Rope Skipping ist mehr als nur ein Kinderspiel

18.2.2015, 09:51 Uhr
Rope Skipping ist mehr als nur ein Kinderspiel

© Foto: Horst Linke

Drückt man etwas auf Englisch aus, dann klingt es gleich dreimal so cool. Oder etwa nicht? Deshalb ist Seilspringen ein Spiel für Kinder und Rope Skipping eine moderne Sportart. Doch ganz so einfach ist es nicht.

Rope Skipping, wie es beim Tuspo betrieben wird, geht nämlich über schnödes Seilspringen weit hinaus. Ausdauer, Koordination, Geschick, Teamwork: der Sport trainiert Körper und Geist, fordert immer wieder heraus und sieht einfach spektakulär aus.

„Es ist etwas Außergewöhnliches“, sagt Laura Hanauer. Die 18-Jährige springt seit zehn Jahren und ist damit fast schon ein alter Hase. Tatsächlich ist es außergewöhnlich, was man mit einem landläufigen Sprungseil alles anstellen kann.

Salto und Flickflack

Beim Double Dutch zum Beispiel werden zwei lange Seile von Helfern geschwungen. Dazwischen kann man dann allein oder zu mehreren springen, teilweise mit einem zusätzlichen, eigenen Sprungseil. Echte Profis machen beim Double Dutch Liegestütze, Salti oder Flickflacks – alles, ohne das Seil zu berühren.

Ganz so akrobatisch geht es beim Training des Tuspo Nürnberg nicht zu. Über 40 Mädchen von acht bis 18 Jahren bevölkern die mit lauter, rhythmischer Musik beschallte Turnhalle. Mittendrin ist Trainerin Katharina Grasser, die mit einer Kollegin die Fortgeschrittenen-Gruppe leitet. Die 24-Jährige freut sich, etwas von ihrer Passion für das Rope Skipping an die Jüngeren weitergeben zu können.

Warum keine Jungs dabei sind? „Wir hatten schon den ein oder anderen. Aber wenn die sehen, dass nur Mädels da sind . . . “, erklärt Katharina und zuckt mit den Schultern. In den USA sei Rope Skipping sogar eher ein Männersport.

Katharina springt seit ihrem achten Lebensjahr und hat 2005 bei den Bayerischen Meisterschaften den 3. Platz erreicht. Wettbewerbe sind aber oft mit langen Anreisezeiten verbunden, weshalb sie mittlerweile mehr auf Shows umgestiegen ist. Denn die Mädels vom Turnsportverein treten auf: beim Fahrradrennen „Rund um die Altstadt“ oder dem 125-jährigen Tuspo-Jubiläum zum Beispiel. Da war sogar OB Maly zu Gast.

„Das war schon aufregend“, erzählt Patrizia Büchner, „aber sobald es losgeht, ist man voll konzentriert.“ Patrizia ist 15 Jahre alt und schätzt am Rope Skipping vor allem die Arbeit im Team und die Vielfalt. Für sie ist es die perfekte Art, fit zu bleiben und gleichzeitig Kraft und Ausdauer zu verbessern. „Es ist kein Zufall, dass zum Beispiel Boxer oft mit Sprungseil trainieren“, sagt sie.

Doch nicht nur Kraft, sondern auch Koordination ist gefragt, vor allem bei gemeinsamen Übungen wie dem Wheel. Dabei bilden zwei oder mehr Sportler eine Kette und schwingen die Seile so versetzt, dass immer abwechselnd einer springt. Als ob das nicht schon kompliziert genug wäre, wird es kombiniert mit Körperdrehungen.

Spezielle Seile vereinfachen die Übungen: Gliederseile mit kleinen Röhrchen beim Wheel, lange Hanfseile beim Double Dutch oder sehr dünne Drahtseile, wenn es um Schnelligkeit geht. Die können aber schmerzhafte Striemen verursachen. „Drahtseile sind nicht so beliebt bei uns“, sagt deshalb Laura.

Verletzungen passieren beim Rope Skipping aber eher selten. „Das Schlimmste, was bei uns vorgekommen ist, war ein Bänderriss“, erinnert sich Katharina. Und Patrizia ergänzt: „Ich hatte mal eine Zerrung. Bin einfach doof aufgekommen.“ Danach hieß es kühlen und Zähne zusammenbeißen.

„Jeder kann mitmachen“

Seit 20 Jahren können Springbegeisterte in der Nordstadt ihrem Hobby frönen. Und jeder, der in der langen Zeit dabei war, kennt Anthony Steinbach. Der 68-jährige ist Abteilungsleiter für Turnen und Gymnastik beim Tuspo und hat die Gruppe ins Leben gerufen. „Jeder kann mitmachen, man muss nur einigermaßen gut zu Fuß sein“, sagt Steinbach, der selbst mit einer künstlichen Hüfte immer noch springt. Schockierend war für ihn ein Kurs, den er bei einer Firma gegeben hat: „Die Angestellten hatten eine ganz schlechte Koordination. Typisch für Leute, die den ganzen Tag vor dem Computer sitzen.“ Beim Tuspo wird deshalb mittlerweile auch Rope Skipping für Erwachsene angeboten.

Das Highlight des Jahres für die jungen Springer ist übrigens das Sommer-Camp im Sankt Wolfgang. Hier können die Nachwuchs-Springer von den Weltmeistern lernen. Die „Comet Skippers“ aus Ohio/USA sind zu Besuch und geben Einblicke in ihr beeindruckendes Repertoire.

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