"No Gschmarri": Rapper Kuchenmann im Interview

20.4.2018, 13:16 Uhr

© Marthe-Anne Djamy

Der Typ ist gerade mal 24 Jahre alt, doch die Rolle des HipHop-Philosophen füllt er schon recht gut aus. Tief in seinem Herzen ist Kuchenmann ein alter Geist, der wacke Mitanbieter als "Depperla" disst, ansonsten aber eher versöhnliche Worte für seine Szene findet. Und: Der Kuchenmann hat seine Hausaufgaben gemacht. Schnell schweift das Gespräch ab, ist man plötzlich bei Herbie Hancock und Maceo Parker ("Die 80er waren eine schwere Zeit für James Brown") und bei Sample-basiertem HipHop ("da digg’ ich schon echt deep!").

HipHop steht für den jungen Nürnberger, der in Erlangen aufgewachsen ist und den alle nur Kuku rufen, vor allem für Netzwerken und Kollaborationen: für Internet-Freundschaften, bei denen was geht, wo angerufen, vorbeigeschaut und gemeinsam etwas losgemacht wird.

Chillen in New Jersey

Als er 2003 nach dem Abi nach New York jettete, wollte seine Begleitung unbedingt das Café sehen, in dem Bob Dylan seinen ersten Auftritt spielte. Kuku trieb die Neugier in den Plattenladen nebenan, wo er sofort Leute kennenlernte, die musikalisch auf derselben Welle surften und die ihn prompt zu sich nach Hause einluden. "Noch am gleichen Abend waren wir in New Jersey und haben gechillt . . ."

Mit Unterstützung seiner Homies vor Ort, aber auch Bekannten von der anderen Seite des Ozeans hat der Franke vorigen Sommer sein erstes Soloalbum veröffentlicht. "1000 Stunden Phunk: Aus dem Süden mit Liebe" heißt das gute Stück, das amerikanische Rap-Coolness in die Metropolregion beamt, mit seiner leisen Nachdenklichkeit aber auch als Coming-Of-Age-Scheibe durchgeht.

"Die Platte hat zwei Seiten", erklärt Kuku. Auf "1000 Stunden Phunk" ist die Tendenz düster bis wütend: Texte über den Struggle des Lebens, atmosphärisch mehr Nacht. Die andere Seite der Platte (die B-Seite, in Vinyl gedacht) kommt wärmer, freundlicher und wie der Name schon sagt mit viel funk-getriebener Liebe – ein neuer Morgen, ein anderes Timing.

"Das Debütalbum ist sehr wichtig", sagt Kuku, der mit der Scheibe immer noch immer hochzufrieden ist. "Erst wollte ich ja nur eine EP machen, dann kam ich auf die Idee, den Kurzfilm ,Tausend‘ zu drehen . . . und am Ende ist dann ein Album daraus geworden. Die erwähnte Dualität auszuloten, das war schon sehr tricky und brauchte viel Zeit und Aufwand."

Nicht zuletzt deshalb will Kuku bis auf Weiteres erst mal nur einzelne Tracks mit Kumpels machen: aufnehmen, abmischen, hochladen - fertig! Als "No Gschmarri"-Rapper wurde Kuchenmann zuletzt unter anderem vom Bayerischen Rundfunk gefeiert. Ein Label, mit dem der junge Reimschmied leben kann? "Ja klar. Ich verstehe das im Sinne von ,no bullshit‘, und das passt: Mein Anspruch und mein Interesse an Musik sind in der Tat sehr ernsthaft."

Bleibt noch die Frage nach dem Künstlernamen: Kuchenmann – wie kommt man auf so was? "Ich hab’ damals viel gesprayt, doch für meine Musik brauchte ich unbedingt einen anderen Namen. Und dann fuhr da dieser Laster vorbei, auf dem Kuchenmann stand, und das hat gepasst. Damals habe ich nie daran gedacht, jemals live zu spielen oder ein Interview zu geben."

Der Kuchenmann live am Donnerstag, 3. Mai, bei der EP-Release-Party von Cap Kendricks (ab 20 Uhr im Z-Bau, Frankenstraße 200 in Nürnberg).

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