Seth hält den Gegner mit aller Kraft auf

1.7.2015, 10:00 Uhr
Seth hält den Gegner mit aller Kraft auf

© Foto: Weigert

Mittwochabend, die Sonne scheint, und es hat angenehme 21 Grad. Perfektes Wetter zum Rugbyspielen. Für die Jugendlichen vom TSV 1846 Nürnberg heißt es erst mal: Aufwärmtraining. „In a line!“, brüllt ein Junge immer wieder und hebt dabei einen Arm. Alle Spieler joggen gemeinsam in einer Reihe über die kurze Seite des Fußballfelds. Drüben angekommen gibt’s die erste Übung: zehn Sit-ups. Und wieder zurück. „In a line!“, tönt es wieder über den Platz. Dann zehn Sprünge.

Ein paar Mal laufen alle von der einen zur anderen Seite. Dabei sticht ein Spieler aus der Gruppe heraus: Seth Janaway, der ein besonderes Trikot trägt: das bayerische Landestrikot. Der 15-Jährige spielt das zweite Jahr in Weiß-Blau für die Mannschaft der U16-Landesauswahl. Und hat sogar schon seine erste Saison als Spieler der deutschen U16-Nationalmannschaft hinter sich.

„Als ich vier Jahre alt war, habe ich das erste Mal Rugby gespielt“, erzählt Seth. „Touch Rugby – mit meinem Vater und anderen Jungs.“ Beim Touch Rugby gibt es keinen harten Körperkontakt. Die Spieler versuchen, das Spielfeld ohne „Touch“ – das bedeutet, ohne von der gegnerischen Mannschaft mit der Hand berührt zu werden – zu durchlaufen.

Seth ist gebürtiger Engländer. Daher kommt auch sein Interesse für die Sportart, die dort beheimatet ist. Seit er zwei Jahre alt ist, lebt er mit seiner Familie in Deutschland. Er geht auf die Franconian International School in Erlangen.

Sport hat Seth schon immer viel Spaß gemacht. Und Rugby ganz besonders. „Mein Vater hat früher auch Rugby gespielt“, verrät der 15-Jährige. „In unserer Freizeit trainieren wir ab und zu zusammen. Das finde ich toll.“ Seit drei Jahren spielt Seth beim TSV 1846 Nürnberg. Er trainiert einmal pro Woche mit der U16-Mannschaft und sportelt darüber hinaus zusätzliche vier Stunden.

Das Ziel beim Rugby ist: mehr Punkte als die gegnerische Mannschaft zu erzielen. Punkte bekommt eine Mannschaft zum Beispiel, wenn sie den Ball, an der gegnerischen Verteidigung vorbei, in das Malfeld tragen und dort am Boden ablegen kann. Oder den Ball bei einem Strafkick – oder aus dem Spielverlauf heraus – durch das Tor schießt. Das Tor sieht aus wie ein rechteckiges, nach oben geöffnetes Hufeisen. Die Querstange ist drei Meter vom Boden entfernt, und die senkrechten Stangen sind ungefähr sechs Meter hoch.

Während der Rugby-Saison hat der 15-Jährige fast jedes Wochenende ein Spiel. „In Bayern gibt es nicht so viele Rugby-Vereine. Deshalb spielen wir Turniere.“ In zweimal sieben Minuten versucht jedes Team, möglichst viele Punkte zu holen. „Ich bin Sweeper.“ Das bedeutet: Wenn ein Gegner durch die Verteidigung bricht, hält Seth ihn auf. Oder er fängt den Ball, wenn er vom Gegner gekickt wird.

„In der Defensive bin ich quasi der letzte Mann, und in der Offensive spiele ich auch nach vorne.“ Zu den Turnieren für den Nürnberger Club kommen auch Spiele für das bayerische Landesteam und die deutsche Nationalmannschaft.

„Für Rugby braucht man gute Kondition“, sagt er. „Weil man die ganze Spielzeit in Bewegung ist.“ Im Training üben Seth und die anderen, sich gegenseitig zu unterstützen: Passen und Mitrennen. Oder nach einem Tackle – bei dem ein Spieler in direkten Körperkontakt mit dem Gegner geht – schnell wieder auf den Beinen zu sein. „Klar, die großen und kräftigen Spieler haben einen Vorteil“, sagt der 15-Jährige. „Aber es gibt auch sehr gute schlanke und kleine Spieler. Die sind dafür taktisch besser.“

Schutzkleidung wie einen Helm oder Knie- und Ellenbogenschoner gibt es beim Rugby nicht. Nur das Tragen eines Zahnschutzes ist Pflicht. „Ernsthaft verletzt habe ich mich noch nie. Den Finger habe ich mir mal umgeknickt, das war nicht schlimm.“ Um Verletzungen vorzubeugen, üben die Spieler, wie man sich nach einem Kontakt richtig abfängt.

Vor Saisonbeginn musste sich Seth in mehreren Sichtungslehrgängen beweisen, um für die Landes- und Nationalmannschaft spielen zu dürfen. Die Trainer laden dazu besonders gute Spieler ein. Seth hat sein erstes internationales Spiel in Polen schon hinter sich. „Wir haben gewonnen“, sagt er grinsend. Sein Ziel, für die deutsche U16-Nationalmannschaft zu spielen, hat Seth also schon erreicht. „Mein nächstes ist, es auch in das U18Nationalteam zu schaffen.“ Wenn er weiter so fleißig trainiert, wird Seth das sicherlich schaffen.

Wer mal Rugby spielen will, kann beim Training vorbeischauen: immer mittwochs von 18 bis 20 Uhr auf dem Fußballplatz in der Weißenseestraße 30 in Nürnberg.

Kennt ihr auch jemanden, der in seinem Hobby talentiert ist wie Seth? Dann schreibt uns an nn-xtra@pressenetz.de Wir freuen uns über Vorschläge!

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