Über Nacht von der Schülerin zur Autorin

27.8.2018, 17:34 Uhr
Das ist das Cover von Fionas E-Book.

© Verlag Forever by Ullstein Das ist das Cover von Fionas E-Book.

Ich brachte noch eine gepresste Verabschiedung hervor, dann legte ich auf und sprang vor Freude auf und ab. Jetzt war es offiziell: Ich würde ein Buch veröffentlichen! Mein Traum würde wahr werden – aber ich hatte in diesem Moment noch keinen blassen Schimmer, was für eine harte Arbeit vor mir lag.

Angefangen hatte es mit einer Anzeige in einer Jugendzeitschrift. Ganz klein in der Ecke, so dass ich es fast übersehen hätte, warb der E-Book-Verlag Forever by Ullstein mit einer Buchveröffentlichung. Alles was man dafür tun sollte, war das Einreichen seiner eigenen Geschichte.

Etwas Glück und Talent – und dem Verlag gefiel das eigene Werk, und er gab einem die Chance, zum Buchautor zu werden. Ich verstand diese Aufforderung als Wink des Schicksals, war Schreiben doch schon immer meine Leidenschaft gewesen, und fing augenblicklich an zu tippen.

Die Handlung, die Charaktere, all das saugte ich mir an einem Tag aus den Fingern. Der Einsendeschluss war schon bald, und ich hatte die Vorgabe von mindestens 30 Seiten zu erfüllen.

Es folgten zwei anstrengende Wochen, in denen ich pausenlos vor dem Bildschirm saß, Sätze schrieb, Sätze wieder löschte, Kommas setzte, Charaktere umbenannte und mir Szenarien ausdachte, nur um sie wenige Minuten später wieder zu verwerfen. Ständig änderte ich die Handlung, Charaktereigenschaften der Protagonisten wurden klarer, und es gab immer wieder Überraschungen – auch für mich selbst.

Erschöpft, aber überglücklich

Irgendwann war es dann so weit, ich las mir alles noch mal durch, und klickte schließlich, erschöpft, aber auch überglücklich auf "Senden". Das Einzige, womit ich zu diesem Zeitpunkt noch rechnete, war ein kurzes Feedback des Verlags, vielleicht mit einer Kritik, was ich nächstes Mal besser machen könnte. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.

Einige Wochen später bekam ich eine E-Mail des Verlags, in der ich um ein Foto von mir und ein paar persönliche Infos gebeten wurde. Ich war völlig überrascht und meine Hoffnungen stiegen, dass ich es doch weiter geschafft haben könnte. Die Zeit bis zur nächsten Nachricht versuchte ich mit Ablenkung durch Schule und Freunde zu überbrücken und mir nicht zu sehr auszumalen, ich könnte den Wettbewerb gewinnen.

Auf all die kribbelnde Vorfreude folgte eine bittere Enttäuschung. Die besten fünf wurden zur Buchmesse nach Leipzig geladen. Dort würden sie den Gewinner küren. Ich war nicht dabei, doch nachdem die Traurigkeit erst mal überwunden war, trat an ihre Stelle der Stolz, überhaupt so weit gekommen zu sein.

Es trat wieder Alltag ein, und das Thema Buchveröffentlichung rückte in weite Ferne. Bis zu dem Moment, als es erneut eine E-Mail war, die meine Welt auf den Kopf stellte. Eine Lektorin des Verlags war auf meinen Text gestoßen. Sowohl die Geschichte als auch mein Schreibstil hätten sie überzeugt.

Aber der Text sei viel zu kurz. Ob ich nicht Lust hätte, ein ganzes Buch daraus machen? Erst einige Mails und ein Telefonat später begriff ich, dass ich es nun doch geschafft hatte.

Die Zeit danach gestaltete sich schwerer, als ich es mir ausgemalt hatte. Statt jeden Tag nach der Schule eifrig drauflos zu schreiben, fand ich mich mit einer dicken Schreibblockade konfrontiert.

Ich saß vor dem Laptop, und mein Kopf, früher voller Ideen, war auf einmal leer. Ich schrieb lustlos ein paar Sätze, doch nichts reichte an meine Erwartungen heran. Ich setzte mich selbst viel zu sehr unter Druck.

Dass so eine Blockade völlig normal war und jeden Schriftsteller einmal erwischt, wurde mir von meiner Lektorin bestätigt. Irgendwann überwand ich mich einfach und schrieb wieder wild drauflos. Insgesamt brauchte ich über ein Jahr, um das Buch fertigzustellen. Schulstress und Treffen mit Freunden, die manchmal einfach wichtiger waren, bremsten den Prozess immer wieder aus. Genau das ist es nämlich: ein Prozess. Ein Buch schreibt man nicht von heute auf morgen, es braucht Zeit, die Charaktere zu entwickeln und auch immer wieder Passagen umzuschreiben.

Im Frühjahr 2016 war es dann so weit: Ich war fertig. Nachdem ich die letzten Wörter getippt hatte, stellte sich Erleichterung, Freude und auch ein bisschen Wehmut ein, dass es nun endgültig vorbei war.

Einige Monate dauerte es noch, bis sowohl ich, als auch meine Lektorin zufrieden mit dem Text waren. Schließlich durfte ich noch das Cover mitgestalten und den Titel bestimmen.

Ein Gedanke, der mir während des Jahres gekommen war, verfestigte sich zum Schluss immer mehr: Ich würde mein Buch nicht unter meinem Namen veröffentlichen.

Aus Fiona wird Zoé

Warum? Zum einen war und ist Schreiben immer etwas sehr Persönliches. In die Geschichte fließen deine Vorstellungen mit ein, deine Art von Humor und das, was du dem Leser übermitteln möchtest. Als ich anfing, mein Buch zu schreiben, war es meine erste Geschichte. Ich war mir unsicher, ob es den Leuten gefallen würde, was ich verfasst hatte, oder ob es harte Kritik und Ein-Stern-Bewertungen hageln würde.

Mit dem Pseudonym Zoé Wall, das ich mir aussuchte, fühlte ich mich besser, und ich habe den Schritt nie bereut. Wenn man einer Veröffentlichung gegenüber unsicher ist, dann nimmt man ein Pseudonym, bevor das Manuskript vor lauter Panik wieder zurück in der Schublade landet.

Zum Glück waren meine Sorgen unbegründet gewesen, und ich bekam tolles Lob und auch konstruktive Kritik.

Mittlerweile ist die Veröffentlichung schon zwei Jahre her, und immer wieder stellen Freunde und Verwandte die Frage: "Wann kommt dein nächstes Buch?" Leider konnte ich auf diese Frage nie eine genaue Antwort geben. Ich habe mit einem neuen Roman angefangen, allerdings fehlt mir in der Oberstufe die Zeit und die Motivation zum Weitermachen. Aber ich habe mir fest vorgenommen, noch ein Buch rauszubringen.

Zusammengefasst würde ich jedem empfehlen, der über das eigene Buch nachdenkt, diesen Traum auf jeden Fall zu verfolgen. Haltet die Augen offen nach Anzeigen oder Internetlinks für Schreibwettbewerbe. Diese sind oft leicht zu übersehen.

Ansonsten erkundigt euch auch mal nach E-Book-Verlagen und versucht einfach euer Glück. Der Buchmarkt ist zwar hart umkämpft, aber manchmal klappt es schneller, als man denkt.

Extra-Info

In dem Buch wird abwechselnd aus der Sicht von Anna und Fatih erzählt. Beide gehen in die 12. Klasse, doch das scheint zuerst auch ihre einzige Gemeinsamkeit zu sein.

Anna ist ehrgeizig, und ihr Ziel ist es, ein super Abitur zu machen. Partys und Treffen mit Freunden sieht sie nur als Ablenkung an, und auch ihre Mitschüler hält sie für vollkommen unreif.

Fatih dagegen ist eigentlich aus der Großstadt, als seine Eltern sich trennen, zieht er jedoch mit seinem Vater aufs Land. Dem Dorfleben kann er absolut nichts abgewinnen, er vermisst seine Clique und hat reichlich Vorurteile gegenüber seinem neuen Umfeld.

Die beiden können sich von Anfang an nicht ausstehen. Doch was sich neckt, das liebt sich?!

Die Geschichte um Anna und Fatih ist mir in wenigen Stunden eingefallen. Von Anfang an war klar, dass es ein Liebesroman werden soll, weil ich die auch selber am meisten gelesen habe. Allerdings hatte ich persönlich genug von kitschigen und dabei unrealistischen Liebesgeschichten.

Also versuchte ich, die Handlung und die Charaktere mehr ihrem Alter und der Realität anzupassen. Humor war für mich wichtig, ich wollte den Leser zum Lachen bringen und die Dialoge sarkastisch und dadurch spannend gestalten.

 

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