Schweiß, Blut, Tränen – und Spaß

2.8.2017, 10:00 Uhr
Schweiß, Blut, Tränen – und Spaß

© Foto: Wolfgang Zink/JüRa

Das kleine Gerät gibt einfach keine Ruhe: Jedes Mal, wenn der Säbel trifft, ein kleiner Pieps – wieder und wieder und wieder. Paula Singer schaut verwundert, wenn man sie nach dem Geräusch fragt, ob das denn gar nicht nervt? "Piepsen unsere Meldegeräte? Ich hör’ das gar nicht mehr." Die 16-jährige Nürnbergerin ist Säbelfechterin mit Leib und Seele – und das schon ihr halbes Leben lang.

Wie sie mit nur acht Jahren zum Fechten kam, weiß Paula noch ganz genau. Ihr heutiger Verein, der Fechterring Nürnberg, war in ihrer Grundschule zu Besuch und stellte den Sport vor. Paula hat das Fechten sofort gefallen. "Aber als Kind macht einem ja fast alles Spaß", sagt sie – so auch das Tennisspielen, was Paula gleichzeitig ausprobierte.

"Meine Eltern haben dann gesagt, ich müsse mich für eine Sportart entscheiden." Das Ergebnis dieser Entscheidung kann man heute fast jeden Tag in der Sporthalle der Nürnberger Ludwig-Uhland-Schule sehen: Paula in voller Fecht-Montur, mit Jacke, Weste, Brustschutz, Handschuhen und natürlich einer Maske, die das Gesicht schützt. Bereut hat sie ihre Wahl nie.

Und das, obwohl das Fechten einen Großteil ihrer Freizeit in Anspruch nimmt. "Ein anderes Hobby nebenbei habe ich nicht, das würde auch nicht gehen", sagt die 16-Jährige. Fünfmal die Woche wird trainiert, dazu kommen an vielen Wochenenden noch die Wettkämpfe. Als Hobby sieht Paula das Fechten für sich aber nicht. "Das ist viel mehr, eine Leidenschaft, ein Teil meines Lebens", sagt sie.

Schweiß, Blut, Tränen – und Spaß

© Foto:Armin Roucka

Als besonderes Talent will sich Paula nicht bezeichnen: Sie ist bescheiden – aber ehrgeizig. "Ich setze mir vor jedem Wettkampf ein Ziel, und will das dann auch erreichen", berichtet sie. Paula hat schon bei ungezählten Turnieren in Deutschland und sogar im ungarischen Gödöllö gefochten.

An die Platzierungen und Ergebnisse ihrer Gefechte erinnert sich Paula dabei selten. "Ich denke lieber an das Gefühl zurück als an die Zahlen", sagt sie. In Ungarn beim "Cadet Circuit" fechten zu dürfen, einem europäischen Fechtturnier, das sei etwas Besonderes gewesen.

Aber ihren größten Moment beim Fechten hat sie woanders erlebt: zuhause in Nürnberg. "Vor zwei Jahren war hier die deutsche A-Jugend-Meisterschaft", erzählt Paula. "Da bin ich auf Platz zwölf gekommen, das war echt toll für mich."

Nur eins trübt ihre Erinnerung an den Wettkampf: "Es stand 14:14 im letzten Gefecht. Die Sonne schien mir durchs Hallenfenster ins Gesicht, ich konnte einen Moment lang gar nichts sehen – und genau da hab ich den letzten Treffer kassiert", berichtet Paula, "darüber habe ich mich schon echt geärgert."

So ist das eben mit dem Ehrgeiz, er will immer noch mehr. Apropos, was will Paula eigentlich später mal machen? "Ich würde gerne Medizin studieren und Kinderchirurgin werden", kommt die prompte Antwort. "Aber das wird wohl auf direktem Weg nicht klappen, deswegen will ich erst ein Freiwilliges Soziales Jahr machen", sagt die Zehntklässlerin des Labenwolf Gymnasiums.

Aber auch das Fechten darf natürlich in der Zukunftsplanung nicht fehlen. Fürs Studium in eine Stadt ohne Fechtverein zu ziehen, ist ausgeschlossen. "Ich habe viel zu viel Schweiß, Blut und Tränen da reingesteckt, um irgendwann mal damit aufzuhören", sagt Paula lachend. "Ein Leben ohne Fechten kann ich mir nicht vorstellen."

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