"Skaten fördert die Kreativität"

12.1.2018, 10:00 Uhr

© Marco Weirauch

„Ich skate gern“ - wer das zugibt, erntet oft keine erfreuten Gesichter. Im Gegensatz zum Stricken oder Lesen wird das Hobby Skaten in der Öffentlichkeit viel diskutiert. Vor allem, wenn wieder ein neuer Skatepark eröffnet wird. Dabei hat sich das Skateboardfahren in der breiten Masse etabliert, 2020 wird es sogar zur olympischen Disziplin.

Das Hobby hat einen guten Einfluss auf die persönliche Weiterentwicklung, finden die Skater, beispielsweise Sem. Der 18-jährige Schüler der Wilhelm-Löhe-Gesamtschule wird sogar vom Nürnberger Skateshop "TX Sports" und der Reutlinger Skatemarke "HiFish" gesponsert.

"Ich bin durch das Skaten viel reifer geworden", sagt er. Der Grund sei das große Zugehörigkeitsgefühl zu einer Gruppe und der gesunde Wettbewerb untereinander. Zusammen mit seinem jüngeren Bruder Nehemia (15) und Kindheitsfreund Matthias (17) skatet er seit mehr als sechs Jahren. Und so wurden Gleichgesinnte zu guten Freunden.

Zusammen planen sie gerade die Gründung eines eigenen T-Shirt-Labels für die Skaterszene. Für den dazugehörigen Instagram-Account filmen und schneiden sie Videos. Meistens übernimmt Matthias diese Aufgabe. "Ich habe dadurch herausgefunden, was ich nach dem Abi machen will, nämlich Medienproduktion", sagt Matthias, der aufs Nürnberger Sigmund-Schuckert-Gymnasium geht.

Mila (17) freut sich vor allem über die Anerkennung: "Alle klatschen, wenn man einen schwierigen Trick schafft", erzählt die Nürnberger Gymnasiastin. Vor allem findet sie toll, dass der Sport auch was für Mädchen ist. "Jeder mit Ehrgeiz und starkem Willen ist herzlich willkommen – egal, ob Junge oder Mädchen."

Im Gegensatz zu anderen Hobbys kann man das Skaten nicht zu Hause üben. An Nürnbergs öffentlichen Plätzen sind Skateboards jedoch nicht gern gesehen, besonders im Winter. Zwar bietet die Stadt extra angelegte Hindernislandschaften, sogenannte Skateparks. Doch die sind insbesondere bei Kälte keine gute Alternative zu den beheizten U-Bahnhöfen.

Da es keinen überdachten Skatepark gibt, nutzen die Skater bei Regen oder Schnee die Treppen und Rampen in den U-Bahn-Stationen zum Trainieren – oder um Skatetricks für die globale Skater-Community auf den sozialen Medien, inbesondere Instagram, vorzuführen. "Auch wir Skater müssen trainieren, um besser zu werden", sagt Nehemia.

Gut für die Wirtschaft

Außerdem kommt es beim Street-Skateboarding außerhalb von Skateparks gelegentlich zu Konflikten mit Anwohnern und Hauseigentümern. Die Gründe: Sachbeschädigung und Lärm. "In Stuttgart hatte ich eine Skatehalle, in der ich immer skaten konnte. In Nürnberg ist man im Winter aufgeschmissen", sagt Fotografin Anne (22), die leidenschaftlich skatet.

"Die Stadt Nürnberg vergisst, dass es wirtschaftlich Sinn machen würde, sich als Skaterstadt zu etablieren", führt Sem in der Diskussion um eine Skatehalle an. Weltweit gebe es mehr als 50 Millionen Skater. Skaten bringe mehr Leben und Geld in jede Stadt, die den Sport fördere.

Tatsächlich ist die Skater-Community in anderen europäischen Städten wie Barcelona, Kopenhagen oder Paris bereits lange angekommen. Ausgestattet mit großen Skateparks und -hallen haben sie sich zu internationalen Skaterstädten entwickelt. Dort finden auch regelmäßig internationale Wettbewerbe statt, die Touristenmassen aus aller Welt anlocken.

Designstudent Julian (21) wünscht sich deshalb eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Skatern, Stadt Nürnberg und der Metropolregion. Auf die Frage, wie er sich diese genau vorstelle, antwortet er selbstbewusst: "Das fängt damit an, uns mehr als Chance und nicht als Gefahr zu sehen."

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