Spagat zwischen Wissenschaft und Praxis

30.1.2017, 18:22 Uhr
Spagat zwischen Wissenschaft und Praxis

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„Eine Abschlussarbeit im Unternehmen ist ein Spagat zwischen dem, was sich der Betreuer an der Hochschule und die Zuständigen im Unternehmen jeweils wünschen“, sagt Vahid. Er hat Betriebswirtschaftslehre studiert und seine Masterarbeit bei einem mittelständischen Automobil-Zulieferer in Nürnberg geschrieben.

Das Entscheidende dabei: Beide Seiten – der Betreuer und das Unternehmen – sollten voll überzeugt sein: vom Thema der Arbeit, von ihrem Aufbau und von der Umsetzung.

Das ist eine Herausforderung, aber auch eine Chance. Denn durch solch eine Arbeit ist es durchaus möglich, gleich in diesem Unternehmen einen Einstiegsjob zu ergattern. Bei Vahid hat das geklappt.

„Viele Studierende wünschen sich, in ihrer Abschlussarbeit Wissenschaft und Praxis zu verbinden. Und sie hoffen, gleich einen guten Eindruck bei diesem potentiellen Arbeitgeber zu machen“, sagt Bianca Distler, Studienberaterin an der Uni Erlangen-Nürnberg. „Die meisten, die an einer solchen Arbeit interessiert sind, studieren Fächer wie Medizintechnik oder Wirtschaftswissenschaften.“

Am Anfang steht die Suche nach einem passenden Unternehmen und einem Thema. An manchen Lehrstühlen sind Abschlussarbeiten in Unternehmen am Schwarzen Brett ausgeschrieben. Oder sie stehen auf der Homepage eines Instituts.

Erstmal ein Praktikum

„Im Idealfall haben Studierende schon während des Studiums ein Praktikum in einem Unternehmen gemacht, das in Frage kommt“, meint Bianca Distler. Falls das nicht der Fall ist, rät die Expertin, mindestens ein Jahr vor dem geplanten Beginn der Abschlussarbeit mit der Recherche zu beginnen.

Professoren und Absolventen können Tipps geben, welche Unternehmen sich eignen und mit welchen eventuell bereits gute Kontakte bestehen. Wenn das Unternehmen schon einmal eine Abschlussarbeit betreut hat, ist das sicherlich von Vorteil.

Möglicherweise fordert das Unternehmen auch, dass der Studierende erst mal ein Praktikum absolviert, bevor er mit der Abschlussarbeit beginnt. Am besten sollte man sich vorher beim Unternehmen nach den Übernahmechancen erkundigen. „Auch wenn die Firmen vorher keine Garantie geben, wird eine Tendenz hilfreich sein“, sagt Bianca Distler.

Die Vergütung bestimmt das Unternehmen. Es kann aber eine böse Überraschung geben. „Mein Bafög wurde gekürzt, weil es sich um eine Abschlussarbeit handelte“, sagt Vahid und fügt hinzu: „Ich wusste das vorher nicht und habe mich schon geärgert.“

Denn eine Abschlussarbeit im Unternehmen gilt beim Amt für Ausbildungsförderung als Ausbildungsvergütung. „Das heißt, dass das Gehalt angerechnet und der Bafög-Beitrag dementsprechend gekürzt wird“, erklärt Markus Leismann vom Bafög-Amt des Studentenwerks Erlangen-Nürnberg.

Er rät Studierenden, einen Termin mit dem Bafög-Amt zu vereinbaren, schon bevor man die Arbeit im Unternehmen beginnt. In der Sprechstunde kann geklärt werden, wie sich das Gehalt auf den Förderungsbetrag auswirkt.

Im Lauf der Arbeit sollten immer wieder Details mit allen Seiten abgesprochen werden. Bei der Uni allein liegt der prüfungsrechtliche Anspruch, und sie bewertet wissenschaftliche Kriterien und Formalien. Offiziell hat das Unternehmen keinen Einfluss auf den Inhalt der Arbeit. „Aber natürlich soll die Arbeit dem Unternehmen auch einen Nutzen bringen“, sagt Bianca Distler.

Dauerhafter Ansprechpartner

„Ganz wichtig ist, dass der Studierende einen dauerhaften Ansprechpartner im Unternehmen hat, mit dem er regelmäßigen Kontakt pflegt“, erklärt die Studienberaterin. Und weil dieser Mitarbeiter längst nicht immer sofort zur Verfügung steht, sollte der Studierende genügend Zeit für Rücksprachen einplanen.

„Der Fortschritt der Arbeit ist häufig von Kollegen abhängig, die man interviewen möchte“, erklärt Vahid. Wenn sich Zuständigkeiten ändern, Kollegen mal krank oder im Urlaub sind, entstehen Wartezeiten. „Man sollte frühzeitig anfangen und genug Zeitpuffer einplanen“, rät der Absolvent.

Studierende, die ihre Arbeit im Unternehmen schreiben, bekommen oft Einblicke in das Innerste der Firma und in sensible Daten. Diese dürfen eventuell nicht in der Arbeit veröffentlicht werden. P.S.: Vahid möchte uns sogar die Firma, bei der er den Job bekommen hat, nicht verraten.

 

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