Rudern wie die alten Römer

12.1.2017, 16:37 Uhr
Rudern wie die alten Römer

Als die Römer Germanien eroberten, gab es dort noch keine Straßen. Truppen, Waren, Nachrichten – all das konnte nur auf einem Weg in den wilden Norden transportiert werden: per Schiff. Flüsse waren die Autobahnen der Römer.

Doch wie genau waren römische Boote beschaffen? Woraus wurden sie gebaut? Mit welcher Technik wurden sie bewegt? Welche Geschwindigkeiten konnten sie erreichen und welche Strecken zurücklegen? Und wer waren die Ruderer?

Antworten auf diese Fragen finden sich zum Teil in der Literatur. „Aber wir wollen wissen: Wie hat sich das alles live angefühlt?“, sagt der Althistoriker Prof. Boris Dreyer vom Department Geschichte der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) Erlangen-Nürnberg. Und deshalb will er zusammen mit Studierenden, Schülern und weiteren Freiwilligen ein römisches Boot möglichst originalgetreu nachbauen.

Einen Namen für das Gefährt gibt es bereits: Fridericiana Alexandrina (Navis = Schiff), kurz: FAN. Als Vorlage dienen zwei Schiffswracks, die in den 1990er Jahren in Oberstimm bei Ingolstadt entdeckt wurden und jetzt im Kelten-Römer-Museum von Manching ausgestellt sind. Sie stammen aus der Zeit um 100 nach Christus. Damals fuhren sie als Patrouillen- und Geleitzugboote auf den mittelfränkischen Gewässern und entlang der Donau.

Rudern wie die alten Römer

© Fotos: Kurt Fuchs

Technisch überlegen

Knapp 16 Meter lang waren die Boote und 2,7 Meter breit; der Tiefgang betrug 70 Zentimeter. 18 bis 20 Ruderer saßen in einem Abstand von genau 89 Zentimetern hintereinander. Wenn die sich ordentlich ins Zeug legten, konnte das Boot sechs Knoten, also etwa elf Kilometer pro Stunde, schnell werden. „Mit Segel und Wind noch schneller“, sagt Dreyer.

„Damit waren die Römer ihren Gegnern militärtechnisch weit überlegen. Gleichzeitig waren mit dem technischen Wissensvorsprung Truppenverschiebungen möglich und Transporte hinreichend gegen Attacken abgesichert.“

Nachbauten solcher Boote gibt es bereits. Aber Dreyer möchte einen Schritt weiter gehen. „Wir haben uns vorgenommen, auch die antiken Rudertechniken zu rekonstruieren. Nur so können wir erforschen, wie viel Krafteinsatz tatsächlich nötig war, und auf welche Distanzen man das Boot einsetzen konnte.“

Abenteuer Geschichte

Doch die FAN dient nicht nur der Forschung: „Sie soll das Abenteuer Geschichte für Studierende und interessierte Schüler greifbar und erlebbar machen“, erläutert der Geschichtsprofessor.

Fertig sein soll das Boot bis spätestens November 2018, wenn die FAU ihren 275. Geburtstag feiert. Bereits in den Sommermonaten 2018 sind Fahrten auf dem Kanal zwischen den Uni-Standorten Erlangen, Fürth und Nürnberg geplant.

 

Extra-Zitate anlässlich der Baumfällung:

„Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.“

Antoine de Saint-Exupery(Schriftsteller/Die Stadt in der Wüste, zitiert von Robert Blank, Leiter des Forstbetriebs Nürnberg)

 

„Aber so ganz ohne Männer kommt man eben bei sowas doch nicht aus.“

Robert Blank selbst

 

„Bäume fällt man am besten bei abnehmendem Mond. Dann zieht die Erde Wasser an, und damit zieht sie auch das Wasser aus den Bäumen. Auf diese Weise trocknet das Holz besser.“

Hubertus Hadwiger (Revierleiter in Kraftshof)

„Ein Holzstamm wie dieser, der auf etwa 20 Metern Länge keinerlei Äste hat, ist ideal geeignet für den Kiel eines solchen Schiffes.“

(Klaus Röder, Schiffsbauer)

 

„Wenn’s gewünscht wird, verkleide ich mich und spiele einen Römer. Die Römer hatten zwar keine Socken, aber wenn es kalt ist, ziehe ich trotzdem welche an.“

(Thomas Albert, selbstständiger Grabungstechniker, Doktorand am Erlanger Institut für Frühgeschichte und in diesem Fall Fotomodell).

 

„Die Römer haben Hunderte von solchen Patrouillenbooten gebaut. Das war für die so selbstverständlich, dass sie keine Aufzeichnungen dazu hatten. Oder sie haben sie nicht aufgehoben.“

Boris Dreyer (Professor für Alte Geschichte)

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