunft für Kinder — Aldea Laura“. Das NGN unterstützt die Organisation schon seit 2002. Im Zentrum steht dabei das Bemühen, möglichst vielen Maya-Kindern im abgelegenen Hochland von Guatemala einen Schulbesuch zu ermöglichen.

Lehrer Felix Rosenberger ist von der Leistung seiner Seminarteilnehmer begeistert. Unter dem Titel „Musik in sozialen Einrichtungen“ wird es am Neuen Gymnasium im nächsten Schuljahr eine ähnliche Veranstaltung für Elftklässler geben.

EXTRA-INFO:

Wer auf öffentlichen Plätzen auftreten will, braucht eine sogenannte Sondernutzungserlaubnis. In Nürnberg gibt es eine solche im „Dienstleistungsbüro Veranstaltungen“ in der Äußeren Laufer Gasse 29. Es hat Montag, Dienstag und Donnerstag von 8.30 bis 15.30 Uhr geöffnet, Mittwoch und Freitag bis 12.30 Uhr.

Die Genehmigung kann mündlich und relativ unbürokratisch beantragt werden. Sie wird sofort erteilt — außer das Kontingent zur gewünschten Spielzeit ist bereits ausgeschöpft. Es fällt eine Bearbeitungsgebühr an von vier Euro pro gebuchten Tag beziehungsweise von 24 Euro für eine ganze Woche.

Verwandte Themen


Keine Kommentare