Mit professionellen Opernsängern auftreten

17.1.2017, 17:53 Uhr
Mit professionellen Opernsängern auftreten

© Archivfoto: Jutta Missbach/Staatstheater Nürnberg

Wenn sich der schwere, rote Samtvorhang im Nürnberger Opernhaus hebt, sitzt Alissa (16) nicht im Zuschauerraum, sondern steht auf der großen Bühne. Die Schülerin singt im Jugendchor des Lehrergesangvereins Nürnberg, der mit dem Staatstheater zusammenarbeitet. Dadurch kann sie bei Opernvorstellungen mitwirken.

Ein stressiger und zeitintensiver Job für eine Schülerin? Nein, meint Alissa. Sie verbindet ihr Hobby eher mit schönen und aufregenden Erlebnissen – zusammen mit den anderen Chormitgliedern und ganz ohne Zeitdruck. Immer montags übt der Chor für zwei Stunden unter der Leitung von Klaus Bimüller.

Extraproben im Opernhaus

In dieser Zeit arbeiten die fünf- bis 20-jährigen Mitglieder an ihrer Stimme, lernen Gesangstechniken und studieren Werke für ihre Auftritte ein. "Wir werden vom Staatstheater für Produktionen angefragt, haben aber auch eigene Auftritte", sagt Chorleiter Klaus Bimüller.

Kurz vor den Auftritten im Opernhaus finden dann Extraproben auf der Bühne statt, bei denen die Beleuchtung und die Position des Chors einstudiert werden, berichtet Alissa. Bei der Inszenierung von "Hänsel und Gretel" beispielsweise hatte der Jugendchor sogar eine richtige Choreographie auszuführen.

Die Nachwuchssänger umringten das Bett der schlafenden Hauptpersonen und warfen Kuscheltiere in die Luft. "Gar keine so leichte Aufgabe, wenn man dabei auch noch singen muss", meint die Schülerin lachend. Je nach Stück trainieren die jungen Leute auch mit echten Opernsängern. Die sind laut Alissa auch gar keine Diven, sondern "voll lieb".

Für die Abendvorstellungen können sich die Chormitglieder einzeln eintragen und müssen nicht bei jeder Vorstellung dabei sein. So ist es kein Problem, wenn man mal keine Zeit hat. Am Abend treffen sich die jungen Opernsänger etwa eine Stunde vor Vorstellungsbeginn, um sich einzusingen und Kostüme anzuziehen. Dann geht es noch in die Maske, die Schminke sieht manchmal "richtig spektakulär und cool aus". Wenn alle fertig sind, haben die Chormitglieder meistens noch Zeit, um zusammenzusitzen und Hausaufgaben zu erledigen oder einfach nur entspannt zu quatschen.

Liebste Oper: "Carmen"

Auf der Bühne sollte dann alles perfekt laufen: jeder Ton und jede Bewegung, die in den vielen Proben einstudiert wurden. Das ist mittlerweile Routine für Alissa.

Als sie mit 13 über eine Freundin zum Jugendchor kam und zum ersten Mal vor großem Publikum stand, war sie allerdings schon sehr nervös. Seitdem hat die 16-Jährige viel Bühnenerfahrung gesammelt und bei Opern wie zum Beispiel "Otello", "Tosca", "Hänsel und Gretel" oder "Carmen" mitgesungen.

"Carmen" ist bis jetzt ihre liebste Oper, weil sie da "so viel singen durfte und die Kostüme so schön waren". Früher bekamen die jungen Opernsänger für ihre Auftritte sogar Gage, aber jetzt nicht mehr. Alissa stört das nicht, "die tollen Erfahrungen, die ich auf der Bühne mache, sind unübertrefflich", sagt sie.

Diese will sie auch noch solange wie möglich auskosten. Denn das Singen ist ihre große Leidenschaft: Außer im Jugendchor des Lehrergesangvereins singt die Schülerin noch in einem kleinen Chor in Allersberg. Ihr anderes Hobby – Rhythmische Sportgymnastik – hat sie wegen Zeitmangels aufgehört.

Mit 18 Jahren können die Mitglieder des Jugendchors in den Erwachsenenchor wechseln. Alissa denkt über einen Wechsel nach, wenn er mit der Schule zu vereinbaren ist. Ob sie sich auch eine professionelle Sängerkarriere vorstellen kann? Die 16-Jährige winkt ab. "Ich möchte lieber Design studieren", sagte sie. Doch ihrer Leidenschaft fürs Singen möchte Alissa ein Leben lang treu bleiben.

 

Wer im Jugendchor des Lehrergesangvereins in Nürnberg mitsingen möchte, kann einfach mal bei einer Probe vorbeikommen, schlägt Chorleiter Klaus Bimüller vor. Diese findet montags von 17 bis 18.30 Uhr in der Weidenkellerstraße 6 (4. Stock, Saal) in Nürnberg statt. Der Chorleiter entscheidet dann bei einem Vorsingen, ob ihr beim Chor mitmachen dürft. „Ich muss mit den Stimmen eine absolute Qualität erzielen – aber ohne Druck und Zwang“, sagt Klaus Bimüller. Momentan hat der Chor knapp 50 Mitglieder. „Das jüngste ist fünf, das älteste Mitte 20, die meisten zwischen 13 und 19.“ Dieses Jahr wirkt der Jugendchor etwa bei „Attila“ von Verdi und „La Bohème“ von Puccini mit, zudem ist ein eigenes Konzert geplant. Mehr Infos findet ihr im Internet unter www.lehrergesangverein-nbg.de/der-jugendchor – die Teilnahme ist kostenlos.

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