Selina, Bobo und die Weltpremiere

1.2.2017, 10:00 Uhr
Selina, Bobo und die Weltpremiere

© Foto: Yes Music AG

Wir befinden uns in Paris im Jahr 1887. Vor dem halb fertigen Eiffelturm tanzen Männer in Uniform und Frauen in pompösen Kleidern. Die Atmosphäre ist ausgelassen, aufgeregt, lebensfroh.

Dann Szenenwechsel: Die Bühne dreht sich und nimmt uns mit in die Zeit der alten Ägypter. Ein überdimensionaler Kopf des Pharaos Tutanchamun überstrahlt die ganze Halle. Die Tänzer, die eben noch über die Bühne wuselten, schreiten nun in langen, weißen Kleidern heran. Die Stimmung schlägt ins Mystische um.

So unterschiedlich diese beiden Szenen sind, so abwechslungsreich ist die komplette „Mystorial“-Show. DJ Bobo hat seine neue Tour – er feiert damit 25-jähriges Bühnenjubiläum – als Zeitreise angelegt. Außer nach Paris und Ägypten beamt er seine Zuschauer auch in die Steinzeit, die bunten 1990er Jahre und die Zukunft.

Der Wow-Effekt

Genau das ist DJ Bobos Markenzeichen: aufwändige Shows, großformatige Bühnenbilder und verrückte Choreografien. Klar, das wusste ich vorher. Aber als ich es live erlebe, hat das trotzdem einen Wow-Effekt: Die Bühne ist größer als gedacht, die gesamte Show spannender als erwartet. Eigentlich ähnelt „Mystorial“ mehr einem Musical als einem gewöhnlichen Konzert.

Umso erstaunlicher ist es, wie wenig Zeit DJ Bobo alias René Baumann und sein Team für die Vorbereitung hatten. Eineinhalb Wochen vor der Premiere haben Tänzer, Musiker und Bobo selbst zum ersten Mal dafür geprobt, wie er mir im Interview verrät: „Die meiste Vorbereitung findet in der Theorie statt.“

Bei fast keinem Song steht der Sänger solo auf der Bühne. Und selbst die Nummer, bei der er allein am Klavier sitzt, hat einen Special Effect: Das Piano wird samt Bobo vier Meter in die Höhe gezogen und dreht sich kopfüber.

Im Rest der Show setzt er auf ein großes Tänzer-Team — und zwar bestehend aus jungen Artisten und alten Hasen. „Die Mischung ist wichtig“, betont René Baumann: „Die jungen bringen frischen Wind rein, die erfahrenen die Ruhe. Außerdem machen die neuen Druck auf die alten – das bringt alle voran.“

Zum Team gehört – und das schon fast immer – Bobos Ehefrau Nancy. Sie singt, tanzt und entwirft die Kostüme für die Show. Zusammen haben die beiden zwei Kinder. Was machen die eigentlich, wenn die Eltern auf Tour sind? „Sie sind bei den Großeltern daheim“, erzählt Baumann. „Zwischen den Tourterminen, also montags bis mittwochs, fahren wir auch nach Hause.“

Interview mit Hund

Das Familienleben ist dem 49-Jährigen wichtig. Nach der letzten Tour legte er eine dreijährige Pause ein. In der Zeit lebte die Familie ein halbes Jahr in den USA.

Selina, Bobo und die Weltpremiere

© F.: Annika Peißker

Auch auf solche privaten Fragen antwortet Bobo offen und ehrlich. Es überrascht mich, wie locker das Interview verläuft. Gerade mal eine halbe Stunde nach Show-Ende treffe ich ihn im Backstage-Bereich. Bobo trägt einen blauen Jogginganzug, plaudert locker drauflos – und krault während des Interviews seinen Hund.

Eines interessiert mich noch: Was ist sein größter Wunsch? Bobo antwortet wie aus der Pistole geschossen: „Ein Konzert in Teheran.“ Versucht habe er das schon, aber politische und religiöse Gründe haben einen Auftritt in der iranischen Hauptstadt bisher verhindert. Noch hofft er darauf, „den vielen Fans dort etwas zurückgeben“ zu können.

Mein Fazit: Auch wenn DJ Bobo nicht mehr so aktuell ist, finde ich seine Show absolut sehenswert. Auch ich kannte vorher nur ein paar seiner Lieder, dennoch hat er es geschafft, mich — genau wie den Rest der 3000 Besucher — auf seiner Reise durch die Zeit zu beeindrucken.

Tickets für das Nürnberger Konzert sind noch erhältlich, unter anderem in den Geschäftsstellen unserer Zeitung.

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