Weihnachten beginnt schon Anfang November

9.11.2017, 18:01 Uhr
Fasziniert hat Linda (24) aus Roßtal einen dänischen Brauch erlebt: Schon Anfang November kommt ein spezielles Weihnachtsbier auf den Markt.

© privat Fasziniert hat Linda (24) aus Roßtal einen dänischen Brauch erlebt: Schon Anfang November kommt ein spezielles Weihnachtsbier auf den Markt.

Wenn die Tage immer kürzer werden, die Temperaturen immer weiter fallen und man sich am liebsten mit einer heißen Tasse Kakao im Bett verkriechen möchte, ist der Winter nicht mehr fern – und damit auch Weihnachten.

Ich hatte mich vor meiner Zeit in Dänemark auf die Kälte eingestellt. Und ich freute mich schon, das dänische Weihnachtsfest mit typischem Essen und Getränken dann im Dezember live mitzuerleben.

Dezember? Von wegen! Die Weihnachtssaison beginnt hier schon weitaus früher. Jedes Jahr kommt in ganz Dänemark an einem Tag Anfang November das offizielle Weihnachtsbier einer Großbrauerei in Kopenhagen auf den Markt. Und dieser Tag gleicht einem nationalen Feiertag.

Der Name J-Dag (Julebryg-Dag) bedeutet nichts anderes als Weihnachtsbier-Tag. Begonnen hat es mit einer Werbung der Brauerei im Jahr 1980, die besonders auf Weihnachten abgestimmt war, obwohl sie nur das ganz normale Bier bewarb.

Nur sechs Wochen

Der Clip um Santa und Rudolph, die lieber Bier statt Geschenke wollten, war so erfolgreich, dass die Brauerei im folgenden Jahr ein besonderes Weihnachtsgebräu auf den Markt brachte. Seitdem ist das Julebryg das am viertmeisten verkaufte Bier in Dänemark – obwohl es nur sechs Wochen im Jahr erhältlich ist!

Am Julebryg-Dag starten verkleidete Mitarbeiter der Brauerei pünktlich um 20.59 Uhr und fahren das Bier zu Bars und Pubs verschiedener Städte. Dort werden kostenlos Flaschen verteil. Wo das sein wird, erkennt man leicht an riesigen Werbeplakaten und zahlreichen Wimpeln.

Aber niemand weiß, wann! Gemeinsam mit Freunden beschloss ich also, in einer der belebtesten Bar-Straßen Kopenhagens auf die Elfen und Weihnachtsmänner mit dem Bier zu warten. Falscher Schnee aus Badeschaum wurde in die Luft geschleudert – wobei es bei den Temperaturen schon fast für echten Schnee gereicht hätte – und es drängelten sich ziemlich viele Leute in und um die Pubs.

Endlich kam die langersehnte Bierlieferung – in einem Lkw im blauen Weihnachtslook. Darauf zu lesen war die Weihnachtsbotschaft der Brauerei: Frohe Weihnachten und ein gutes Jahr — wobei das letzte Wort Tub’år ein Wortspiel aus "Tuborg" und "år" (Jahr) war.

Die Ladefläche öffnete sich, und heraus kamen verkleidete Weihnachtsmänner und Elfen, die zu den Klängen von "Winterwonderland" und "Last Christmas" tanzten und blaue Zipfelmützen in die Menge warfen. Was nach vor-weihnachtlicher Idylle klingt, war leider ziemlich stressig. Denn alle Anwesenden versuchten verzweifelt, eine der kostenlosen Mützen mit einer blinkenden Lichtkugel als Bommel zu schnappen – oder einem anderen vom Kopf zu reißen.

Pro Bar gab es dann zwei oder drei Kästen Freibier, und wer eines ergatterte, konnte sich glücklich schätzen. Denn danach gab es das Weihnachtsgebräu – wie alle andern Biere in den Bars – für Kopenhagen-typische Preise von fünf bis sieben Euro zu kaufen.

Dazu musste man es allerdings erst mal hineinschaffen, denn Pubs und Bars waren restlos überfüllt. Noch Stunden später fuhren die Lastwagen durch die Straßen und Gassen, begleitet von trinkfreudigen Weihnachtsenthusiasten.

Mein Fazit: Der Julbryg-Dag ist ein tolles und witziges Erlebnis, aber auch ziemlich hektisch. Es geht mehr um das Spektakel und das kostenlose Bier als um Weihnachtsstimmung. Dafür braucht es wohl etwas mehr Ruhe und Entspannung – die in den nächsten Wochen hoffentlich noch aufkommen werden.

Verwandte Themen


Keine Kommentare