Unschöne Urlaubserinnerung

31.5.2017, 10:00 Uhr
So sieht ein richtiges Henna-Tattoo aus. Es ist braun.

So sieht ein richtiges Henna-Tattoo aus. Es ist braun.

Ägypten, Hurghada, Schnorcheltrip auf dem Roten Meer: "Auf dem Boot hat ein Typ schwarze Henna-Tattoos angeboten. Da sich ein paar Jugendliche welche machen ließen, bin ich auch auf den Geschmack gekommen. Fünf Euro dafür fand ich echt okay", berichtet Max von seinem Urlaub.

Weiter erzählt er: "Der Skorpion sah auch echt toll aus. Aber etwa eineinhalb Wochen später stellte ich plötzlich eine schnell wachsende Schwellung an meinem Tattoo fest. Es begann auch zu jucken. Die Rötung war am Schluss so stark, dass ich sofort zu einem Hautarzt gegangen bin." Max bekam eine Cortisonsalbe verschrieben.

Unschöne Urlaubserinnerung

© Fotos: privat

Dass der 17-jährige Nürnberger kein Einzelfall ist, kann Lars Berg bestätigen. Allerdings sei es schwierig, Zahlen zu nennen, da die meisten Betroffenen zum Hautarzt gehen und nicht in die Klinik. Lars Berg arbeitet als Dermatologe am Klinikum Nürnberg und ist auch für die Allergieabteilung zuständig. "Ich erinnere mich an einen Fall ähnlich wie bei Max, der übrigens auch aus dem Lehrbuch sein könnte", sagt Lars Berg.

Gefährlicher Zusatz

Aber von vorne: "Henna ist nicht das Hauptproblem, das ist eine braune Farbe", erklärt der Hautarzt. "Jedoch ist im Ausland oft ein gefährlicher Zusatz beigemischt, der Kontaktallergien auslösen kann." Dieser Stoff heißt Para-Phenylendiamin (PPD), er stammt aus der chemischen Gruppe der Phenylendiamine und ist in Europa nicht oder nur in geringer Konzentration zugelassen, zum Beispiel in schwarzen Haarfärbemitteln.

Hier sieht Lars Berg auch das eigentliche Problem. "Wenn man sich etwa mit 15 ein schwarzes Henna-Tattoo machen lässt und mit 30 dann seine Haare schwarz färbt, kann es eine massive allergische Reaktion auf das Haarfärbemittel geben", sagt der Hautarzt. Denn bei Erstkontakt mit dem Stoff dauert es etwa zehn Tage, bis die Haut sich sensibilisiert und reagiert. Wenn bei erfolgter Sensibilisierung dann noch mal ein Henna-Tattoo mit PPD-Zusatz aufgetragen wird oder die Haare schwarz gefärbt werden, reagiert die Haut schon in ein bis zwei Tagen.

"Es kommt zu einer Rötung, Schwellung und Juckreiz. Aber es besteht auch das Risiko, dass durch Bakterien eine Infektion entsteht, die Narben hinterlässt. Das ist eher selten", erklärt Lars Berg. Man sollte sich im Urlaub also des Risikos bewusst sein, dass schwarze Tattoos eine Allergie auslösen können – "und wenn möglich diese Tattoos meiden".

Auch normale Henna-Tattoos seien nicht zu 100 Prozent ungefährlich, aber allergische Reaktionen treten sehr, sehr selten auf, meint der Dermatologe. Denn auch in der braunen Farbe können weitere chemische Zusätze enthalten sein, die in Henna eigentlich nichts zu suchen haben. Das weiß auch Fouzia Krumpiegl, die seit sechs Jahren auf Festivals und Kinderfesten Hände mit Henna verziert.

Uns erläutert sie, woraus die bräunliche Paste besteht, die sie über eine Spritze auf die Haut aufträgt: "Die Blätter des Hennabaumes werden kleingemahlen, bis ein hellgrünes Pulver entsteht, das sich so fein wie Puderzucker anfühlt."

Unschöne Urlaubserinnerung

© F.: Goebel

Dieses Hennapulver kann man kaufen, da die Herstellung – "Handarbeit!" – sehr anstrengend ist. Dann setzt Fouzia einen Topf mit schwarzem Tee, Nelken, gebrühtem Espresso, Zitronensaft und Zucker auf und bringt den Inhalt zum Kochen.

Nur eigene Mischung

Nach dem Sieben wird der Sud mit dem "Hennapulver, speziellem Hennaöl und ein paar Tropfen Nelkenöl zu einem Teig vermischt. Wenn die Haut von dieser rein natürlichen Mischung zu jucken anfängt, kann es von der Nelke kommen", sagt die Nürnbergerin mit Wurzeln in Marokko. "Ich benutze bei Festivals nur mein selbst gemachtes Henna, bei Fertigmischungen weiß ich nicht, was drin ist."

So passierte es ihr und ihrer Tochter auch mal in Marrakesch, dass die Haut nach dem Auftragen des Henna-Tattoos anfing zu jucken. "Wir haben alles mit Seifenwasser entfernt. Wahrscheinlich war im Henna ein chemischer Zusatz."

Deshalb rät Fouzia: "Im Ausland sind Tattoos billiger als hier, das ist o.k. Aber man sollte sich vorher einen Punkt Hennapaste auf die Hand machen lassen und abwarten, ob eine Reaktion ausgelöst wird." Erst dann sollte man sich für ein Tattoo entscheiden, aber am besten nur für ein kleines.

Zu Max’ Fall mit dem schwarzen Henna-Tattoo sagt sie nur: "Es gibt kein schwarzes Henna! Henna ist immer braun!" Das alleine sollte schon skeptisch machen.

Jedoch wird sie bei Festivals auch manchmal auf die Gefährlichkeit von Henna angesprochen. Ihr bleibe dann oft keine andere Wahl, als die Spritze in den Mund zu stecken und Henna zu essen, meint sie und fügt lachend hinzu: "Ich lebe immer noch!" Ihr Plan ist, sich ein Zertifikat ausstellen zu lassen, auf dem steht, dass in ihrem Henna keine chemischen Zusätze drin sind.

Und Max? Dessen Haut hat sich erholt. "Ich habe aktuell sogar ein normales Henna-Tattoo auf genau derselben Stelle, wo auch der Skorpion war", berichtet er, "und bis jetzt ist alles gut!"

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