Sie schuften in Minen und nähen Kleider

1.8.2015, 10:00 Uhr
Sie schuften in Minen und nähen Kleider

© Archivfoto: afp

Das kennt jeder: Die Eltern wollen, dass man sein Zimmer aufräumt oder das Geschirr abwäscht. Man hat keine Lust, vielleicht fällt sogar der flapsige Satz: „Das ist Kinderarbeit.“ Das stimmt natürlich nicht. Zimmer aufräumen und Geschirrspülen zählen zu den normalen Aufgaben im Haushalt, an denen sich alle in einer Familie beteiligen sollten. Auch können Jugendliche ganz legal arbeiten, zum Beispiel in einer Ausbildung oder einem Ferienjob. In Deutschland muss man für eine legale Beschäftigung mindestens 15 Jahre alt sein. Manche Arbeiten, etwa Prospekte austragen, dürfen aber auch schon Jüngere.

Als Kinderarbeit werden dagegen all jene Arbeiten bezeichnet, für die Kinder noch zu jung sind, weil die Aufgaben entweder gefährlich sind, sie Kinder in ihrer Entwicklung behindern oder sie sogar ausbeuten. Kinder, die arbeiten müssen, können oft auch nicht zur Schule gehen. Dadurch werden ihre Rechte verletzt, denn laut der Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen hat jedes Kind ein Recht auf Bildung und muss vor Ausbeutung geschützt werden.

168 Millionen Kinder zwischen fünf und 17 Jahren sind laut dem Kinderhilfswerk Unicef Kinderarbeiter. 120 Millionen von ihnen sind jünger als 15 Jahre, in Deutschland dürften sie also noch gar nicht arbeiten. Weltweit müssen mehr Jungen als Mädchen arbeiten. Kinderarbeiter knüpfen zum Beispiel Teppiche, putzen Schuhe, ackern auf Farmen oder schuften in Goldminen, etwa in Burkina Faso. Zu den besonders schlimmen Formen der Kinderarbeit zählt Kinderprostitution oder der Einsatz von Kindersoldaten, wie im Bürgerkrieg im Südsudan, der seit 2013 in dem afrikanischen Land tobt.

Arm und krank

Warum müssen so viele Kinder arbeiten gehen? Kinderarbeit kommt überwiegend in Asien, Lateinamerika und in Subsahara-Afrika vor, dem Teil Afrikas, der südlich der Sahara liegt. In diesen Ländern gibt es viel Armut, oft auch Naturkatastrophen und Kriege. Die Kinder unterstützen mit ihrer Arbeit ihre Familien. Außerdem müssen sich viele Kinder, die durch Krankheiten wie Ebola oder HIV/Aids zu Waisen wurden, selbst versorgen.

Ein Großteil der Kinderarbeiter geht nicht zur Schule oder muss neben der Schule arbeiten. Das ist ein großes Problem, denn ohne Schulabschluss können die Jugendlichen keinen Beruf erlernen und haben so geringe Chancen, eine gut bezahlte Arbeit zu finden. Viele Kinder arbeiten, um ihre Familien zu unterstützen.

In Bolivien beispielsweise kämpften Kinder sogar dafür, weiter arbeiten zu können und forderten Arbeitszeiten, die sich mit der Schule vereinbaren lassen. Das mag für uns in Deutschland komisch klingen. Aber in Ländern wie Asien, Lateinamerika und Afrika brauchen die Kinder und ihre Familie den Lohn häufig zum Überleben.

Kinderarbeit lässt sich leider nicht von heute auf morgen abschaffen. Es muss wirksame Gesetze geben, die Kinderarbeit verbieten. Gleichzeitig müssen die Ursachen wie Armut und fehlende Bildungsmöglichkeiten bekämpft werden. Alle Kinder müssen einen kostenlosen Zugang zur Schule bekommen. Unicef errichtet beispielsweise Lernzentren für arbeitende Kinder oder unterstützt Familien finanziell, damit sie ihre Kinder in die Schule schicken können.

Wir haben das Glück, in einem Land zu leben, in dem kein Kind arbeiten gehen muss, um zu überleben. Trotzdem können wir etwas tun, indem wir uns fragen, unter welchen Umständen das Top für drei Euro hergestellt wurde, und ob dafür vielleicht ein Kind stundenlang unter menschenunwürdigen Umständen schuften musste.

Mehr Informationen unter www.unicef.de und auf der Internetseite der Bundeszentrale für politische Bildung www.bpb.de (Suchwort: Kinderarbeit).

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